Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

Russlands Krieg in der Ukraine, Spieltheorie, T-Zellen, Menschenrechte und Selbstbestimmungsgesetz

| 36 Kommentare

Eine struppige Sendung am Ende einer schweren Woche. Aber es gibt auch gute Nachrichten. Eine hat zum Beispiel Sham aus dem Irak mitgebracht.

Natürlich mit einem Faktencheck von Nándor Hulverscheidt, aber leider ohne Limericks.

Links und Hintergründe

UNHCR

Ukraine

Spieltheorie:
https://taz.de/!5834234/

Ungarn:
https://www.rnd.de/politik/krieg-in-ukraine-viktor-orban-stellt-sich-gegen-russland-UT6MGX5RLL5N32FNPPWE2LCA2U.html

Swift:
https://www.manager-magazin.de/politik/swift-gegen-spfs-und-cips-die-folgen-eines-swift-ausschlusses-fuer-russland-china-und-europa-a-a5cacff2-d380-486c-95b1-8805cec6ccc8

Münkler:
https://www.zeit.de/kultur/2022-02/herfried-muenkler-ukraine-russland-geopolitik/komplettansicht

Faktenchecks

Weizen für China:
https://www.scmp.com/economy/china-economy/article/3168278/ukraine-crisis-deepens-china-lifts-all-wheat-import

T-Zellen:
https://threadreaderapp.com/thread/1495481300219830279.html

Testzentren:
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-schnelltests-115.html

Mindestlohn, Minijobs, Produktivität

Entlastungspaket:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/koalitionsausschuss-entlastungspaket-103.html

Nordstream 2:
https://katapult-mv.de/artikel/mv-baute-putins-pipeline-weiter

Sebstbestimmung:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/selbstbestimmungsgesetz-101.html

Hatra

Faktencheck von Nándor Hulverscheidt

Holger: Tabakindustrie wusste schon in den 70ern, dass Werbung bei jungen Menschen besonders (langfristig) effektiv ist.

Katrin: Baltische Staaten wollen, dass die NATO Ukraine verteidigt

Holger: Geben aktuell 40 Mrd+ jährlich für Bundeswehr aus

  • Das ist richtig, der Etat des Bundesverteidigungsministeriums beläuft sich für 2021 auf rund 47 Milliarden Euro. Davon sind die größten Kostenpunkte mit mehr als 30% direkte Ausgaben für Soldat:innen wie deren Sold und mit rund 18% militärische Beschaffungen, also von Flug- und Fahrzeugen bis hin zu Munition und Co.
  • https://www.bundeshaushalt.de/#/2021/soll/ausgaben/einzelplan/14.html

Holger: Jäger 90 hieß der Eurofighter ja früher, weil er in den 90ern fertig werden sollte

  • Nur Anmerkung: Ich mag die Geschichte auch, ist aber natürlich komplexer, da da seit den 80er Jahren verschiedene Projekte gestartet, zusammengeführt und dann wieder separiert wurden und dann kam auch noch die Wende…

Holger: War Schweizers Beitrag im Ressort „Streit“ bei der Zeit?

  • Nein, er erschien im Feuilleton.

36 thoughts on “Russlands Krieg in der Ukraine, Spieltheorie, T-Zellen, Menschenrechte und Selbstbestimmungsgesetz

  1. Samuel sagt:

    Hallo ihr zwei,
    kurze Anmerkung zu Holgers Einwurf zur Ukraine und Atomwaffen: Die Aussage, dass die Ukraine „ihre“ Atomwaffen abgegeben hat scheint so nicht zu halten zu sein. In einem sehr zu empfehlenden Podcast (https://podcasts.apple.com/us/podcast/deterrence-in-ukraine/id872594726?i=1000552170957) von Jeffrey Lewis (Non-proliferation Experte aus den USA) wird das sehr gut dargelegt. Die kurze Version: Die Ukraine hatte nach dem Zusammenbruch der UDSSR zwar Atomwaffen auf ihrem Gebiet, auf welche sie eventuell(!) auch legalen zugriff gehabt hätte. Dies ist laut Lewis aber nur ein hypothetisches Szenario da a) die tatsächliche Kontrolle der Waffen weiter bei Russland lag, da die Einheiten wohl Russland loyal waren und b) Atomwaffen ohne entsprechende Instandhaltung nach ca. 15 Jahren „ablaufen“ und die Ukraine nicht die Technologie gehabt hätte die Waffen einsatzfähig zu halten. Daher hat man sich wohl auch dazu entschieden, diese i.E. wertlosen Waffen gegen politische Zusagen zu tauschen. Zum Thema nukleare Auf- und Abrüstung kann ich den Podcast übrigens allgemein sehr empfehlen.

    Ganz liebe Grüße
    Samuel

  2. Antonia sagt:

    Vielen Dank für diese Sendung. Auch wenn wir gerade alle von Fassungslosigkeit und Schmerz überwältigt sind, tut es gut zu wissen, dass es anderen in der eigenen Blase ähnlich ergeht.

    Ich weiß, in der aktuellen Situation fühlt es sich unangemessen an, zu widersprechen. Mir geht es auch gar nicht so sehr darum „Recht“ zu haben, sondern eher darum, ein paar Gedanken zu teilen, die ich anders sehe als ihr.

    1. Ich glaube nicht, dass wir bei der „Pflege der Bundeswehr“ wirklich gepennt haben. Angesichts dessen, dass wir Teil eines Atomwaffenbündnisses sind, hat es niemand für möglich gehalten, dass ein konventioneller Krieg in Europa stattfinden wird. So gesehen war es vernünftigt, dass wir unser Geld nicht in das Militär gesteckt haben.

