Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

Iran, IKEA, Bürgergeld, Bundeswehr, Erbschaftssteuer, Wärmepumpen und Anwar Ibrahim

| 36 Kommentare

Diesmal: Internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen, böser Kapitalismus, Erbschaftssteuer-Gejammer, Bundswehr, Russland / Ukraine, Erdogan, Iran vs. Kurdistan, Wärmepumpen, Sham Jaff zu Anwar Ibrahim und Mastodon.

Mit einem Faktencheck von Nándor Hulverscheidt und einem Limerick von Jens Ohrenblicker.

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Warum Geschichte immer Gegenwart ist, das ist Thema im History & Politics Podcast der Körber-Stiftung. Aktuelle Episode mit Patrick O. Cohrs:
Ukraine – Eine Nation unter Beschuss

Links und Hintergründe

Gewalt gegen Frauen

Bürgergeld

IKEA, Amazon, ETFs

Erbschaftssteuer

Münzfernsprecher

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Iran

Wärmepumpe

Anwar Ibrahim

Bolsonaro und Trump

Mastodon und Filterblasen

Der Faktencheck von Nándor Hulverscheidt

36 thoughts on “Iran, IKEA, Bürgergeld, Bundeswehr, Erbschaftssteuer, Wärmepumpen und Anwar Ibrahim

  1. Titus von Unhold sagt:

    Holgi will nicht? Ich aber… Erbschaftssteuer: Ab 2 Mio Vermögen lohnt sich der Aufwand einer Stiftung in Liechtenstein, dann sind alle Erbschaftssteuerregeln und -steuern in DE erledigt. Und ab 10 Mio Vermögen ist eh alles egal, denn dann kann man sich in DE einfach in eines der vielen Familieoffices mit Vollbanklizenz einkaufen, dann sind sogar die jährlich auflaufenden Gewinne die mit dem Vermögen erwirtschaftet werden steuerfrei. Ich empfehle für die gesamte Welt der Steuerschweinereien den Kanal der Kanzlei Juhn auf YouTube.

    BTW: Meine osteuropäischen Freunde nutzen in ihren Familien regelmäßig die Freibeträge. Da werden z. B. Grundstücke als Gemeinschaft gekauft, im Grundbuch eingetragen und dann von Eltern/Okeln/Tanten zur verlobung verschenkt, zur Hochzeit dann Geld, usw. (Warme Hand statt kalte Hand).

    Wärmepumpen: In den Niederlanden gilt seit 2019 ein Totalverbot von fossilen Heizungsanlagen, die haben also nur noch die Möglichkeit die diversen Wärmepumpen zu verbauen. Für mich ist dieser Feldversuch ganz klar der praktische Beweis dass jegliches Argumentieren gegen Wärmepumpen nur Dummschwurbel der Fossilfreunde und ewiggestriger Handwerksbetriebe ist die den Anschluss verloren haben.

    1. Martino sagt:

      Ergänzung: Die Freibeträge sind übrigens die von Holger genannten Summen (500.000 für Ehepartner, 400.000 für Kinder) pro 10 Jahre.
      Wer also irgendwas um die Million zu vererben hat, tut gut daran, frühzeitig das Verschenken anzufangen.

  2. Franko sagt:

    Das war nicht meine Premiere im Limerick der letzten Woche.
    Das war der Titel.
    Premiere war die Woche vorher, das mit den WirtschaftswAisen.
    Früh posten bringt Vorsprung wenn „jemand“ spontan einen neuen Limerick suchen muss.
    🙂

    Aber auf Münzfernsprecher fällt mir anscheinend nix Gutes ein.
    Der Vollständigkeit halber trotzdem einer der Unguten.

    *Karriereimpuls* (Titel)
    Die Beanie von Janislav Belle
    Lag rum in der Telefonzelle
    Da kam Thorsten Sträther
    „Die nehm‘ ich für später“
    Seitdem ist sein Kopf richtig helle

    1. Katrin sagt:

      oh, sorry für das Missverständnis!

    2. Franko sagt:

      Na, dann noch einen.

