Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

Freiheit und Eigenverantwortung (Diese Sendung kann schlechte Laune verursachen)

| 55 Kommentare

Und Belarus, mehr Geld, Venezuela, der Blick nach 2021, Xinjiang, Wirecard, Pornhub sowie das Klima.

Das Überraschende diese Woche ist, dass die guten Nachrichten alle irgendwie mit dem Klima zu tun haben. Dafür gibt es einen fetten Block zur Coronapolitik in Deutschland. Außerdem blicken wir wie immer nach Belarus, auf Ungarn und Polen, nach Venezuela und China und mit Sham auf – wait for it! – Pornhub.

Links und Hintergründe

Die Wochendämmerung und ihre Bonusfolgen sind ein kostenloses Angebot. Wenn ihr unseren Podcast mögt, dann schmeißt uns doch ein paar Euro in den Hut.

55 thoughts on “Freiheit und Eigenverantwortung (Diese Sendung kann schlechte Laune verursachen)

  1. hinkelhonk sagt:

    allein der ausdruck „arbeitgeber“ ist ansich doch total orwell-esk: die arbeitnehmer geben doch ihre arbeit, die arbeitgeber nehmen diese und könnten ohne diese arbeit einpacken! arbeitgeber geben vielleicht geld.
    hmmmm. genug der subversiven gedanken…:-)

    ich werde jetzt aber auch mal was an euch zahlen. weil ich es kann und euer gelaber gut finde, und seit schon ganz schön langer zeit regelmäßiger hörer bin.

    danke für eure arbeit (sic!), die ich hiermit gerne nehme! :-p

  2. Gentle_Giant sagt:

    Nachdem ihr die Geschichte um den kleinen Philipp und seinem „Engagement“ bei August Intelligence ja gefühlt wochenlang genüsslich ausgeschlachtet habt, hätte ich es durchaus für zumindest erwähnenswert gehalten die Ereignisse um Frau Gallina und Herrn Untersteller kurz zu thematisieren.

    Muss ich die Wochendämmerung mittlerweile als gefühltes Sprachrohr der Grünen verstehen oder erfolgt die kritische Auseinandersetzung/Bashing nur beim bzw. mit dem politischen „Gegner“ ?

    Als Beamter in der Berliner Landesverwaltung, welcher in regelmässigen Abständen mit den geistigen bzw. ideologischen Verirrungen des zuständigen Senators konfrontiert ist, kann ich das leider alles nicht so abfeiern und hochjubeln wie ihr das gefühlt seit Jahren tut.

    So long… frohen 3. Advent!!

    1. Katrin sagt:

      Danke für den Hinweis. Ist halt schwer, immer ALLES mitzubekommen, und das ist zB komplett an mir vorbeigegangen.
      Und nein: wir sind vielleicht linksgrünangesifft, aber wir haben aus Gründen kein Parteibuch mehr.

    2. Chris sagt:

      Zu Eurer Verantwortlichkeit der Arbeitgeber. Solange der Staat als Arbeitgeber völlig versagt, ist es schwierig. Meine Frau arbeitet im Jugendamt. Nicht nur, dass sämtliche Bemühungen der Angestellten, sich auf den Winter vorzubereiten unterbunden wurden, mit dem Argument, man sei doch im März erfolgreich gewesen – Hint: Selbst Besuche bei für Probleme bekannte Familien haben nicht stattgefunden, Familien, die Bedürfnisse anmeldeten wurden abgewiesen – sondern zusätzlich hat der Arbeitgebet – was den Schutz der Arbeitnehmer angeht, völlig versagt. Masken: es wurden Mitarbeiter freigestellt zum Nähen von 2 Masken pro Angestellten. Homeoffice nur Abteilungsleiter – für mehr reichte die IT Infrastruktur nicht. Büros weiter zu zweit. Besprechungsräume so wie bisher. Das Amt sollte mehrere Mitarbeiter für die Verfolgung von Covid stellen. Alle Bemühungen dort wurden im Juni eingestellt. Im November dann wieder Aufregung! Wir brauchen jetzt 5 Mitarbeiter. Insgesamt Chaos! Einzig, Freistellung bei Homeschooling waren relativ leicht.
      Aber es hat keine Vorbereitung oder Planung bezüglich COVID gegeben – selbst jetzt noch nicht.
      Die Verwaltung – zumindest in meiner anekdotischen Wahrnehmung – versagt genauso wie Schulen, Gesundheitsämter,…

      1. Martino sagt:

        Danke für den Kommentar, das passt auch zu meiner Beobachtung.

        Die Angestellten und Beamten des Staates müssen weiterhin zumindest wechselwöchig ins Büro kommen. Im Homeoffice müssen sie ihre eigene Hardware verwenden. Der Staat scheint seine Funktionsfähigkeit über das Offenhalten von Behörden demonstrieren zu müssen. (In diesen Behörden verbringen dann übrigens Leute ihre Zeit damit, die Straßenzüge für die Maskenpflicht in der Innenstadt aufzulisten.)

        Gleichzeitig sind in der freien Wirtschaft die allermeisten Büro-Angestellten seit März ununterbrochen im Homeoffice (meine Filterbubble), Ich kenne sogar einige Fälle, in denen nach Übergabe von Diensthandy und Laptop neue Kollegen sofort wieder ins Homeoffice verschwunden sind und dort eingearbeitet wurden.

        Leider können es sich natürlich genau die Angestellten, deren Firmen immernoch kein Homeoffice hinbekommen wollen, es sich nicht leisten, einfach den Arbeitgeber zu wechseln (weder jetzt noch nach der Krise).

        1. der Holger sagt:

          bin auch tätig im Grossraumbüro

          und aus meiner Sicht (sowohl gesellschaftliches Arbeitsleben als auch Arbeitsleistung) froh nicht im Heimbüro tätig zu sein.
          Vor die Wahl gestellt würde ich nach derzeitiger Situation auch den Arbeitsplatz statt Heimbüro wählen.
          Da betrachte ich mich als Ausnahmen im Bereich des technisch kreativen Bereichs. Da geht nichts über Kaffeeküchengelaber sowohl mit den Chefs als auch den Kollegen.

          Ja es gibt Maskenpflicht und jeder hält sich daran – ist eine konservative ländliche region. da sind nach meinem eindruck die menschen schon immer vernünftig gewesen. auch aus dem grund sind noch immer die Infektionszahlen herrlich gering.

          im gesamten Jahr gab es bei vielen 100 Mitarbeitern bisher nur 2 Warnmeldungen wegen Infektion mit Sars-cov2. 1mal negativer Test aber Alarm wegen Infektion im Familienkreis und einmal echte Infektion (leichter Verlauf) und Kontaktpersonen wurden vororglich heim geschickt.