    2. Was wir uns eher vorwerfen müssen ist, dass wir in den 90er Jahren den Zusammenbruch in Russland ignoriert haben. Wir haben das zarte Pflänzchen Demokratie in Russland verwelken lassen – und es war uns im Grunde egal. Auf eine gewisse Weise ist Russland nach dem kalten Krieg eine ähnliche Geschichte wiederfahren, wie Deutschland nach dem 1. Weltkrieg. Eine ehemalige Großmacht ist zerfallen und gedemütigt worden. Und die Menschen haben sich einem starken Mann mit nationalistischen Heilsversprechen zugewandt. Das rechtfertigt natürlich nicht den jetzigen Krieg – genau so wenig, wie die Demütigung der Deutschen in der 20er Jahren das 3. Reich je rechtfertigen könnte. Trotzdem muss die Lektion sein, dass man nicht ganze Länder verfallen lassen kann. Schon gar nicht in Europa. Schon gar nicht, wenn sie Kernwaffen haben.

    3. Ich finde auch, dass der Beitrag Kenias vor dem Sicherheitsrat einer der wenigen guten Reden dieser Tage war. Und wie man sieht sind wir stolzen Europäer keinen Deut fortschrittlicher als die Menschen in Afrika und anderswo. Aber genau deswegen halte ich das ewige „der alte weiße Mann ist schuld“ für völligen Unsinn. Wir Linke und wir Feminist*innen sollten endlich lernen davon zu abstrahieren. Die Ursache sind politische Systeme, die rücksichtslosen und machtgierigen Menschen vortrieb geben gegenüber den normalen Menschen. Der 80-Wochenstunden-Politiker hat mehr Chancen als der Politiker, der seine Kinder um 16h von der Kita holen muss. Dabei ist es total egal, ob das Junge oder Alte (siehe Sebastian Kurz), Männer oder Frauen (siehe Margret Thatcher, Königin Viktoria, Maria Theresia) sind. Das Problem sind politische Systeme und Organisationen, die Machtbessenheit fördern. Die gilt es zu überdenken. Lasst uns dort experimentieren: Meinetwegen mit Bürger*innenräten oder anderen Beteiligungsformen. Aber lasst uns diesen schwachsinnigen Hick-hack um alte weiße Männer endlich beenden. Das bringt uns nicht weiter und schafft nur neue Fronten. Natürlich ist unsere eurozentristische Überheblichkeit zu kritisieren und natürlich sind vor allem alte weiße Männer an der Macht. Das ist aber das Symptom – nicht die Ursache.

    4. Ich weiß nicht, ob EU-Atomwaffen irgendwas ändern werden. Zum einen gibt es in der EU genug Atomwaffen. Selbst wenn die USA im Trumpismus versinken und wir eines Tages nicht mehr auf sie zählen könnten: Bereits die französischen Atomwaffen reichen als Schreckensszenario. Außerdem wäre mir ein Europa lieber, dass bei einem russischen Angriff mit gewaltlosem Widerstand reagiert – als eines, dass Atombomben zücken kann. Denn wer auch immer sie zuerst absetzt wird damit sofort das Ende der Menschheit besiegeln. Dann doch lieber Besatzung.

    1. Tarifkenner sagt:

      Ad 1 „… hat es niemand für möglich gehalten, dass ein konventioneller Krieg in Europa stattfinden wird.“
      Diese Einschätzung – die in den 1980ern sogar gesanglich vorgetragen wurde: „Europa hatte zweimal Krieg, der nächste wird der letzte sein“ – ist allerdings schon mehrfach widerlegt worden: durch die Jugoslawienkriege, die Georgienkriege, die Kriege zwischen Armenien und Aserbeidschan, den Zypernkrieg und den hybrid geführten Krieg um die Ostukraine (ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Gut, man kann bei manchen dieser Konflikte drüber diskutieren, ob der Kriegsschauplatz in Europa oder in Asien lag. Aber auch insoweit müsste klar sein, dass wenn ein solcher Krieg im westlichsten Asien stattfinden kann, dasselbe auch in Osteuropa passieren kann.

  3. Joshua sagt:

    Es tut sehr gut eure Fassungslosigkeit zu hören.

    Danke für diese Therapiesitzung.

    Ich glaube ich bin nicht der Einzige der genau das gebraucht hatte.