      Die Telefonkarten von Gunter
      die wurn mit der Zeit immer bunter
      bedruckt mit den Künsten
      ersetzten die Münzen
      die Telekom buchte dann runter

  3. Herbert sagt:

    Wärmepumpen: Aus der Aussage kann man die Arbeitshypothese aufstellen dass der Gebäudebestand in Deutschland im Großen und Ganzen gar nicht so schlecht ist, sondern die Heizungsanlagen meistens überdimensioniert und nicht ordentlich parametriert zu sein scheinen.
    (Was damit gemeint ist: ich kann auch mit einem SUV nur im ersten Gang durch die Stadt fahren, macht doch auch fast keiner oder?)
    Denn es kann ja auch das gleiche Ergebnis mit einem Heizsystem erreicht werden bei dem man statt Daumen mal pi doch vor Einabu den Taschenrechner zücken muss. Die Parametrierung bestehender Systeme wäre auch eine schnelle Lösung, bis „die Halbgöttin oder der Halbgott in blau“, deren es ja mangelt, mit der Wärmepumpe unterm Arm endlich vorbeischaut.
    Zum Thema Nachrüstung gibts auch eine Beitrag in der ARD „Wärmepumpe im Altbau – geht das?“.

  4. Claudia sagt:

    Zum Klima:
    Wir rasen mit Höchstgeschwindigkeit in den Klimawandel, aber was können wir denn tun? Gerade weil die Regierungen nicht aus dem Knick kommen, frage ich mich, was kann jeder einzelne konkret tun? Was würde es bewirken, wenn bspw. 5 Mio. Autobesitzer sagen, sie fahren freiwillig nicht über 100km/h. Würde es sich lohnen, eine entsprechende Kampagne zu starten? Mit dem Gefühl, das konkret hab ich fürs Klima getan, Hochgefühl und Karmapunkte inbegriffen. Ich kenne viele, die wären für eine Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen, bis dahin fahren sie aber wie immer. Oder wenn Mensch einmal die Woche statt Auto Rad fährt und bei 20km soundsoviel einspart und das ist soundsoviel dreck weniger. Man könnte soetwas wie ein Pendant zum Schuldenrechner bauen: X Leute machen schon mit, haben das getan und x gespart – und die Zahlen rattern. Und so weiter…
    Vielleicht ist es zu subtil, nicht umsetzbar, aber ich denke oft, Motivation für den einzelnen fehlt und der einzelne kann viel erreichen. Ein wenig Schwung und Verzicht positiv konnotieren und – waren so meine Gedanken.

  5. Oliver sagt:

    Unterstützung böser Unternehmen durch Aktienkauf:
    Ich kaufe für meine Altersvorsorge auch MSCI-World-ETF und wähle dabei die SRI-Variante, bei der zumindest ein gewisser Teil der „schlimmen“ Unternehmen aussortiert wird (aber leider nur in begrenztem Umfang).
    Trotzdem frage ich mich immer wieder, inwiefern mein Aktienkauf eigentlich einem Unternehmen nützt (oder schadet, wenn ich es unterlasse). Ich kaufe die Aktie ja nicht dem Unternehmen selbst ab, sondern einem früheren Aktienbesitzenden. Das Unternehmen selbst erhält bei so einem Kauf keinen einzigen Cent.

    Da ihr ja immer wieder auf die Verantwortung bei Aktienkäufen hinweist, wäre es toll, wenn ihr das mal ein bisschen besser erklären könntet. Worin genau liegt hier das Problem? Ich könnte mir spontan vorstellen, dass man durch den Kauf ja den Kurswert erhöht, wodurch das Image, die Bonität und der mögliche Gewinn bei Aktienneuausgaben für das Unternehmen steigen könnte. Aber ist das wirklich so relevant? Oder geht es hier um andere Folgen, an die ich nicht denke?