          Vorbereitung für Eskalationsfall: Mitarbeiter im Kundenkontakt (der ist telefonsich oder elektronisch) müssen Klapprechner mitnehmen. Abteilungen wurden im betriebsgelände verteilt, damit nie im Eskalationsfall eine komplette abteilung ausfallen soll.

  3. Oliver sagt:

    Eure Auseinandersetzung mit den Maßnahmen ist interessant.
    Vor allem unter dem Gesichtspunkt das Holgi ja gerne auf Herrn Kekulé schimpft, der vieles seit Anfang der Pandemie fordert was auch Ihr jetzt sagt. Auch sprach er schon sehr früh von Schnelltests, die ein Herr Drosten immer noch nur zähneknirschend als gut empfindet und viel zu lange „validieren“ musste. Bis heute sind diese nur für medizinisches Personal verfügbar. Ohne Schnelltests werden wir massive Schwierigkeiten bekommen. Diese sind nun vor allem in den Pflegeeinrichtungen wichtig, in denen wir mehr als 1/3 der Toten zu beklagen haben, über die im übrigen viel zu wenig gesprochen wird.

    Auch später werden diese für den Erhalt der Wirtschaft wichtig. Bei uns und in anderen Unternehmen ist die Krankheitsrate rapide gestiegen, da es bei jeder Erkältung zunächst einen PCR Test abzuwarten gilt. Manche Arbeiten lassen sich nicht vom Home Office regeln. Es gilt ein Gleichgewicht zu wahren an Vorsorge und Schutzmaßnahmen zu einem Erhalt des Wirtschaftsleben, sonst werden auch die ETFs von Holgi irgendwann stark einbrechen. Diese Pandemie wird uns noch lange beschäftigen denn wir wissen noch nicht wie lange wir Immunität erreichen werden, das sagt selbst der Vorsitzende der Impfkommision.
    Zu Anfang der Pandemie war mir völlig unklar warum man nicht auf Null Neuinfektionen setzt und wieso man den Lockdown deshalb nicht noch 3 Wochen verlängert hat. Auch kann ich nicht verstehen warum man nach Grenzübertritt keine 2 Wöchige Quarantäne erforderlich machte. Aber die Leute und auch da könnt Ihr Euch nicht ausnehmen, mussten ja dringend in den Urlaub fahren. Da kann man dann eben nichts machen.

  4. Pseudo Nym sagt:

    Zitat Holger: „Content Moderator auf einer Pornowebsite. Wer macht sowas?“
    Das kann ich dir sagen: Wenn du sowieso viele Pornos konsumierst, dann kommt dir vielleicht irgendwann der Gedanke, dass du mit dieser Zeit ja auch gleichzeitig etwas Nützliches tun kannst.
    Das ist z.B. der Grund, warum ich Moderator im Pornobereich eines großen deutschsprachigen (oldschool) PHPBB-Forums bin.
    Ich bin da relativ abgebrüht. Egal ob es um dokumentieren Kindesmissbrauch, Tierpornos, Leichen oder Vergewaltigungen geht, ich mach mir da keinen Kopf drum und lösch den Scheiß einfach. Wer sowas postet bekommt dann natürlich noch nen Perma-Bann und gut is.
    Ich glaube mal, es gibt keine illegalen Inhalte, die ich noch nie gesehen und gelöscht habe. Wenn du das richtige Mindset dafür hast, kann das schon eine sehr befriedigende Tätigkeit sein. Ist im Grunde wie Müllabfuhr spielen.

  5. Marc sagt:

    Da dachte mich mir, Holgi, Kathrin und die ominöse Gefahr durch die CSU… kann doch gar nix dran sein. Naja, als Franke hat man es da bisweilen schwer.
    Bemühe die Suchmaschine meiner Wahl und siehe da: die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und Ungarn sind ausgeprägter als ich vorab vermutet habe.
    Offizielle Quelle https://www.bavariaworldwide.de/ungarn/ueber-ungarn/wirtschaftsbeziehungen
    …sagt: Die bayerischen Importe aus Ungarn beliefen sich 2015 auf rund 8,5 Milliarden Euro, die Exporte nach Ungarn auf rund 3,1 Milliarden Euro.
    Ungarn [belegt] im bayerischen Außenhandel den dritten Platz der Länder in Mittel- Ost- und Südeuropa und den zehnten Platz weltweit.
    Ungefähr 250 bayerische Firmen sind mit Niederlassungen in Ungarn vertreten, gut 60 davon mit eigenen Produktionsstätten
    ….v.a. Automobilindustrie… Es wäre doch schade, wenn die guten Geschäfte leiden würden.
    Wenn man mit Deutschland vergleicht ist die wirtschaftliche Verflechtung Bayerns mit Ungarn deutlich höher als im Bundesgebiet. https://www.cluster-bayern.de/fileadmin/user_upload/stmwi/Publikationen/2018/2018-12-28_1755_IHK_Aussenhandel_2017.pdf
    Wenn man aber schaut wer alles vor Ungarn liegt, so sind eine ganze Menge EU Länder davor.
    …wäre doch schade, wenn man es sich mit denen verscherzt weil man auf Autokraten setzt.

  6. der Holger sagt:

    zum Thema Schwerfkraft von Angela Merkel.

    so eindeutig ist das (wissenschaftlich gesehen) wirklich nicht. Und wenn schon die Wissenschaft herhalten soll muss mindestens ein kleiner Hinweis dazu erfolgen.

    Langer Text:
    https://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2011/02/04/wie-man-die-raumzeit-krummt-teil-v/?all=1

    Kurz: die gefühlte Schwerkraft ist nur eine Scheinkraft – also eine subjektive Vorstellung der Realität. Es geht um Raumzeit.

    Ein einfacher Vergleich gilt wohl mit der Bewegung der Sonne um die Erde oder andersrum der Erde um die Sonne (Bezugssystem nur unser Sonnensystem)

    bis vor kurzem (paar hundert Jahre) war wissenschaftlich anrerkant: die Sonne und Sterne und Planeten kreisen um die Erde und die Bahnen konnten vorherbestimmt werden.
    Inzwischen ist klar: Erde kreist um Sonne. Aber nichtmal Sonne ist Mittelpunkt. Nichtmal Milchstrasse ist mittelpunkt, Nichtmal lokale Gruppe ist Mittelpunkt der elliptischen Bewegung.