  4. Stefan Hartmann sagt:

    Zur Minijobgrenze kann man auch eine andere Sicht vertreten:
    Minijobs sind sowohl für Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer extrem interessant, da der Arbeitnehmer brutto = netto hat und der Arbeitgeber nur 30% „sozialabgaben“ zahlen muss.
    Ein Arbeitnehmer der also jetzt 45h pro Monat für 10€/h arbeitet hat 450€ in der Tasche und der Arbeitgeber hat insgesamt Kosten von 585€ also 13€/h.
    Wenn der gleiche Arbeitnehmer nun die gleiche stundenzahl für 12€/h arbeiten würde und die Grenze gleich bleibt rutscht er in ein reguläres Teilzeit Verhältnis die Folge ist das von 12€ brutto die sozialabgaben abgezogenwerden und regulär Steuer bezahlt werden muss.
    Betrachten wir zuerst den Fall das die dann 540€ die einzige Einnahme ist:
    Bei der Anhebung der Minijob Grenze und etwas weniger Stunden bekommt der Arbeitnehmer 520€ der Arbeitgeber hat Kosten von 676€ wenn die Grenze nicht angehoben wird arbeitet der Arbeitnehmer weiter 45h für 12€ brutto, davon bleiben ihm Netto 430,25€ während der Arbeitgeber Kosten von 647,87 € hat
    Die Folge der Anhebung der Minijobgrenze ist also finanziell vor allem für den Arbeitnehmer relevant, da er ansonsten durch die Mindestlohnerhöhung weniger Geld in der Tasche hätte bzw. Gleichviel und weniger arbeiten dürfte.
    Noch extrem wird es wenn es um einen Nebenjob geht oder um einen Teil im Ehegattensplitting.
    Ein Minijob ist steuerfrei so das im Extremfall von den 430€ nochmal bis zu 42% abgeben würden (da der Minijob ja zusätzliches Einkommen ist das mit dem Grenzsteuersatzes Verrechnet wird)

  5. oscar sagt:

    Zum Thema Spieltheorie möchte ich auf das Spiel The Evolution of Trust hinweisen. Da sieht man sehr anschaulich das auch der hier beschriebene Erpresser nur funktioniert wenn er ein entsprechendes Umfeld hat.

    https://ncase.me/trust/

  6. Daniel sagt:

    Hallo ihr beiden,

    wir haben versagt, wir, der Westen, wir, die EU, wir, Deutschland und auch ich bin vorgestern aus einem wunderschönen Traum aufgewacht: Frieden in Europa.
    Auch wenn alle Anzeichen in den letzten Monaten und besonders in den letzten Wochen, eindeutige Vorzeichen für den jetzt stattfindenden Krieg waren, so war es für mich und ich denke auch für die meisten von uns bis zum 24.02.2022 undenkbar gewesen, dass Putin ein ganzes Land, das fast doppelt so groß ist wie Deutschland, mit Krieg überzieht.

    Ich selber kenne Menschen in Sumy, welches im Moment von russischen Truppen eingekesselt ist.
    Zitat von heute morgen: „Kein Rauskommen“, „Überall um die Stadt Russen“, „Sie schicken jetzt die Kadyrow-Söldner in die Kessel, haben sie im Donbas auch so gemacht. Das sind echte Menschenfresser“
    Und selbst wenn das nicht stimmen sollte, so zeigt es doch welchen Schrecken die selbsternannten Befreier verbreiten.

    Ich kenne Menschen in Mirgorod, welche vorgestern um 05.00 Uhr von den russischen Angriffen auf den dortigen Luftwaffenstützpunkt geweckt wurden. Ich fühle die Verzweiflung der Menschen,
    auch wenn ich bisher nur über Chat’s Kontakt ihnen habe. Zitat: „children have already learned what war and bomb shelter are“

    Menschen in der Ukraine, die bisher nur gute Bekannte waren, sind jetzt Freunde!

    Die Ukraine, so wie ich sie in den letzten Jahren erlebt habe, war ein Land mit viel Potential.
    Viel wurde für die Bekämpfung der Korruption getan. An der Infrastruktur wurde gearbeitet, was besonders an der merklichen Verbesserung der Straßen zu erkennen war.

    In meiner Wahrnehmung hatten die Ukrainer den Willen und das Potential eine demokratische, freie und rechtsstaatliche Gesellschaft zu werden und im Rahmen ihrer Möglichkeiten wurde daran gearbeitet.
    Die Fortschritte waren spürbar und sichtbar. Sie waren bei weitem noch nicht genug, aber solch massive Änderungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens brauchen Zeit und im besten Falle Unterstützung.
    Die Ukraine war ein leuchtendes Beispiel dafür, zu was die Demokratie nach Vertreibung des Despoten im Stande ist.

    Wenn das hier Papier wäre, würdet ihr die Spuren von Tränen erkennen können.

    An Katrin: Ich weiß, dass du jeden Kommentar liest, bevor du ihn veröffentlichst, wenn du ihn
    nicht veröffentlichst ist das ok. Immerhin wir das hier von einer Person gelesen und
    zumindest der selbsttherapeutische Anteil wäre erfüllt.

    Zum Schluss: Vielen Dank euch beiden, vielen Dank den beiden Faktcheckern und allen anderen
    ungenannten, die die Wochendämmerung möglich machen, ihr seid ein Licht in
    dunklen Zeiten.

  7. Devid sagt:

    Die großen Kraftwerke in Berlin sind mittlerweile fast alles Gas-Kraftwerke.
    https://www.tip-berlin.de/stadtleben/architektur/kraftwerke-in-berlin-architektur-der-energie/
    Müll- bzw Holzkraftwerke gibt es natürlich auch.

    Manche Gaskraftwerke sind neu (das an der Jannowitzbrücke) gebaut wurden, einige wurden schon von Kohle auf Gas umgerüstet (Klingenberg in Rummelsburg) bzw sind als Kohle deaktiviert und werden nun auf Gas umgerüstet (Reuter Siemensstadt) und manche werden gänzlich abgebaut.
    https://group.vattenfall.com/de/energie/kraftwerke

  8. Michael sagt:

    SWIFT Ausschluss von Russland bedeutet auch Folgen für die zivile/europäische Raumfahrt

    – das Ende der Internationalen Raumstation ISS
    – das Ende das europäisch/russischen Projekts ExoMars2022 (Starttermin September 2022)

  9. Es ist traurig, aber es ist der erste Krieg, wo ich gewissermassen froh bin, wenn dieser nicht zu schnell beendet wird. Ich befürchte, dass wenn die Eroberung der Ukraine zu billig wird, mehrere Kriege in demselben Muster folgen werden. Holgi hat schon erwähnt, dass China dann Taiwan ins Auge fassen wird. Und auch Russland wird sicher noch andere Gebiete beherrschen wollen.