    Eure Meinung würde mich dazu mal interessieren. Vielleicht hat Holgi das aber auch schon in der Wirtschaftskunde mal besprochen…

    1. Dapknith Ovonel sagt:

      Hallo Oliver,

      Wertpapiere kauft man – mal von einer Erstnotiz (IPO) abgesehen – von einem anderen Aktionär. Insofern hat das Unternehmen nicht unmittelbar etwas von Deinem Kauf. Allerdings besteht in den meisten Unternehmen schon ein Interesse daran, dass ein Investment in die Aktien interessant bleibt, da im Fall von zusätzlichem Kapitalbedarf (Finanazerhöhung) neue Aktien ausgegeben werden, die Käufer brauchen. Insofern unterstützt man als Aktionär (kapitalistische) Wirtschaftssystem, was nicht jedem gefällt. Für mich war die Motivation zur Verbesserung der Welt und ein Aktionärsdasein für lange Zeit auch ein Widerspruch in sich. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass man sich mit dem System jedoch irgendwie arrangieren muss und innerhalb des Systems bzw. von innen (sofern man das System denn zerstören möchte) dafür sorgen muss, dass es besser wird. Das geht nicht von heute auf morgen und jeder hat seine Methoden. Problematisch an Investmenst in ETFs mit SRI-Rating finde ich, dass die Taxonomie vorgibt, was gut und was falsch ist. Das würde ich schon gerne selbst entscheiden und zudem mein Stimmrecht ausüben, was bei ETs ja nicht möglich ist.

      Eventuell können sich die Podcast-Autoren zu der Thematik einmal äußern.

    2. David Müller sagt:

      Eine kleiner Zusatz zu Dapknith Ovonel: Man hilft dem Unternehmen auch abseits von einer neuen Investitionsrunde/Emmission neuer Aktien, wenn man Aktien kauft. Prinzipiell sollten Käufe von Aktien (wenn es viele machen) den Preis einer Aktie in die Höhe treiben. Und das ist eine Kennzahl anhand derer die Geschäftsleitung und Investoren die Leistung eines Unternehmens bewerten. Natürlich nicht die einzige Kennzahl, aber schon eine wichtige.
      Dementsprechend machen Großinvestoren, die einen hohen Anteil am Unternehmen halten (und da reichen schon 10% oder 20%) entsprechend Druck, wenn sie unzufrieden mit der Kursentwicklung sind, und versuchen im Rahmen ihrerer Möglichkeiten, gegenzusteuern.

      1. Dapkniht Ovonel sagt:

        @David Müller Danke für die wichtige Ergänzung!

  6. Dapknith Ovonel sagt:

    Finde einen Check bei ETF-Anlagen sinnvoll, da die Stimmrechte von den Anlegern nicht ausgeübt werden. Bei Einzelaktien halte ich es hingegen gerade für sinnvoll, als aktivistischer Aktionär Anteile von „Sündenunternehmen“ zu halten und auf den jeweiligen Hauptversammlungen im Sinne der eigenen Morlavorstellungen bzw. den Vorstellungen einer lebenswerten Welt abzustimmen und das Unternehmen zu einer Änderung des Verhaltens zu zwingen. Insofern kann ich inzwischen jeden verstehen, der Aktien von Sündenuntzernehmen hält. Und das schreibe ich als jemand, der früher jedem Aktionär die Freundschaft gekündigt hat, der Nestle-Aktien im Portfolio gehalten hat. Es gabe eine Zeit, in der ich solche Aktionäre – genauso wie FDP-Wähler oder gar FDP-Politiker – für Menenfeinde gehalten habe.

    Es wundert micht, dass ein ESG-ETF nach dem Anderen aufgelegt wird, dass es aber kaum Sünden-ETF bzw. -Fonds gibt, bei denen die Stimmrechte zur Verbesserung der negativen bzw. „kontroversen“ Implikationen (was für ein Euphemismus) des Geschäftsbetriebs – also meist entgegen der Interessen des Unterhemens und der nicht aktionistischen Aktionäre – ausgeübt werden.

    Da jeder andere Vorstellungen davon hat, was noch akzeptabel ist und was nicht tragbar ist, sind Kriterien, nach denen Aktienfonds bzw. ETFs gefiltert werden, schwierig. Jeder, der Geld und Zeit hat, sollte daher Einzelaktien von Sündenunternehmen kaufen und sein Stimmrecht auf den Hauptversammlungen ausüben und das Untermehen zur Verhaltensänderung zwingen oder dazu bringen, dass sich der Geschäftsbetrieb auf lange Sicht nicht mehr lohnt. Ich weiss, dass es 5 vor 12 ist, aber wenn wir einfach nur nach ESG-Kriterien gefilterte ETFs kaufen, ändert sich in den Sündenunternehmen nichts und die Aktienäre, denen an Umweltschutz- und Menschenrechtsthemen nicht gelegen ist, haben weiterhin das Sagen.