    Aber: etwa aus Sicht eines Architekten reicht es auch aus die Auswarbeitung der Lage des Hauses mit Fenster und Kollektor mit der alten falschen Vorstellung (Sonne kreist um Erde) auszuarbeiten. Das Ergebnis wird stimmen.
    Wer aber Sateliiten baut darf diese falsche Vorstellung nicht nutzen.

    Und so ist es mit der Schwerkraft: wer nur wissen will wie schnell der Hammer runterfällt kann die falsche Vorstellung der Anziehungskraft nutzen. (oder wie Merkel dies als lustiges Elelement im Vortrag). Aber wer damit Forschung betreibt oder dies als 100% Wahrheit darstellen will darf dies eben nicht.

  7. Unmar sagt:

    min.30:00:

    Ich kann Frau Merkels Appelle nicht mehr hören, denn wenn ihr es wirklich so wichtig sei und würde sie ihren Amtseid ernstnehmen [Gefahr vom deutschen Volk abwehren / fernhalten], dann soll sie doch bitte endlich den Notstand ausrufen. Ansonsten soll sie die Klappe halten *pardon* und nicht noch mehr Spaltung in die schwierige Konsensphase der MinisterInnen treiben.

    Link:
    https://www.tagesschau.de/inland/notstandsgesetze-deutschland-101.html

    1. Katrin sagt:

      Ja, das war auch ein Kommentar von Alice Bota auf twitter, den wollte ich eigentlich noch kommentieren:

      https://twitter.com/AliceBota/status/1336691998036799488

      Das stimmt in meinen Augen nur bedingt. Den Notstand auszurufen ist ein verdammt krasser und ich finde zurecht letzter Schritt. Ansonsten muss es eben laufen, wie es grade läuft: mit den Ländern abgesprochen. Das ist rein demokratietheoretisch auch eine gute Sache – nur im Moment ist es schwer auszuhalten, weil die Entscheidungen so so schlecht gewesen sind. Da wünschte man sich eben, die eine oben an der Spitze hätte mehr zu sagen. Aber nur, weil sie Angela Merkel ist – wie wäre es unter Kohl oder Schröder wohl gewesen? Und genau das muss man natürlich immer mit einkalkulieren, dass an der Spitze jemand wie Merz landet oder so und deswegen im Zweifel die ganze Sache auf viele Schultern verteilen.
      Das lähmt in Situationen wie jetzt. Schützt aber in den meisten anderen Fällen vor so Despoten, wie sie anderswo entstehen.
      Und deswegen sind die Notstandsgesetze auch sehr, sehr mit Bedacht zu nutzen. Und offenbar gibt es ja jetzt Bewegung in den Ländern. Warten wir ab, was morgen rauskommt.

      1. Eule sagt:

        Exakt. Es heißt ja oft so schön „Der Firnis der Zivilisation ist dünn“. Das gilt leider auch für die Demokratie – wenn’s irgendwo hakt, sitzt der Ruf nach einer starken Hand die mal ordentlich auf den Tisch haut und zeigt wo’s jetzt langgeht ziemlich locker.

        Demokratie ist die beste, aber halt leider gleichzeitig auch für die Individuen anstrengendste Regierungsform, die uns bislang eingefallen ist.

        1. Unmar sagt:

          zu „Eule“: Und was wollen Sie mir mit einem Kalenderspruch, einer Redewendung und einer Annahme, die Winston Churchill [was a racist] zugeschrieben wird, sagen? Empfinde ich als Scheinargument, um mit dem Argument „Vorsicht Diktatur!“, meinen validen Punkt, denn es gibt diese parlamentarische Möglichkeit, zu diskreditieren, ohne selbst (Gegen-)Argumente zu liefern. Aber ich habe Ihren Kommentar wahrscheinlich nur missverstanden bzw. ist er bei mir falsch angekommen.

          1. Eule sagt:

            Ein autoritäres System ist aus vielen Gründen auf den ersten Blick verlockend. Alle kennen ihren Platz, es gibt klare Entscheidungswege, es gibt kurze Entscheidungsfristen, politisches Handeln ist meist sehr eindeutig. Keine Zeitverschwendung, kein ewiges Herumlabern, keine halbgaren Kompromisse, sondern Taten, Handeln, Fakten schaffen. In schwierigen Zeiten will man das gerne so haben. Und es ist bequem: Das Volk hat keinerlei Verantwortung. Niemand muss sich mit schwierigen Details und unterschiedlichen Perspektiven befassen, oder Optionen abwägen. Demokratie ist in vielerlei Hinsicht das Gegenmodell: Im Idealfall sind alle sehr häufig damit beschäftigt, müssen sich dauernd informieren und eine Meinung erst bilden und dann wieder hinterfragen, Entscheidungswege sind ewig lang und am Ende unbefriedigend. Zuständigkeiten wirken undurchsichtig.

            Alles das macht Autoritarismus schon gefährlich ohne dass er überhaupt herrscht: Der Sirenengesang von einfacher = schneller = besser. Wir sind halt ungeduldig und können Risiken nur schwer abschätzen. Der Preis für die schnellen Entscheidungen kann dann aber ebenso schnell sehr hoch sein, denn was einmal als möglich etabliert ist, wird künftig umso leichter einfach nur eine Option unter vielen sein. Das ist wie bei der Funkzellenabfrage oder den Netzsperren: Eingeführt wegen schwerer Straftaten wie dokumentiertem Kindesmissbrauch, eingesetzt dann wegen Kleindelikten und irgendwann womöglich wegen kritischer Tweets über den Bundeskanzler. Unrealistisch? Vielleicht, aber willst du dieses Risiko eingehen? An den USA sehen wir doch gerade, wie weit eine Demokratie innerhalb weniger Jahre geschleift werden kann.

            Die Notstandsgesetze haben in Deutschland eine schwierige Geschichte. Wir haben die Erfahrung der Weimarer Republik mit den Notverordnungen nach Artikel 48 WRV. Es hat sich trotzdem die Überzeugung durchgesetzt, dass es Regelungen für einen Krisenfall geben muss, um nicht als Staat völlig handlungsunfähig dazustehen. Wie auch der von dir genannte Tagesschau-Artikel schreibt, ist das Ergebnis aber bislang ungetestet und juristisch nicht eindeutig einzuschätzen (was an sich nicht ungewöhnlich ist, aber hier besonders fatal). Eine konkrete Anwendung schafft also neue Unsicherheiten und Präzedenzfälle. Wie Katrin schon schrieb: Das Risiko ist groß, und damit muss die Not schon extrem hoch sein, denn wir setzen hier potenziell Grundpfeiler des Staates und damit die langfristige Zukunft von vielen Millionen Menschen unter einen Belastungstest. Und wie Katrin auch schrieb: Noch haben wir andere Handlungsoptionen. Wir sollten sie erst ausschöpfen. In der Demokratie hat auch das Volk Verantwortung. Im Zweifel die, der Politik deutlich (aber bitte verbal) in den Hintern zu treten.