  10. Unmar sagt:

    Hallo und guten Tag! Dankeschön für eure Wochenschau!
    – Zwei Zusätze:

    „Deutschland hat Polen überfallen“ MIT der Sowjetunion, was in unserem Narrativ, trotz des Wissens darüber, fast immer über den Tellerrand fällt, aber für die Menschen an der Peripherie zum jetzigen Russland sehr bewusst ist und durch den Überfall auf die Ukraine natürlich noch bewusster ist. Gilt ebenso für die Baltischen Staaten (daher auch der starke Wille zum Beitritt zu NATO/Europäische Union), die im Zuge dieses Angriffskrieges auf Polen, überfallen und annektiert wurden, siehe:
    https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-baltikum-wird-sowjetisch-100.html

    „Kiew ist eine ganz normale Stadt wie Berlin“, nicht in den Augen eines bestimmten Narrativs, das auch Putin erzählt. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kiewer_Rus#Aktuelle_unterschiedliche_Interpretationen
    https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/ukraine-russland-kiewer-rus-putins-blick-auf-die-geschichte

    Was ich diese Woche auch noch gelernt habe:
    „Der Begriff Genozid wurde auch 2008 verwendet, um die Intervention in Georgien zu rechtfertigen. Diese Rhetorik kennen wir im Grunde seit 30 Jahren, als 1992 die 14. Armee Russlands in den innermoldauischen Konflikt um Transnistrien eingriff, hatte der damalige Kommandeur der Armee sogar behauptet, dass die Regierung in Chisinau schlimmer als die SS sei und diese hyperbolische Rhetorik wird immer weder verwendet, für die Baltischen Staaten, Ukraine, Georgien und Moldau, um die militärische Intervention zu rechtfertigen.“ – Andreas Umland, Politologe, Historiker in Informationen am Mittag, 22.02.22

    1. Katarina sagt:

      Zum Thema Georgien:

      https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/32098/die-georgienkrise-als-weltpolitisches-thema/

      Ihr argumentiert in euren Ausführungen, als ob es Minsk II nicht gegeben hätte:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Minsk_II

  11. Hallo, fühle mich ein wenig herausgefordert ;-). Das Thema „Penisangst“ in der Diskussion rings um Transmenschen ist es, das mich herausfordert, wie sich Kadda sicherlich vorstellen kann.

    Dazu eine kleine Geschichte aus meinem pädagogischen Alltag – einer der seltenen Fälle, in denen ich eine absolute TRIGGERWARNUNG aussprechen möchte. Aber ich denke, ein drastisches Beispiel erklärt das, was nach meinem Empfinden gerade passiert am besten.

    EIn Junge (7 Jahre) beginnt jeden Abend ab 17:00 Uhr aufzudrehen. Deutlich ist ihm seine Aufregung anzumerken, er wirkt unruhig, versucht sich mit jedem Menschen zu streiten, die Situation auf irgendeine Art und Weise zu eskalieren. Mit der Zeit können die Erwachsenen das beobachtete Verhalten immer mehr einschränken. Es scheint mit der Abendhygiene zusammenzuhängen. Sämtliche Versuche, ihn zur Abendhygiene zu bewegen führen in Aggression, Widerstand und Wut.

    Ich möchte bereits an dieser Stelle auflösen, da es mir hier nicht um den Weg geht, wie wir auf die eigentliche Ursache der Probleme gekommen sind. Die Ursache für all das Ungemach war, dass der Junge in der Kindheit oral vergewaltigt wurde und das Zähneputzen ihn triggerte.

    Sämtliche Versuche, den scheinbaren Widerstand des Jungen gegen die Abendhygiene aufzulösen, wären gescheitert, Logik, Verständnis, freundliche Begleitung etc. helfen nichts, wenn nicht in erster Linie verstanden wird, dass hier das limbische System des Betroffenen losfeuert, weil es eine Gefahrensituation erkannt hat. Das diese Reaktion weder bewußt gesteuert, noch für den Betroffenen ein Zusammenhang besteht. Der Junge hatte keine Flashbacks oder ähnliche Reaktionen, sondern einfach nur Panik vor der Benutzung der Zahnbürste, welche ihm nicht einmal wirklich bewußt war. Wir fassen dieses unter dem Oberbegriff Vermeidung zusammen und es ist mir ziemlich wichtig, dass es sich um ein indirektes Problem handelt. Der Junge vermeidet vor allem, weil er Angst vor der Dissoziation hat, vor der Panik, die die Situation mit sich bringt.

    Was will ich mit dieser Geschichte erklären. Ein ähnlicher Zusammenhang könnte eine wesentliche Triebfeder für weite Teile der Emanzipationsbewegung sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Gründung von Frauenhäusern, Schaffung von Schutzräumen für Frauen und Kindern im Kern die Reaktion auf erlebte Gewalt in der Familie ist. Und wir alle können froh sein, dass es diese Bewegungen gab und gibt. Aber Vermeidung von Situationen – in traumatischen Zusammenhängen – ist nicht logisch. Wir können ihr auch nicht rational begegnen.