  7. Käpt'n Sema sagt:

    Münzfernsprecher

    Die Fragen, die ich Paps als sein Sohn stelle
    Sind manchmal recht nah an der Hohn-Schwelle
    Wenn ich Pfennige seh
    und auch Fernsprecher – nee!
    Wozu gab es die Telefonzelle?

  8. n sagt:

    Ehr Shownotes als Kommentar:
    Beim Münzfernsprecher den Holgi um ~23:42 rum beschreibt, handelt es sich um den „Münzfernsprecher 56“:
    http://www.deutsches-telefon-museum.eu/Muenzfernsprecher/Nationalmuenzer/Muenzfernsprecher-56.htm

  9. Hula sagt:

    Der Silberstreif am Horizont zu Trumps Steuerunterlagen mit Blick auf weitere Verzögerungstaktiken: selbst nachdem die Republikaner die Kontrolle im Abgeordnetenhaus übernehmen und den Vorgang im entsprechenden Ausschuss (Ways and Means) begraben, sollte der Vorsitzende des Finanzausschusses im Senat, nach wie vor ein Demokrat, Einblick in die Steuerunterlagen verlangen können. Außerdem wird die Anfrage meines Wissens an die Steuerbehörde IRS gestellt, nicht an Trump, sodass sich die Verzögerungsmöglichkeiten jetzt in Grenzen halten dürften.

    Ich habe meine Zweifel, dass genau dieses Verfahren zum lang ersehnten Fall Trumps führt, aber ich bin allmählich optimistisch, dass ihn IRGENDEINES der zahlreichen Verfahren in ernste Schwierigkeiten bringen wird. Alleine innerhalb der letzten 1,5 Wochen wurde ein neuer Special Counsel ernannt (diesmal wegen der Geheimunterlagen, die im hier bereits bedichteten Mar-a-lago beschlagnahmt wurden) und eine Anklage wegen Vergewaltigung und Verleumdung in New York eingereicht, und wenn ich meinen Newsfeed zu den gerichtlichen Niederlagen der vergangenen Monate richtig lese, gehen Trump langsam aber sicher selbst die mäßig qualifizierten Anwälte aus. Das Risiko, selbst vor Gericht zu landen und strafrechtlich belangt zu werden, ist den meisten mittlerweile wohl zu hoch.

  10. The Unwitty Schmiddi sagt:

    Limerick

    Ist im Arsch der Münzfernsprecher,
    brauchst du nur zwei Joghurtbecher.
    Spanne die Schnur,
    schwöre den Schwur,
    Zack, schon bist du Schwerverbrecher.

    Wird kalt langsam. Heizt ihr schon? Ich noch nicht. Wärmflasche hilft. 🥶👍

  11. Marc sagt:

    So, endlich auch mal ein Limerick von mir. 🙂

    Titel: Ein exzellenter Münzfernsprecher.

    Den Münzfernsprecher von Rufus,
    brauchten Bill und Ted für ihren Abschluss.
    Sie bereisten die Zeit,
    säten Chaos zu zweit,
    und stellten am Ende den Tod bloß.

  12. Guido sagt:

    Dann will ich auch mal einen Limerick probieren.

    Ein Münzfernsprecher am Bahnhof stand,
    so war das mal im ganzen Land,
    doch ach du Schreck,
    jetzt ist er weg,
    nun nehm ich‘s Handy in die Hand.

  13. Marcus sagt:

    Zum Thema Amazon/IKEA: das Problem der prekären Arbeitssituation gibt es im Prinzip, glaube ich, bei allen Großunternehmen. Z.B. REWE hat bei uns im Ort ein sog. „Zentrallager“, dort gehen osteuropäische Zeitarbeitende ein und aus und wohnen im Ort in unsanierten Einfamilienhäusern, teilweise 10-12 Leute in einem Haus. In meinen Augen ist das komplette System kaputt und wie Holgi und Katrin schon gesagt haben ein Problem des Kapitalismus an sich.