            Du bist ungeduldig. Das ist absolut verständlich. Dein Lösungsansatz ist aber verzweifelt.

          2. Unmar sagt:

            Eine Katastrophe mit 500+ Toten pro Tag und Wochen aufzuhalten, ist eine Pflicht der Bundeskanzlerin (siehe ihren Amtseid). Eine Grundsatzdiskussion über Staatsformen und schlechte, gefährliche Gesetze für Bürgerrechte, möchte ich nicht führen, weil es schlicht darum hier nicht geht – ich möchte die Feuerwehr anrufen bzw. dass Frau Merkel die Feuerwehr endlich anruft (seit Anfang Dezember spätestens; ansonsten soll sie, wie ich schrieb, bitte die Klappe halten und sich aus dem Konsensprozess der MinisterInnen raushalten und die Moderation dem Bundespräsidenten überlassen, der während seiner Amtszeit die Parteimitgliedschaft ruhen lässt und somit (eig.) besser dafür geeignet ist).

            Notabene: Und wie wir gerade mitbekommen, kommt der harte Lockdown und wie wir wissen / lernen mussten, kostet(e) jeder Tag eines zu späten Lockdowns Menschenleben.

          3. Katrin sagt:

            Okay, aber haben denn die Ministerpräsidenten keinen geschworen?
            Die meisten schwören auch, dem Wohle ihres Volkes zu dienen.
            Kommen sie dem nach?
            Ich bin auch sauer, aber unsere Demokratie ist aus guten Gründen so gebaut, dass eine derartige Fixierung allein auf Merkel für mich unverständlich ist.

            Und dann, mal von dieser Frage abgesehen, muss man auch bedenken: Der Amtseid hat keinerlei rechtliche Bedeutung, gegen Verletzungen des Amtseides kann nicht juristisch vorgegangen werden. Die strafrechtliche Ahndung von Verletzungen der Amtspflichten ist von der Leistung des Amtseides unabhängig.

            Ich sage es ungern nochmal: die Bevölkerung in diesem Land hat sich die Politiker*innen gewählt, die am wenigsten verdächtig sind, irgendwas an der Comfort Zone Germany zu ändern. Siehe Klimawandel. Bloß nicht zu viel tun! Könnte ja die armen Pendler dann treffen oder die Leute, die sich nur Billigflieger leisten können… nee nee… zu so einer Politik gehört konsequenterweise eben auch das, was wir gerade als Reaktionen auf Corona sehen ¯\_(ツ)_/¯

            Ja: das ist verantwortungslos und scheiße. Es tötet Menschen – aber es ist nur konsequent weiter gestrickt, was in zig anderen Bereichen in den vergangenen Jahrzehnten üblich war und was die Leute wollen. Deswegen sind wir ein Autofahrerland, Hunderttausende sterben wegen Luftverschmutzung, wir rasen in die Klimakatastrophe und wir lassen arme Menschen auf den Straßen erfrieren. Würde eine Mehrheit etwas anderes wollen, hätten wir andere Regierungen.

            Politik ist nicht “die da oben”, sondern das, was wir wählen, was wir alle diskutieren, wie wir als Bürger*innen auf Probleme reagieren und welche Lösungen wir uns wünschen.

            Nichts desto trotz hat Martino auch recht: Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit wir gut leben können. Tut sie es nicht, wird sie ihrer Aufgabe nicht gerecht.

          4. Eule sagt:

            @ Unmar:
            Der Bundespräsident ist dafür überhaupt nicht geeignet; im Gegenteil, eine solche Rolle mitten im akuten Tagesgeschäft würde seine Position in nie dagewesener Form politisieren. Die Länder haben sich den Bund als „Dachverband“ für gemeinsame Aufgaben gegeben, also liegt die Moderationsrolle ganz naturgemäß bei der politisch verantwortlichen Exekutivposition in diesem Dachverband, und das ist die Kanzlerin.

          5. Martino sagt:

            „zu so einer Politik gehört konsequenterweise eben auch das, was wir gerade als Reaktionen auf Corona sehen“
            Wer bist du, und was hast du mit Katrin gemacht?! Solche zynischen Töne ist mal von dir gar nicht gewohnt.

          6. Katrin sagt:

            ja, sorry. 2020 geht auch an mir nicht spurlos vorbei …

          7. Unmar sagt:

            ich wiederhole mich nochmals: Mein Kommentar galt explizit der Sendungsminute 30 und explizit dem „in den Medien und auf twitter“ gefeierten Appell der Kanzlerin, den ich aus besagten Gründen nicht mehr ernst nehmen kann. Alle weiteren in den Drukos erwähnten Punkte sind richtig und wichtig, es gehört aufmerksam zu ein, was die Exekutive macht, und Fehler / Fehlentwicklungen gehören an der Wahlurne auch widergespiegelt, aber diese großen, vielschichtigen Themen wollte ich explizit nicht aufmachen, sonst hätte ich einen so großen Bogen spannen müssen, den man aber in Diskussionen im Internet sowieso nicht geschlossen bekommt, weil jeder und jede neue Punkte und Themenblöcke aufmacht, was das Diskutieren im Internet erschwert *nichts für ungut, ich werfe bereits den ersten Stein*. – – wünsche noch einen schönen Sonntag!

      2. Unmar sagt:

        Vielen Dank für die Antwort. Was andere PolitikerInnen in dieser Zeit unternommen hätten, mag ich mir nicht anzumaßen zu beurteilen – ich / wir können nur beurteilen, was geschieht, durch Personen in den verantwortlichen Positionen. Im Frühjahr, als ich erstmals von diesem Notstandsgesetz las – wer hätte so ein Ausnahmegesetz in Deutschland erwartet? –, war ich sicherlich auch kein Freund davon, aber wir sprechen seit mehr als einer Woche von einem vollbesetzten A380-Großflugzeug bzw. zwei vollbesetzte ICE-Züge an Verstorbenen PRO TAG!! Was braucht es mehr, damit ein Notstand nationalen Ausmaßes erreicht ist? Die seit Tagen zu hörenden Notrufe aus den Krankenhäusern und von Expertinnen müssen endlich erhört werden und das Land endlich einheitlich komplett runtergefahren werden und weil jeder Tag zählt, hätte das schon vor Tagen per Ausrufung des Notstands erfolgen müssen, wofür es meines Empfindens eine demoskopische Mehrheit gäbe. Ich finde, es genügt nicht mehr, dass Frau Merkel, wie in der EU am Freitag, die Moderatorin für einen Hauptsache-wir-haben-einen-Kompromiss spielt und deshalb nehme ich Frau Merkels Appelle nicht ernst, denn ihrem Amtseid wird sie zurzeit schlicht nicht gerecht: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

        1. Martino sagt:

          „vollbesetzten A380-Großflugzeug“
          Stellvertretend für alle, die diesen Flugzeug-Vergleich bringen:

          Wenn hier jeden Tag ein A380 abstürzen würde und wir dies verhindern könnten, indem wir alle im Lockdown leben, würde hier weiterhin jeden Tag ein A380 abstürzen.