    Was hilft – zumindest in meinem pädagogischem Kontext – ist, das Empfinden ernst zu nehmen, die Vermeidung zu akzeptieren. Und in unserem Kontext, dem Betroffenen erst einmal eine Erklärung für sein Empfinden zu geben, die er versteht. Denn noch einmal, der Betroffene weiß nicht, was oder warum da etwas passiert. Er fühlt sich gehandelt, fühlt die Panik, aber sieht keinen Zusammenhang zum Erlebten.

    Es hilft ihm bereits, wenn wir ihm erklären können, dass es sein Angstzentrum ist, dass losfeuert, dass das nichts schlimmes oder krankes ist. Über lange Zeit kann dann ein neues Empfinden aufgebaut werden, das die Zahnbürste nicht mit Gefahr verbindet.

    Will insgesamt sagen, die Angst von Frauen, die Gewalt erlebt haben, vor „Männern“ kann sich in vielen Bereichen äußern, in Angst vor Penissen, tiefen Stimmen, Farben, Gerüchen oder was auch immer. Diese Ängste sind real. Und nach wie vor ist Tabuisierung des Themas ein großer Teil des Problems, denn wenn jemand wie Rowling am Ende ihrer Argumentation sagt, der Ursprung meiner Argumentation ist, die Angst vor männlicher Gewalt, so ist dies bereits ein sehr großer intellektueller Schritt, den die meisten Betroffenen nicht einmal schaffen und den wir als Grund für ihr Handeln anerkennen müssen.

    Das darf natürlich nicht dazu führen, dass wir andere Menschen in ähnliche Situationen bringen. Sondern wir müssen strukturell dafür sorgen, dass mit dem Selbstbestimmungsgesetz trotzdem die Schutzräume von Frauen gewahrt bleiben. Es darf keine Umkleidekabinen, Toiletten oder ähnliche Räumlichkeiten geben, in denen sich Frauen nicht sicher fühlen. Vielleicht schaffen wir es dann – ähnlich wie der inzwischen junge Mann es geschafft hat, heutzutage problemlos Zähne zu putzen – äußere Geschlechtsmerkmale vom geschlechtlichem Empfinden zu trennen, einfach weil wir als Gesellschaft neue, positive Narrative haben, die den Trigger von er eigentlichen Tat trennt.

    1. Katrin sagt:

      Danke, Christian.

  12. Abkueko sagt:

    Zur Alice Schwarzer: Sie ist ist eigentlich ein Beispiel für den Erfolg des Feminismus. Sie beweist, dass nun auch Frauen alte weiße Männer sein können.

    Wer sich davon überzeugen will: Alles Gesagt Podcast der Zeit mit ihr. Die ganze Sendung spricht sie aus einer Überheblichkeit, dass sie das ja alles besser wisse. Sie habe in den 80ern eine Prostituierte interviewt und wisse daher warum Sexarbeit abzulehnen ist und Frauen darüber nicht selbst entscheiden können. Derartige Argumentationsketten kennt jeder – aber normalerweise nur von alten Männern. So gesehen ist auch das Emanzipation…

  13. Abkueko sagt:

    Zum Verteidigungshaushalt:
    Es gibt viele Gründe warum wir mit 40Mrd€ nicht viel hinbekommen.

    1. Extrem ineffiziente Verwaltung. Allerdings leiden darunter viele Armeen.
    2. Man will unbedingt die eigene Rüstung fördern und selbst da will man seine Extrawurst. Das Ergebnis sind ewige Beschaffungsprozesse sehr kleiner Mengen, die dann inkompatibel zu den Armeen unserer Partner sind. Da macht es natürlich einen Unterschied ob von einem Waffensystem 1000 Stück beschafft werden oder nur 50. Die Entwicklungskosten sind gleich. Noch dazu soll es die heimische Wirtschaft stärken bzw. bei europäischen Projekten sollen die jeweiligen Länder beteiligt sein und nicht zwingend die besten Systeme.
    3. Die geringen Mengen und das Kaputtsparen. Oft wurden die ursprünglichen Bestellmengen reduziert. Gespart wurde dabei dann fast nichts, da die Entwicklungskosten auf wenige Exemplare reduziert wurden. Durch die dann geringe Menge hat man nun kaum Funktionsreserven und enorm hohe Wartungskosten.

    Wie kann man das lösen?
    -Größere Beschaffungsprojekte und zum Teil modular anpassbare Systeme. So kann die Bundeswehr mit einem Grundgerät in verschiedenen Versionen die Wartungskosten senken. Wenn sich dann mehr Länder beteiligen sinken die Kosten erheblich. Und uns bricht kein Zacken aus der Krone ein gutes Produkt bei einem Nachbarn einzukaufen.
    -Ggf. funktional trennen. Müssen wir alle Kompetenzen haben oder kann man bestimmte Nischen auf einzelne Länder verteilen. Zum Teil machen wir das schon. Deutschland hat keine Schiffe für den Fahrzeugtransport. Bei Bedarf hilft NL mit ihren Schiffen aus. Das könnte man ausbauen
    – Grundsätzlich wäre auch eine europäische Armee denkbar. Ggf. nur für bestimmte Aufgaben. Man bedenke: Wir kaufen gerade 3 Airbus A350 um Scholz durch die Gegend zu fliegen. 3 Stück, weil einer kaputt gehen kann und man immer ein zweites in Reserve will. Wenn wir lediglich Regierungsflugzeuge als Pool hätten, könnte man die Reserven reduzieren bzw. kleinen Ländern bei Bedarf auch großes Fluggerät bereitstellen. Solche Lösungen halte ich zumindest in der Logistik und weiteren einzelnen Aufgaben für denkbar. Muss auch gar nicht die ganze EU mitmachen.