  14. Kratzi sagt:

    Einst lief der Fernsprecher mit Münzen.
    War nicht sehr zu Gernstechers Günsten.
    Wollte er knattern, wurds teuer ihr Kinder,
    Er brauchte erst Kleingeld für Tinder.

  15. Joachim sagt:

    Diese Folge erscheint irgendwie nicht in meinem Pod-Catcher (Google Podcasts). Ist das Absicht, oder wissen Sie, woran das sonst noch liegen könnte?

    1. Katrin sagt:

      Hallo,
      wir haben nichts verändert, aber den Fehler haben andere auch. Ich selbst habe die Folge in meiner Google Podcast-App, kann daher den Fehler nicht rekonstruieren. Eventuell hilft es, das Abo zu beenden und den Podcast dann neu zu abonnieren.
      LG

  16. Conny sagt:

    Was Amazon angeht, eine Anekdote aus meinem eigenen beruflichen Lebensweg. Ich habe selbst mal für Amazon gearbeitet. Nicht als Lagermitarbeiter, sondern als Analystin für Alexa. Also ein Bürojob. Dort waren die Arbeitsbedingungen zwar keineswegs so prekär, wie ihr es für die Lagermitarbeiter beschrieben habt. Schön war das trotzdem nicht.

    Zunächst wurde man für die ersten Monate nicht direkt bei Amazon angestellt, sondern nur bei so einer Personalagentur, die uns dann bei Amazon eingesetzt hat. Das erleichterte Amazon im Zweifelsfall die Kündigung. Es hieß, wenn wir nach ein paar Monaten unseren Wert unter Beweis gestellt haben, werden wir direkt von Amazon übernommen (wo dann natürlich noch mal eine Probezeit begonnen hätte).

    Unsere Arbeit wurde genauestens erfasst. Wir mussten nach ca. 2-3 Wochen Onboarding die gleiche Qualität liefern, wie jemand, der schon Jahre dabei war. Und das auch genauso schnell. Es wurde wirklich gemessen, welche Qualität wir in welcher Zeit abgeliefert haben. Jeden Montag gab es dann einen Report für die letzte Woche. Wenn man mehrere Wochen hintereinander ein gewisses Qualitätsziel (ich meine, es waren 92%) oder eine gewisse Quantität unterschritten hat, wurden Gespräche mit dem Chef fällig. Es gab auch Gerüchte von Leuten, die aus diesem Grund gegangen worden sind.

    So weit zum Druck. Ich habe das gemeistert und hatte dann darauf gehofft, dass ich von Amazon übernommen werde. Aber Pustekuchen. Nach zwei Monaten wurde uns durch die Blume gesagt, dass wir ja eigentlich alle zu viel Geld kosten würden. Dass unsere Arbeit nach Polen outgesourct wird und von uns dann die meisten gehen müssten. Es war klar, wer zuletzt gekommen ist und über die Personalagentur bei Amazon arbeitet, muss auch zuerst gehen. Ein konkretes Datum gab es aber nicht. Denn die Leute in Polen mussten ja noch eingearbeitet werden. Das durften wir dann machen. Ganz richtig: mit der Aussicht, gekündigt zu werden, wenn die Polen eine gewisse Qualität erreicht hätten.

    Ich konnte relativ schnell also abschätzen, dass das auch nur wenige Wochen bis Monate dauern würde. Also habe ich meine Chefin gefragt, ob ich denn in einer speziellen Woche wenigstens meinen Urlaub haben könnte, den ich über die dann 4 Monate angesammelt hatte. Das wurde verneint. Es gäbe zu viel zu tun. Daraufhin habe ich von mir aus gekündigt – die Kündigungsfrist betrug ja nur zwei Wochen. Und den Urlaub konnten wir dann trotzdem so machen wie wir das wollten.
    Aber das ging natürlich auch nur, weil ich das Privileg hatte, meinen Job von mir aus kündigen zu können, ohne schon einen neuen in der Hinterhand zu haben.