          1. Unmar sagt:

            Eben nicht, weil dann niemand fliegen würde und somit eine A380 weder starten noch vollbesetzt wäre.

          2. der Holger sagt:

            es sterben hierzulande jeden Tag seit Jahren 2500 Menschen.

            über 1000 an Herzkreislauferkankungen.
            trotzdem bleibt Fehlernährung und Bewegungsmangel erlaubt und es gibt keine Pflicht vorzubeugen.
            fast 1000 an Krebs (ursache ist nicht nur Zufall, auch fehlverhalten wie Rauchen Saufen Sonnen)
            dann Unfall (Haushalt und Verkehr) trotzdem ist Haushalts weiterhin erlaubt.

            nur der Rest stirbt „einfach so“ wegen Altern.

            der Tot ist etwas natürliches und kann nie verhindert werden. Und solange die tägliche Anzahl im Bereich von 2500 bleibt wird auch keine Diskussion dazu starten.

          3. Martino sagt:

            Siehst du, hier scheitert die Metapher. In dem Corona-A380 sitzen wir alle drin und kommen fast nicht raus. Manche mehr, manche weniger.

            Was ich mit meinem Kommentar sagen wollte:
            Es fällt scheinbar der Politik* extrem schwer, den Lockdown zu verhängen, um den A380 zu retten. Stattdessen guckt man sich seit mindestens einer Woche; eigentlich schon den ganzen November viel zu hohe Infektionsraten an und wartet lieber ab.
            Und ich glaube nicht, dass die Entscheidung anders ausfallen würde, nur weil die Menschen anders sterben. Entscheidend ist der Preis, der zu zahlen ist. Klar würden wir alle nicht in den A380 einsteigen, wenn jeden Tag einer abstürzt. Aber nicht einzusteigen ist auch ein kleiner Preis.
            Wenn wir allerdings fragen, ob Leute lieber 6 Monate im Lockdown leben oder einsteigen, würden viele wohl doch lieber einsteigen.

            *Ich sage hier ganz absichtlich „Politik“, denn der einzige Grund, dass das Geschehen nicht noch viel schlimmer ist, ist, dass viele Menschen aus Angst bereits schon längst im Lockdown leben.

        2. Titus von Unhold sagt:

          Nimmst du dieses Amtseidgedöns wirklich ernst? Dann hast du imho wirklich ein Problem. Denn abgesehen davon dass man auch ein Eintopfrezept aufsagen könnte, ist das ein Vorwurf der aus dem selben Lager kommt in dem man auch von „importierten Kopftuchmädchen und Messermännern“ spricht.

    2. Matthias sagt:

      Ich glaube, dass politische Kommunikation nicht so einfach ist. Ich stelle mir das auch immer sehr einfach aus meiner eigenen Situation vor, aber es gibt doch so viele Interessenslagen. Ist es nicht ein Spiel zwischen Vernunft und Gefühl? Man könnte unserer Bundeskanzlerin unterstellen, dass es unredlich ist die emotionale Wildcard zu spielen, aber ich glaube, dass es genau die vielleicht unbewusst richtige Entscheidung war. Sie holt die Menschen genau da ab wo sie auch stehen – in einer hochemotionalen Gemütslage.
      Alexander Kluge hat einmal gesagt, dass der Irealismus des Gefühls den Tatsachen gegenüber steht. Darum geht es doch hier. Ich schätze diese emotionale Rede. Die Welt besteht eben nicht nur aus faktengierigen Technokraten, sondern auch aus empfindungssüchtigen Individuen.

      Was bleibt denn von uns über nach Corona?

  8. Martino sagt:

    Ergänzung zu Holgers Hinweis, dass die Politik ihre Verantwortung für Covid/Klimawandel abwälzt:

    Warum fahren Leute denn weite Strecken mit dem Auto zur Arbeit? Vielleicht, weil sie
    – sich eine Wohnung in der Nähe ihrer Arbeitsstätte nicht leisten können?
    – in der Nähe ihrer Wohnung keine Arbeitsstätte ist?
    – der ÖPNV nicht in angemessener Zeit zu ihrer Arbeitsstätte bringt?
    Und das alles, während die Politik den Diesel, Kohlestrom, die Schwerindustrie, die Automobilindustrie und Fluglinien unterstützt und schützt?

    Warum setzen sich Leute denn dem Corona-Risiko aus? Vielleicht weil
    – sie von ihrer Firma gezwungen sind, ins Büro zu fahren?
    – sie das Geld dringend brauchen? (Gastronomie, Friseure, etc.)
    – ihre Kinder tagsüber betreut werden müssen, damit sie arbeiten können?

    Es ist an der Politik, die Rahmenbedingungen zu schaffen; und dann Aufgabe der Bevölkerung, diese anzunehmen. Unter den falschen Bedingungen das Richtige zu tun, können sich nur die Reichen leisten; und die müssen es dann auch wollen.

    1. Katrin sagt:

      danke, der letzte Absatz nailed it.

    2. Titus von Unhold sagt:

      Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Solange die Leute nicht gänzlich auf Treffen im privaten Kreis verzichten und dort (sowie auf der Arbeit) auf das ganztägige Tragen von FFP2-Masken verzichten, ist der Politik nur bedingt ein Vorwurf zu machen.

      Denn wenn man die Leute so bevormundet wie sie es durch ihr infantiles Verhalten verdienen, ist es auch wieder falsch.

  9. Hannes sagt:

    Servas aus Österreich, danke euch beiden für den Podcast, höre hier gerne rein.