  14. Leah sagt:

    Danke erst mal an dich Kadda (aber auch an Holgi) das du das Thema trans Rechte immer wieder aufgreifst und da nicht nur klar Position beziehst, sondern dich auch mit Menschen deswegen streitest. Ich stimmte dir da auch völlig zu, dass die ganze Berichterstattung aktuell nicht nur grausam ist für Menschen die trans sind und das dann lesen/hören müssen, sondern dass es auch Leute die eigentlich nichts mit dem Thema zu tun haben einen Drall in eine bestimmte, ungute Richtung gibt. Weil, wie wir wissen, was man immer wieder hört verfängt dann doch, leider.

    Deshalb möchte ich auch allen die euch zuhören und hier vorbei gucken, meinen ruhigen Artikel zum Thema empfehlen, der versucht die häufigsten Punkte aufzugreifen: https://leah.is/posts/die-reduktion/

  15. Dominic sagt:

    Noch mal zum Thema bundesdeutsches Kernwaffenprogramm. Ich bin der Meinung (weil es sehr fundiert in dem Buch „Eichmann wurde noch gebraucht“ dargelegt wird), dass es ein geheimes Programm dazu in Argentinien gegeben hat. Allerdings ist dieses mit Adolf Eichmann gestorben und ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bundesrepublik momentan keine Kernwaffen besitzt. Lediglich die ganzen Atomreaktoren, zur Plutoniumbeschaffung, sind uns erhalten geblieben. Wer das nicht glaubt, kann sich ja mal anschauen wo die Engländer Ihr Plutionium her bekommen:

    https://www.counterpunch.org/2022/02/10/the-legacy-of-britains-dirty-decades-of-nuclear-reprocessing-120-tonnes-of-plutonium/

    Wir haben aber bereits genug Atommüll und können die Reaktoren jetzt abschalten. Das ist dann auch der wirklich Grund, weshalb die CDU es dann (zum zweiten mal) beschlossen und auch umgesetzt hat. Es brauchte nur noch einen Auslöser.

    Im Grunde sind wir aber auf Europäischer Ebene mit den Franzosen enorm gut ausgestattet, wenn man Verteidigung wirklich mal Europäisch denkt!

  16. Dominic sagt:

    Zum Thema was Putin will, finde ich dass Folgendes (kam die Tage über Fefe’s Blog) am Besten passt:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Foundations_of_Geopolitics#Content

    Eigentlich nichts Anderes als die UDSSR wiederherstellen. Das eigentlich Interessante an dem Buch ist jedoch tatsächlich noch nicht einmal dass die Ukraine annektiert werden soll, sondern solche Details das UK vom Rest der Europäischen Union getrennt werden solle. Und jetzt kommt die wirklich spannende Frage, haben die Engländer das quasi im vorauseilendem Gehorsam einfach selbst umgesetzt, oder hatte Russland bereits da die Finger im Spiel? Beides wäre sehr schlimm, jedoch würde Letzteres diese unsinnige Brexit-Politik einigermaßen erklären.

  17. Li sagt:

    Was wir brauchen ist eine wissenschaftliche Einordnung mit welchem Typ Menschen (Psychopath) wir es hier zu tun haben. Könnt ihr das bitte in einer der nächsten Folgen umsetzen? Verhandlungen bringen nur etwas, wenn das Gegenüber Mitgefühl empfinden kann. Alles deutet darauf hin, dass er dazu nicht fähig ist.

    Wir brauchen eine Strategie, die klar macht, dass hier keine Völker gegeneiner stehen, sondern ein Mensch (und seine Gefolgsleute) das Problem ist. Wir haben nur eine Chance, wenn wir uns nicht von ihm benutzen lassen, dazu müssen wir aber durchschauen mit wem wir es zu tun haben. Es gibt Wissenschaftler*innen, die das können. Denen müssen wir jetzt zuhören!

  18. Marc R. sagt:

    Danke für diese Folge. Auch danke an Holgi für den kurzen Einblick in seine Herkunft. Ich kann das als Vertriebenen-Enkel (Opa kommt aus Lemberg/Lwiw) gut nachvollziehen.

    Vielleicht sollten wir ab jetzt bei russischem Gas immer von Blutgas sprechen, in Anlehnung an den Begriff der Blutdiamanten.

  19. Stefan sagt:

    Vielen Dank für die Folge. Wie immer kombiniert ihr Menschlichkeit und Professionalität auf eine unnachahmliche, wunderbare Weise. Es tut gut das zu hören in dieser irren Zeit, wo wir alle hilflos sind und vielleicht sogar manchmal Angst haben.

    Einen Verbesserungsvorschlag habe ich zum Beitrag Selbstbestimmungsgesetz. Katrin sagt da: „die Gehirne von trans Frauen sind den Gehirnen von Frauen ähnlicher als denen von Männern“. Ich weiß, das ist vermutlich aus einer gewissen Sichtweise pedantisch und anstrengend, jedoch ist es m.M.n. wichtig: trans Frauen _sind_ Frauen. Katrin meint gewisse sie sind „denen von cis Frauen ähnlicher als denen von cis Männern“. Ach so, und dann würden sich wenn überhaupt die 14-jährigen (trans) _Jungs_ die Brüste abschneiden (lassen), eher nicht die Mädels.