    Ich fasse zusammen: Arbeitet nie nie niemals bei Amazon!

  17. David Müller sagt:

    Zur Erbschaftssteuer: Ich fände eine hohe Besteuerung etwas unfair, aber würde tatsächlich für eine höhere Besteuerung und geringere Freibeträge eintreten.

    Tatsächlich wäre meine Idealvorstellung ein Verrechnen mit dem Einkommen gestreckt auf 25 Jahre. Der Betrag sollte einfach durch 25 geteilt werden, und dann im jeden Jahr als fiktives Einkommen oben drauf, analog zum geldwerten Vorteil. Wo ich mir unsicher bin, ob man darauf nur Einkommens- und Lohnsteuer zahlen sollte, oder auch Sozialversicherungsbeiträge.

    Um ein konkretes Beispiel zu geben: Wir bleiben bei dem Häusel für 500.000 €, dass an vom Ehemann an die Ehefrau vererbt wird. Angenommen die Ehefrau ist angestellte Lehrerin, und hat (ohne Erbe) ein Bruttojahreseinkommen von 60.000€. Sie zahlt dann ~12.500€ Steuern und Sozialabgaben. Mit dem Erbe würde man dann ein fiktives Einkommen von 60.000€ + 20.000€ (aus dem Erbe aufgeteilt auf 25 Jahre). Sie würde dann im Jahr ~14.500 € Steuern + Sozialversicherung zahlen. Das hätte den Vorteil, dass wenn man wenig verdient, weniger Steuern für ein Erbe zahlt, und wenn man viel verdient, höhere Steuern.

    Dasselbe Prinzip würde ich auf Schenkungen anwenden, um Steuervermeidung durch Schenkungen kurz vor dem Tod zu unterbinden. Dort müsste man allerdings sinnvolle Freibeträge einführen, damit der Führerschein zum Abi oder die 50€ vom Onkel zum Geburtstag vielleicht nicht unbedingt zu einem bürokratischen Riesenaufwand führen.

    1. Katrin sagt:

      Aber wenn die Frau in dem Haus wohnen bleibt, dann muss sie gar keine Steuern zahlen. Das war doch das zentrale Argument in der Sendung.

      1. David Müller sagt:

        Ich verstehe gerade nicht, wie du das meinst. Hältst du das für einen wünschenswerten Zustand, dass die Frau im Haus keine Steuern zahlt? Oder befürchtest du, dass die Frau ausziehen muss, wenn sie Steuern zahlen muss.

        In dem obigen Beispiel sind es ~166€/Monat Mehrbelastung, und auch nur, wenn man dem Erbe als fiktiven Einkommen Sozialversicherungsbeiträge unterwirft, macht man das nicht, wird es weniger. Die Steuern passen sich ja auch an. Wenn sie in Rente geht, wird es weniger. Und sollte sie keine 166€/Monat verfügen, wie will sie das Haus halten können? Was macht sie, wenn Reperaturen anstehen, und ihr Haushalt so auf Kante genäht. Sie müsste dann so oder so ausziehen.

        1. David Müller sagt:

          Ich habe gerade gesehen, dass meine Berechnung nicht ganz stimmt. Einerseits hatte ich in dem Online-Nettorechner nur Sozialversicherung berücksichtigt, andererseits habe ich übersehen, dass die Ehefrau in der Wirklichkeit nur eine Haushälfte erben wird, da sie typischerweise die andere Haushälfte ja schon besitzt. Wenn man das nochmal nachrechnet, dann kommt man auf 416 €/Monat Mehrbelastung. Einerseits sehe ich das als problematisch an, andererseits muss unser Staat ja finanziert werden. Und so ein allgemeiner Steuergrundsatz ist, dass wenn Geld (oder Vermögen) von einer Person zu anderen transferiert wird, werden Steuern erhoben. Wenn sich da nun Personengruppen grundsätzlich heraushalten, ist das auch wieder unfair. Den goldenen Weg sehe ich da auch nicht…