    Hierzulande sind auch viele Holger-like erzürnt über die Politik (Regierung) die in ihren Augen „nichts“ tun und nicht auf die Wissenschaft hören (mehrheitlich linkes Lager).
    Ich denke, man muss unsere gewählten Volksvertreter auch ein wenig verstehen, müssen sie neben den mahnenden medizinischen oder virologischen Experten auch auf zig andere hören. Die Covid-19-Reise ist ein Balance-Akt. Was richtig odee falsch ist/war, wissen wir erst in einigen Jahren. Also ich möchte mit denen „da oben“ nicht tauschen. Haltet die Ohren steif! LG, Hannes

  10. Martino sagt:

    Idee zur Stärkung des Homeoffice:
    Wir könnten die „Beweislast“ umkehren. Wege zur Arbeit unterliegen ab auch der Ausgangssperre, d.h. sie sind i.A. verboten. Firmen, die ihre Angestellten vor Ort haben müssen, können dies beantragen.

    Scheitert natürlich daran, dass die Papierakten für den Jahresabschluss bearbeitet werden müssen.

  11. Marvin Michel sagt:

    Ich wollte kurz auf eure Kritik an den Arbeitgebern in der Pandemie eingehen: Ich habe da ehrlich gesagt eine andere Wahrnehmung. Ich arbeite in verantwortlicher Position in einem mittelständischen Produktionsunternehmen mit ca. 70 Mitarbeitern. Wir versuchen, soweit wir es können, alle Regeln und Empfehlung umzusetzen. Wenn wir den Laden zu machen um alle Mitarbeiter nach Hause zuschicken sind wir nach 2 Monaten pleite.

    Wir machen soweit es geht Home-Office, aber leider hat das bei unserer Größe Grenzen. Alle bekannten Hygienemaßnahmen haben wir seit März umgesetzt und ständig angepasst. Viele Mitarbeiter tragen auch in der Produktion den ganzen Tag Papiermasken, die wir als Arbeitgeber stellen. Keinen Mitarbeiter wurden wegen Fehlzeiten aufgrund von Corona (Kinderbetreuung, Fälle in der Familie, Urlaub im Risikogebiet) auch nur 1 € abgezogen. Diese Kosten tragen wir komplett, wie haben bis jetzt keinerlei Erstattungen von Staat bekommen. Unseren ersten positiven Fall in der Belegschaft haben wir mit selber beschafften Schnelltests und medizinischem Personal aus dem Freundeskreis in den Griff bekommen und somit einen weiteren Ausbruch verhindert. Eine dabei gefundene positive Personen komplett ohne Symptome wurde erst durch den Gesundheitsamt getestet, als wir die Übernahme der Kosten zugesagt haben. Der PCR-Test war natürlich positiv. Ich könnte immer weitere Beispiele bringen. Dabei bin ich nicht der Meinung, dass wir alles richtig machen. Wir werden als Arbeitgeber aber komplett alleine gelassen und versuchen trotzdem unsere Mitarbeiter so weit wir nur irgendwie möglich zu schützen und parallel das Unternehmen am Leben zu erhalten. Es gibt von staatlicher Seite keinerlei Unterstützung und sei es die Weitergabe von Wissen, dass schonmal viel helfen würde.

    Dieses Gefühl bekomme ich durchaus auch, wenn ich mit befreundeten Unternehmen sowie unseren Kunden und Lieferanten spreche. Wir kennen unsere Verantwortung und versuchen alles dieser gerecht zu werden und gleichzeitig die Jobs zu erhalten.

    Natürlich sehe ich auch, dass in einigen großen Unternehmen viel schief läuft. Aber die großen Menge der Arbeitgeber sind der Klein- und Mittelstand, der nach meiner Wahrnehmung großteils alles versucht seinen Teil zur Lösung der aktuellen Situationen beizutragen. Ich denke daher eure pauschale Kritik an allen Arbeitgebern greift zu kurz.

    1. Martino sagt:

      Vielen Dank an Firmen und Arbeitgeber wie euch, die ihr Bestes tun.

    2. Titus von Unhold sagt:

      „Es gibt von staatlicher Seite keinerlei Unterstützung und sei es die Weitergabe von Wissen, dass schonmal viel helfen würde.“

      Die BAuA und die DGUV informieren für meinen Geschmack (ich bin die Fachkraft für Arbeitssicherheit in meinem Betrieb) gut und umfassend:

      https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Coronavirus/Coronavirus_node.html

      https://dguv.de/de/praevention/corona/sonderseiten-corona/index.jsp

  12. Zu eurem Rant über Spuckschutzscheiben und fehlende Masken im Einzelhandel:

    Soweit ich es verstanden habe, können OP- oder Stoffmasken den Aerosolausstoß reduzieren, an den Seiten treten diese aber dennoch aus. Der wichtigste Effekt ist das Umlenken des Aerosolstroms, sodass diese nicht direkt in hoher Konzentration auf das Gegenüber treffen.
    Wenn 1 Kassierer:in 1-2 Stunden an der Kasse sitzt, reichern sich dann aber trotz seitlichem Austritt viele Aerosole an und verteilen sich, sodass nur der Haupteffekt des Spuckschutzes bestehen bleibt – damit gibt es dann aber kaum noch einen Unterschied zum Maskenlos hinter einer großen Plexiglasscheibe zu sitzen.
    Wenn sowieso Aerosole in der Luft hängen, können Kund:innen sich dagegen nur durch möglichst kurze Aufenthaltsdauer oder FFP2-Maske schützen.

    Das ist mein Verständnis, was habe ich übersehen? Wie kommt ihr auf die Idee, dass Alltagsmasken über längeren Zeitraum Aerosolakkumulation verhindern?

    1. Katrin sagt:

      Ich verlinke dir mal eine Studie, die genau das untersucht hat:
      https://www.nature.com/articles/s41598-020-72798-7

      Damit wird natürlich erst einmal nur festgehalten, was wir mantraartig seit März oder so aufsagen: Masken schützen in erster Linie andere.
      Da das Personal im Supermarkt vor allem anderen ausgesetzt ist, besteht der Hauptschutz natürlich darin, dass die anderen Masken tragen. Dennoch schlüpfen Aerosole an der Seite raus, völlig richtig. Und Spuckschutz wird die Mitarbeiter*innen davor nicht schützen. Er ist also, halten wir das kurz fest, sinnlos. Könnte aber die Mitarbeitenden verleiten zu glauben, er schütze sie genug. Man sagt ihnen ja auch: wir haben Spuckschutz und dahinter musst du die Maske nicht tragen (Mitarbeiter*innen im Supermarkt müssen keine Masken tragen). Doppelte Botschaft: Du brauchst es rechtlich nicht – und vermutlich wäre das nicht erlaubt, wenn es dir schaden könnte.
      Niemand sagt dem Personal: Wenn du dich selbst sicher schützen willst, bräuchtest du eigentlich ne FFP2-Maske.