    Richtig spannend wird übrigens die ganze Diskussion zum Thema Genderidentität wenn man mal herumfragt, wer denn seine eigenen Geschlechtschromosomen tatsächlich kennt. So einfach ist es nämlich nicht mit dem (physischen) Geschlecht.

    1. Katrin sagt:

      danke für deine Korrektur, du hast vollkommen recht

  20. Naiver Pazifist sagt:

    Es hat gut getan eure Fassungslosigkeit zu hören. Nun sind schon ein paar Tage vergangen. Meine Entsetzen ist geblieben. Es ist seltsam, dass es für meine Gefühle einen Unterschied macht, dass dieser Krieg Menschen erreicht, die so leben wie wir. Denn Krieg ist natürlich immer entsetzlich.

    Trotzdem bin ich skeptisch über Deutschlands Rüstungspläne. Frage mich, ob das nicht zu kurz gegriffen ist. Warum müssen wir dieses Sondervermögen im Grundgesetz verankern? Warum geht unsere Politik von einer Zeitenwende und nicht von einem Intermezzo aus?

    Das tiefste Ziel einer deutschen Demokratie muss doch Frieden, Versöhnung und Vergebung sein. Dass wir uns gegen Feinde der Freiheit rüsten darf doch niemals ein Dauerzustand sein, sondern muss Ausnahme bleiben. Die Tatsache, dass wir gerade so sehr der Wut auf die russische Regierung nachgeben, macht mir Sorge. Auch wenn ich Vladimir Putin gerade aus tiefstem Herzen hasse. Weil Wut und Angst vor Feinden keine Grundlage für eine Demokratie sein kann. Es kann nur die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sein.

    Es bleibt leider auch hier bei den weisen Worten: Angst führt zu Wut, Wut führt zu Hass und Hass führt zur dunklen Seite der Macht. Wir müssen acht geben, dass unsere Demokratien sich nicht in hochgerüstete Angststaaten verwandeln. Denn auch dann hätte Putin und Seinesgleichen gewonnen.

    Das einzige was mir Mut macht sind die Zivilisten in der Ukraine, die sich unbeirrt vor russische Panzer stellen und mit den Soldaten diskutieren. Ihnen zeigen, dass sie Menschen und keine Zielscheiben sind. Ich bin sicher naiv, aber vllt. wäre es besser gewesen, man hätte nicht militärisch auf Russland reagiert, sondern im Sinne Gandhis mit gewaltlosem Widerstand. Generalstreiks. Wirtschaftssanktionen.

    1. Angst sagt:

      Ich wünsche mir auch wieder in einer Zeit zu leben, in der man Reinhard Meys „Alle Soldaten woll’n nach Haus“ singen kann. Ich habe einen 4 jährigen Sohn für den ich Vater sein will und den ich auch niemals in einen Krieg verabschieden sollen muss.

      Auch wenn ich natürlich verstehen kann, dass die Ukrainer Putin bekämpfen will und sich vor Diktatur und Unterdrückung schützen will: Ich frage mich auch, ob es nicht einen gewaltlosen Weg gegeben hätte, um Putin abzuwehren und ob der nicht unter Strich weniger Schmerzen für die Ukrainer bedeutet hätte. Genauso frage ich mich, ob sich Europa nicht gewaltlos schützen könnte.

      Müssen wir aufrüsten? Gibt es nicht andere Wege, das wieder gerade zu biegen? Gewalt für zu Gegegengewalt, Gegengewalt für zu neuer Gegengewalt. Wir haben vermutlich in Europa jetzt wieder die Büchse der Pandora geöffnet. Werden wir sie jetzt jemals wieder schließen können?

      Warum redet kaum jemand darüber, dass Aufrüstung auch ein Risiko für uns alle bedeutet?

      1. Affableclaws sagt:

        Einfach Gewalt mit Gewaltanwendung austauschen und Sie werden sehen warum wir ‚Uns‘ jetzt leider mehr Rüsten müssen. Bis jetzt ist nur Einer mit der ANWENDUNG von Gewalt aufgefallen.

        Ich bin da ja auch im Ganzen so bei Ihnen aber die Realität holt Einen manchmal ein und der MUSS man sich dann stellen. Hoffen wir dass es ein für Alle gutes Ende finden wird und wir unsere friedlichen Lehren für später daraus ziehen werden. Gemeinsam.

        1. Norbert sagt:

          Wenn ich Gewalt mit Gewaltanwendung austausche, steht da „Gewaltanwendung führt zu Gegengewalt“ (oder Gewaltanwendung führt zu Gegengewaltanwendung). Das ist sperriges Deutsch, ändert aber nichts an der Aussage. Und wenn Sie der Meinung sind, dass bisher nur Putin durch die Anwendung von Gewalt aufgefallen ist, haben Sie ein schlechtes Gedächtnis. Krieg ist seit Ende des Kalten Krieges wieder zur Norm geworden.

        2. Angst sagt:

          Gewalt anwenden tun gerade beide Seite. Natürlich kann ich komplett nachvollziehen, dass die Ukrainer Gewalt anwenden, um sich zu wehren und es ist ihr gutes Recht.

          Allerdings habe ich starke Zweifel, dass weder die Ukrainer durch Gewaltanwendung, noch der Westen durch Unterstützung der ukrainischen Gewaltanwendung etwas erreichen werden.