        2. Katrin sagt:

          ich meine: wenn die Frau in dem Haus wohnt, muss sie keine Erbschaftssteuer darauf zahlen.
          „ Die Vererbung von selbst genutztem Wohneigentum bleibt auf jeden Fall steuerfrei, wenn der überlebende Ehepartner (oder eingetragene Lebenspartner) oder die Kinder in dem Haus – eine bestimmte Mindestfrist (zehn Jahre) – wohnen bleiben.“
          (Quelle Finanztipp.de)

          1. Dirk B sagt:

            Danke Katrin, so habe ich das auch im Kopf :-).
            @David Müller
            Deine Überlegung haben m.E. Scharm, allerdings sehe ich mehrere Probleme, die da nicht berücksichtigt werden, vorab ich bin auf dem Gebiet Leihe:
            1. Müssten nicht zuerst alle Einnahmen der Lohnsteuer (z.B. Kapitalerträge, Mieteinnahmen) unterworfen werden, um eine Diskriminierung von Lohnarbeit auszuschließen?
            2. Sind die Freibeträge nicht genau dem 1. Grund auch gesetzt worden?
            3. Müsste man Erbnehmer, die in der entsprechenden Immobilie leben, nicht die begünstigte Behandlung, die Katrin m.E. korrekt aufwies, verweigern, da sie gegenüber Menschen, die in einer anderen Stadt aktuell zur Miete, wegen Ausbildung leben, bevorteilt sind?

            Das sind nur ein paar Probleme, die mir da durch den Kopf gehen. Im Übrigen gibt es wohl auch die Möglichkeit, der Stundung der Erbschaftsteuer, von der sollte man m.E. standardmäßig ausgehen. Wer es sich leisten kann, kann auf die Regelung dann freiwillig verzichten.

            Wegen der Probleme, die Dir ja selber auch aufgefallen sind, wäre ich auch weiterhin, eher für eine hohe Besteuerung mit entsprechenden Freibeträgen, wobei ich der Meinung bin, die können da bleiben, wo sie jetzt in etwa sind.
            Zudem sollte man sich, wie auch schon @Titus von Unhold ganz oben beschrieben, wirklich zu Lebzeiten Gedanken machen. Denn es gibt auch sowas, wie Hypothekenverbot und Wohnrecht, dass man ins Grundbuch eintragen kann, wodurch der Wert der Schenkung deutlich gesenkt werden kann.

          2. David Müller sagt:

            Antwort an @Dirk B, weil es bei ihm irgendwie kein Antworten-Button gibt.

            „1. Müssten nicht zuerst alle Einnahmen der Lohnsteuer (z.B. Kapitalerträge, Mieteinnahmen) unterworfen werden, um eine Diskriminierung von Lohnarbeit auszuschließen?“

            Ja, fände ich am besten, wenn da alle Einnahmen mit reinzählen, wollte aber jetzt dieses große Fass nicht in den Kommentaren aufmachen. Stimme dir aber prinzipiell zu.

            „2. Sind die Freibeträge nicht genau dem 1. Grund auch gesetzt worden?“

            Mir ist nicht ganz klar, worauf mit dem 1.Grund referenzierst. In meiner Idealvorstellung sollten die Freibeträge hoch genug sein, dass man davon leben kann. Aber extra hohe Freibeträge für Sonderfälle wie Erbschaften würde ich abschaffen, und diese Sachen lieber rechnerisch auf mehrere Kalenderjahre verteilen, die wenigsten erben ja jährlich was (und falls doch, sollte sich die Mordkommission diese Leute mal anschauen 😀 )

            „3. Müsste man Erbnehmer, die in der entsprechenden Immobilie leben, nicht die begünstigte Behandlung, die Katrin m.E. korrekt aufwies, verweigern, da sie gegenüber Menschen, die in einer anderen Stadt aktuell zur Miete, wegen Ausbildung leben, bevorteilt sind?“

            Richtig. Ich sehe da prinzipiell auch kein großes Problem, man müsste das versuchen so auszutarieren, dass es nicht unnötig Härtefälle gibt. Wobei ich bei dem oftmals angebrachten Härtefall „die alte Oma im Häuschen“ schon kritisch betrachte, da die alte Oma meistens so oder so nicht die Resourcen hat, ein Häuschen (Reperaturen, Wärme…) zu unterhalten. Das Problem ist eher, dass die Mieten mittlerweile so hoch sind, dass die alte Oma für eine Mietwohnung unverschämt viel bezahlen müsste.