      Niemand.

      Kommen wir zur Frage, ob die OP-Maske die Mitarbeiter*innen auch VOR den anderen schützen kann.

      Vermutlich wenig bis gar nicht. Quelle: https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(20)30323-4/fulltext

      Letzte Frage: Wenn das Personal, das schlecht vor austretenden Aerosolen der Kund*innen geschützt ist, den ganzen Tag ohne Maske hinter eine Plexiglasscheibe sitzt – ist es dann eine Gefahr für die Kund*innen?

      Und hier kommt wieder Punkt eins zum Tragen: Ja! Wer eine Maske trägt, schützt – so er infiziert ist – ganz effektiv andere davor, sich anzustecken. Damit wäre also die bestmögliche Reaktion auf das bisherige Wissen über Aerosole: Alle sollten Masken tragen; meines Wissens sind OP-Masken besser, als die meisten Alltagsmasken UND das Supermarktpersonal sollte mit FFP2-Masken ausgestattet werden, so man es denn wirklich schützen will.

      Plexiglasscheiben? – Nutzlos.

      1. Titus von Unhold sagt:

        „Niemand sagt dem Personal: Wenn du dich selbst sicher schützen willst, bräuchtest du eigentlich ne FFP2-Maske.

        Niemand.“

        Das wäre die Aufgabe der Fachkraft für Arbeitssicherheit oder des Betriebsarztes.

        „Plexiglasscheiben? – Nutzlos.“

        Jain. Wenn ein Kunde niesen muss oder ein Covidiot ohne Maske oder mit blankem Rüssel vor einem steht, verhindert die Scheibe dass große Tröpfchen in die Richtung des PErsonals fliegen. Immerhin besteht noch der Verdacht dass Infektionen auch über Viren die in die Augen gelangen ausgelöst werden können.

        Moderne Kassensysteme verfügen im Fußbereich auch über eine Belüftung. Je nachdem wie die Luftströme sich bewegen kann die Infektionsgefahr dadurch auch gemindert werden. Die Infektionszahlen im Einzelhandel sind zumindest unterdurchschnittlich.

        1. Mirko sagt:

          als ich mich letztens im Lidl mit einer durchgehend hustenden Verkäuferin ohne MNS konfrontiert sah, hab ich mir sehnlichst gewünscht, irgendeine Ahnung von Strömungsmechanik zu haben… Ich dachte in dem Moment nur daran, dass die Luft ja wahrscheinlich haupsächlich durch das Fenster rauskommt, wo sie die Waren rausschiebt, durch die Verengung noch zusätzlich beschleunigt und hab mich dann ’nen Meter daneben gestellt und umständlich die Sachen von der Seite rausgeangelt – und wurde natürlich angeglotzt, als ob ich bescheuert wäre

          Wie soll man sich denn bitte in so einer Situation korrekt verhalten? Frage für einen Freund im Spektrum, für den Einkaufen sowieso schon die pure Hölle ist.

    2. Katrin sagt:

      Und ja, wir sprachen in der Sendung von OP-Masken, nicht Alltagsmasken. Das nur zur Ergänzung

  13. Der Raketenmann sagt:

    Hallo Kathrin!
    Hoffe das darf hier so verlinkt werden. Ansonsten einfach löschen.
    Wollte Dir aber den Link zum heutigen Beitrag der ARD Sportschau zu Belarus zukommen lassen.

    Und allen anderen natürlich auch.
    https://www.ardmediathek.de/ard/video/sportschau/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWUwMWYwNDUxLWRmNTktNDY5MC1hN2MxLWZiZDg0ZDhjYjkzMg/

    Grüße
    Der Raketenmann

  14. Karl sagt:

    Zum Thema Alberta, CA:
    Ich bin in regelmäßigen Abständen zu (Familien)Besuch in Edmonton, Alberta. Mein Eindruck aus 2017 und 2019 ist ebenfalls, dass man sich langsam von der Sand-Öl-Industrie lösen will. Beim letzten fiesen Einbruch des Ölpreises brach gleichzeitig der Immobilienmarkt zusammen, weil „die Kanadier“ ähnlich auf Pump leben wie deren Nachbarn im Süden. Das war ein ordentliches Tal der Tränen.

  15. Manfred sagt:

    Kumpel hat mich soeben angerufen: Er arbeitet noch zwei Tage und wird dann arbeitslos, weil seine Firma den Lockdown nicht überstehen wird. Da die zugesagten Hilfsgelder nicht kommen (Novemberhilfen werden erst im Januar ausgezahlt. Deshalb macht die Firma dicht und entlässt alle Mitarbeiter*Innen.

  16. melanie sagt:

    Kleiner, mittelständischer Betrieb ins Süddeutschland. Pendle 2 h jeden Tag einfache Strecke mit der Bahn zur Arbeit. Ununterbrochen. Seit März. Arbeitgeber (mehrere GF) sind sich uneins, wie man mit Corona umgehen soll! Ein GF schickt in seinem Zuständigkeitsbereich alle in „Home Office“ – sprich: mobiles Arbeiten. Lässt in Blöcken arbeiten, damit sich die unterschiedlichen Blöcke nicht begegnen.
    Der andere GF besteht auf Präsenzpflicht, findet alles völlig übertrieben und gibt auch die Masken nicht heraus, die beschafft wurden.
    Alle Meldungen von Infektionen die unsere Mitarbeiter ans Gesundheitsamt geben, werden in Kat.2 eingestuft. Auch wenn man 8 h im gleichen Büro sitzt. Man hat ja Spuckschutz! Das Gesundheitsamt hört nur den Namen unserer Firma und bricht in Gelächter aus!
    Ich bin als BR im Krisenstab und könnte kotzen, weil selbst in unserem Betriebsratsgremium dann 1 oder 2 Kasper sagen: ach was….. Bettennot! Pflegenot! ist doch nur politisch so gewollt…..
    Danke, vieles von dem was ich mir insgeheim manchmal denke – und dann glaube, dass ist nonsens, weil ich kein Journalist bin und kein Wissenschaftler, wird von Euch bestätigt.

    Ach noch was: War es nicht die FDP die monatelang den Niedergang des deutschen Landes prophezeit hat, wenn nicht sofort alles wieder beim Alten ist? um sich gestern (Sonntag 13.12.) zu melden, dass der „harte“ Lockdown viel zu spät kommt……
    Viele bekleckern sich derzeit nicht mit Ruhm – und ohne CDU-Freundin zu sein: Frau Merkel nehme ich hier explizit raus!