          Natürlich ist Russland der Aggressor und Putin ein absolut verachtenswerter Kriegsverbrecher. Trotzdem frage ich mich auf welche Nachkriegssituation wir steuern werden. Putin wird nicht aufgeben. Russland wird siegen – wenn auch unter hohen Kosten. Der Westen wird nicht direkt in diesen Krieg einsteigen. Wir werden da bald ein Großrussland haben, das extrem instabil ist und isoliert ist. Gnade uns Gott!

  21. Ein kleiner, eskapistischer Nachtrag zum Popkultur-Moment am Ende der Folge:

    Ja, David Tennant ist Schotte. Und wer sein Schottisch hören möchte, sollte sich mal die neuere Ducktales-Serie im Englischen Original anhören, da spricht er Scrooge McDuck in feinstem Brogue.

  22. Franz sagt:

    Ich spüre zum ersten Mal in meinem Leben echte Angst vor der Zukunft. Natürlich war der Klimawandel immer bedrohlich – aber doch schien er weitaus beherrschbarer zu sein, als die schier endlose Egomanie von Russlands Diktator. Ich frage mich, ob diese Angst damals auch die Menschen in England und Frankreich und Polen gespürt hatten, als das Deutsche Volk die Tore zur Hölle geöffnet hat? Bisher war ich immer Optimist. Aber gerade ist dieser Optimismus einfach nur erstickt.

    Als Mann habe ich Angst davor in den Kriegsdienst zu müssen. Meine Familie vor fremden, verrohten Soldaten schützen oder sogar verteidigen zu müssen. Meine Eltern, die fast die Chance gehabt hatten, als erste Generation in der Geschichte der Menschheit ein Leben in Frieden zu leben. Meine Frau. Meinen vierjährigen Sohn, der bisher nur das große Glück unseres Wohlstands kennengelernt hat. Mich selbst vor Folter und Schmerzen und Bildern, die ich nicht vergessen können werde? Werde ich ihn eines Tages zur Wehrpflicht gehen lassen müssen? In einen Krieg verabschieden müssen, den wir nicht haben wollten. Der das Resultat irgendwelcher wahnsinniger Kleingeister sind? Oder werden wir vor der Wehrpflicht fliehen, weil wir unsere Seelen vor den Wunden eines Krieges schützen wollen und sie dabei doch verletzen, weil wir unsere Heimat und Mitmenschen im Stich lassen?

    Werde ich den Blitz und die unbeschreibliche Hitze einer Atombombe erleben? Werde ich zu den Pechvögeln gehören, die das halbverbrannt überleben werden?

    Ich bin nicht mehr gläubig. Und doch sagt meine Stimme: Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens. Ich frage mich: Was ist die Lösung dieser Krise? Was ist der geheime Trick, den jeder übersieht? Muss man einfach nur die Menschen dazu bringen, den Hass an sich abperlen zu lassen?

    Und dann dieses entsetzlich Mitleid für die Menschen in der Ukraine. Menschen, die ich persönlich kenne. Mit denen ich schon ein Bier getrunken habe. Die ein ähnliches Leben leben wie ich und die ähnliche Träume teilten. Diesen Menschen wir so entsetzliches Leid zugefügt. Doch gleichzeitig weiß ich nicht, was ihnen wirklich eine Hilfe sein wird.

    Sorry, dass ich das hier schreibe. Hab gerade mein Kind ins Bett gebracht und musste das irgendwo los werden.

  23. Dirk sagt:

    Mal eine Frage, bzw. Vorschlag, den ich trotz 24/7 Medienkonsum seit der Invasion noch nirgends gehört habe:

    Könnte man nicht einfach russischen Soldaten, die sich entschließen zu desertieren, Asyl in der EU anbieten?

    Auffordern, die Waffe niederzulegen, seine Einheit zu verlassen und Richtung EU-Grenze durchzuschlagen. Das würde sofort Menschenleben retten.

    1. Katrin sagt:

      ich habe das schon zwei Mal gelesen – ua von Christopher Lauer. die Forderung ist auch sinnvoll. Wird aber daran scheitern, dass sie wenigsten russischen Soldaten es mitbekommen dürften. Schon die normalen Menschen in Russland werden von Informationen jenseits der Propaganda abgeschirmt, was glaubst du, was Soldaten da mitbekommen?

  24. der Ralf sagt:

    Außerdem, auch Soldaten haben Familien und Freunde die dann zurück bleiben und evtl. Repressalien ausgesetzt sind.

  25. Naomi sagt:

    Kadda, war es nicht von dir in dieser Folge, dass ich jemandem von einem Sachbuch habe erzählen hören, das die ganzen humanistischen Dogmen seit der Aufklärung umwirft und irgendwie ging es dabei auch um die Figur des alten weißen Mannes? Falls ja, magst du mir antworten, wie das Buch heißt? Dann muss ich nicht die ganze Folge nochmal durchskippen 🙂

    1. Katrin sagt:

      klar, gerne: ›Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit‹ – es ist gerade nämlich auch frisch auf Deutsch erschienen: https://www.klett-cotta.de/buch/Geschichte/Anfaenge-ebook/414381

  26. Harald Henning sagt:

    Hallo Holgi,

    Du bist nicht der Einzige, der gelernt hat, dass man „dem Russen “ nicht trauen kann.
    Als im Bayern von Franz-Josef Strauß sozialisierter Mensch, geht es mir genau so.
    Das Einzige, was beim Russen sicher ist, ist, dass er vor der Tür steht. Life-Hack: Blindtür auf die östliche Hausmauer: Invasion gestoppt (sog. Russentür)

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