  18. Atanasius Hurzelsberger sagt:

    Hallo Holgi,

    ich fänds super, wenn du die Sache mit dem Denkmalschutz noch mal näher thematisierst. Ich komme aus einer Restauratorenfamilie und kenne zum Denkmalschutz viele wilde Stories, die sich vielleicht zusammenfassen lassen mit: Gerade in den unteren Denkmalschutzbehörden ist viel Sesselpupsertum am Start. Leute, die es als freiberufliche Restauratoren oder Wissenschaftler zu nichts gebracht haben und da ihre eigene Arbeit schaffen. Was schade ist – weil Denkmalschutz ist an sich wichtig, damit unsere Städte nicht irgendwann von Immobilenhaeien in die Hässlichkeit saniert werden.

    Aber natürlich ist DS nicht ao wichtig wie Klimaschutz. Und da kommt halt die Krux in Städten mit viel Gründerzeit-Bausubstanz. Da finde ich den DS dem KS nachrangig – aber die Sesselpupser und die Gesetze passen halt nicht dazu. (Bzw es wäre jetzt dringend notwendig dass die Denkmalbehörden einen Leitfaden zu denkmalgerechter und trotzdem günstiger Energiesanierung liefern)

    Von daher könnte das ein guter Beitrag zum Klimaschutz deinerseits sein, gegen so einen Mist zu klagen. Oder es zumindest mal weiter zu thematisieren.

  19. Ein Honk sagt:

    Limerick zum Münzfernsprecher:

    Ein IPhone ist für coole Stecher,
    und Huawei kaufen Verbrecher!
    Doch als wir jung waren
    vor ganz vielen Jahren,
    da hatten wir nur Münzfernsprecher…

  20. Florian Rempel sagt:

    Ich kenne keinen Harz IV Betrüger in meinem Umfeld. Was ich dafür kenne, sind „Prahlereien“, wie man bei der Steuererklärung am meisten Geld vom Staat zurückbekommt. Und da waren auch Dinge dabei, die meines Wissens nach unter Steuerbetrug fallen müssten. Z. B. Fahrkosten angegeben, aber stattdessen preiswert eine Zweitwohnung genommen. Auch fand ich den Hinweis in meiner Steuersoftware bei den Fahrtkosten „Bis 200 (?) Tagen fragt das Finanzamt nicht nach Belegen.“
    Das Betrugspotential ist bei der Steuer so unglaublich viel größer. Und es finden auch alle gut, denn jeder findet da seine eigene Möglichkeit sich die ungerechtfertigt zu viel gezahlten Steuern wieder zu holen. Nur machen das die großen noch viel, viel besser.

  21. Friederike sagt:

    Mal wieder ein Last-Minute-Limerick:

    Unterwegs blieb einst nur bei Problemen
    Einen Münzen-Fernsprecher zu nehmen
    Statt das Smartphone zu ziehen
    Musstest etwas dich mühen
    Oder selbst dich zum Denken bequemen.

    Bitte MÜN-zen-fern-SPRE-cher, sonst passt der Rhythmus nicht

  22. Dass IKEA-Möbel in DDR-Knästen gefertigt wurde, wussten wir doch schon in den 80ern, und nicht nur im Zonengrenzgebiet, in dem ich aufwuchs.

  23. Juna sagt:

    IKEA und auch die Öffentlichkeit wussten seit dem 70 Jahren, dass sie politische Häftlinge in der DDR beschäftigen, sie führten es dennoch weiter durch – trotz Versuchen, das Wissen zu verschleiern. Sie ließen nicht nur politische Häftlinge, sondern auch Kinder in DDR-Haft für sich produzieren. Im Jugendhaus Halle waren das z.B. Lampen, die im unschaffbaren Akkord gebaut werden mussten.

    Problem: Die Konsumenten kümmerte es noch nie, trotz Öffentlichkeit, egal in welchem Land IKEA produzieren lässt. Solange es funktioniert, machen sie es.

    Ähnlich auch die deutschen Versandhäuser Quelle, Neckerman ….

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