    1. Titus von Unhold sagt:

      Ich bezeichne die FDP nur noch als AfD-Schwesterpartei. Damit ist es erträglich.

  17. Frank sagt:

    Soo toll ist die FAZ leider doch nicht. Passend zum etwas härteren Lockdown gibt es das Stöhr-Feuer mit Bezug auf die sattsam bekannten Zyniker Klaus Stöhr, Gerd Antes und Jonas Schmidt-Chanasit. Wobei letzterer Sonntag Abend noch den lockdown gutgeheißen hatte. Letztendlich läuft es darauf hinaus, die Zahl der Corona-Toten zu relativieren. https://bit.ly/385enMq

  18. NeoVg sagt:

    Zum Thema Pornhub hat Vice Motherboard ein paar interessante Hintergründe zusammengetragen: https://www.vice.com/en/article/wxqy4z/petition-shut-down-pornhub-trafficking-hub-earn-it

    Stellt sich raus, dass eine Initiative namens Traffickinghub seit längerem eine Kampagne mit dem Slogan „Shut down Pornhub“ gefahren hat, die auch in dem Artikel der New York Times erwähnt wird, der das ganze jetzt in’s Rollen gebracht hat. Diese Initiative wird finanziert von der stockkonservativen christlichen Vereinigung Exodus Cry, die sich eine Art moralische Reinigung auf die Fahne geschrieben hat, welche nur durch die Beseitigung jeglicher – auch bisher legaler – Pornographie und Sexarbeit erreicht werden kann.

    Kurz: Die Evangelikalen Pornhub abgeschossen. Was ne schöne Räuberpistole! xD

    Hier noch der Artikel der NYT: https://www.nytimes.com/2020/12/04/opinion/sunday/pornhub-rape-trafficking.html
    Und hier ein kritischer Text über Exodus Cry: https://medium.com/@justinethalley/the-siren-song-of-exodus-cry-d507a594c05d

  19. Sofia Rodriguez sagt:

    Also, natuerlich kann man nicht alles im Blick haben und noch weniger in eine Stunde packen. Aber wenn iher ein Beispiel wollt, wo es moch mehr als in Belarus wirkt, auf die Strasse zu gehen: Peru. Wirklich ein interessanter Fall in letzter Zeit. Drei Presidenten in einer Woche. Eine Mafia, die nichteinmal eine Ideologie durchsetzen wollte sondern nur die eigenen Geldinteressen (und nicht selber ins Gefaengniss kommen), musste zuruecktreten, weil die Leute massiv auf die Strasse gingen. https://www.spiegel.de/politik/ausland/peru-die-jungen-entdecken-ihre-politische-macht-a-a77b820f-abff-4605-a3bd-a17a6d3813f3

  20. catsie sagt:

    wow, sobald es um gesundheit und ernährung geht (und das ist selten), fällt mir die kinnlade runter. schokomüslis vom discounter sind ungesünder als die vom supermarkt?

    übrigens, bei diesem thema geht es auch um politik. leider gerade in der verantwortung einer notbesetzung. wie immer, wenn es um agrarministerInposten geht.

    1. Katrin sagt:

      Hallo,

      bitte verdreh mir nicht die Worte im
      Mund, danke.

      Und ja: es wäre ein wichtiges politisches Thema. Dass Frau Klöckner sich dem nicht annimmt, wundert nicht, wenn man sieht, mit wem sie so alles Werbevideos dreht.
      https://www.sueddeutsche.de/politik/kloeckner-ernaehrung-gesund-lebensmittel-lobbyismus-1.4477633

      1. catsie07 sagt:

        sorry, das war nicht meine absicht. ich hab jetzt nicht nochmal reingehört, aber was ist die aussage, wenn du sagst, ich hatte so wenig geld, dass ich die überzuckerten müslis vom discounter kaufen musste?
        was genau eure/deine gedanken zum thema agrar/ernährung/gesundheit (außer corona) sind, würde mich sehr interessieren. das kommt mir zu kurz. ich sage das, weil ich euch gerne zuhöre, weil ihr einen anderen blickwinkel in meine gedankenwelt bringt.

        1. Katrin sagt:

          ich hatte so wenig Geld, dass mein Wocheneinkauf bei aldi stattfand. dort habe ich gelernt, mir die Zuckermengen in den Lebensmitteln anzuschauen. Damals (also 2012 bis 2014/2015 etwa) war es nicht möglich dort Schokomüsli zu kaufen. Ich habe die Zahlen nicht mehr im Kopf, aber meine grundlegende Regel ist, dass ein Anteil von 10g Zucker auf 100g erklärungsbedürftig ist. In Marmelade oder expliziten Süßigkeiten natürlich nicht. In einem Produkt, das ich jeden Morgen meinen Kindern hinstelle schon.
          Ich habe damals das Schokomüsli deswegen trotzdem immer im Bioladen gekauft und so mache ich das bis heute. Auch im Supermarkt, also ich meine jetzt kein Discounter, ist es schwierig ein Müsli zu finden, das nicht so viel Zucker hat. ich habe mir lange selbst eine Mischung gemacht: Supermarktmüsli mit Haferflocken verdünnt.

          Der Punkt ist davon ab – und das sage nicht nur ich: Lebensmittelhersteller packen unnötig viel Zucker in die Produkte. Das ist bei Discounterprodukten im Durchschnitt (!) stärker zu beobachten, als bei zB Bioprodukten. Aber auch da gibt es keine Garantie, dass sie in der Hinsicht besser sind. Ich empfehle: https://youtu.be/OK6lNw6vVso

          1. catsie sagt:

            okay, so kann ich das nachvollziehen. danke für die ausführung. ich hatte ursprünglich entnommen, dass schokomüsli im supermarkt besser ist als beim discounter und da musste ich nachhaken. offensichtlich … ich stehe auch im bioladen manchmal ewig vor den regalen und habe oft das gefühl, zwischen pest und cholera entscheiden zu müssen. wir haben zum verdünnen bzw zuckerrunterschrauben seit jahren einen flocker installiert, wo immer hafer drin ist, der eben noch als ganzes korn sehr viel wertvoller sein soll als die ewig gelagerten flocken. nichtsdestotrotz macht leider auch wenig zucker „süchtig“ und entsprechend gehen die kinder ihre eigenen wege.
            die hiller-beiträge sind oft interessant, nur scheinen des klöckners interessen woanders zu liegen.

      2. catsie sagt:

        ah so, die klöckner-nummern sind mir bekannt und leider durchgängig abartig.

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