Reaktionäre Parteien verzeichnen wachsenden Zulauf – und sie gewinnen sogar Wahlen. Der Hass wächst, Medien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft geraten unter Druck. Doch der Rechtsruck ist kein zufälliges Phänomen – im Gegenteil: Die Rechtsradikalen arbeiten seit Jahrzehnten daran, ihre Pläne umzusetzen, aber Gesellschaft und Politik blieben tatenlos.
Wie es dazu kam und warum dennoch Hoffnung besteht, das weiß Matthias Quent. Der junge Rechtsextremismusforscher deckt die Strategien und Ziele der Rechten auf, gibt Handlungsempfehlungen für den alltäglichen und politischen Umgang mit ihnen und zeigt, dass sich eine starke Demokratie nicht von rechten Populisten jagen lassen darf, sondern sie am besten rechts liegen lässt.
Links und Hintergründe
- PIPER: Deutschland rechts außen von Matthias Quent
- twitter: Matthias Quent
Bezüglich „radikal“ und „extrem“: Ich folge da inzwischen der Definition, die sich im linken Spektrum eingebürgert hat und da auch zur Selbstbeschreibung verwendet wird: Da hätten wir einmal die liberale Linke, die ihre Ziele innerhalb des Systems verfolgt und keinen Umsturz plant, sondern iterative Änderungen anstrebt und dafür auch entsprechend kompromissbereit ist. Auf der anderen Seite hat man die radikale Linke, die das vorherrschende System durch ein grundlegend anderes ersetzen will, dafür aber mehrheitlichen Support möchte („Aufstand des Proletariats“). Die Erweiterung davon wären Linksextreme, die diesen Umsturz auch ohne mehrheitliche Akzeptanz für ihre Ziele und Methoden verfolgen.
Umgelegt auf Rechte sehe ich zuerst die konservativen Besitzstandswahrer, die sich explizit innerhalb der Verfassung bewegen und sie zwar in ihrem Sinne auslegen, sich ihr jedoch nicht entgegenstellen. Die radikale Rechte wäre demnach eine Strömung, die das von der Verfassung definierte System umstürzen wollen und auf mehrheitlichen Support durch „das Volk“ hoffen (das wären die Tag X-Leute). Rechtsextreme wären demnach auch wiederum diejenigen, die mit auch im eigenen Lager nicht allgemein akzeptierten Methoden wie offener Gewalt arbeiten. Das ließe den Schluss zu, dass Rechtsextreme immer auch Rechtsradikale sind, da die auf extreme Art und Weise radikale Ziele verfolgen, während Rechtsradikale nicht unbedingt extrem sein müssen.
Bezüglich Beissreflex und Sensibilität:
Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen laufen gelegentlich so „Das waren die 60er / 70er / 80er Jahre“-Dokus. Die haben mir erst wieder richtig bewusst gemacht, wie anders die Stimmung damals doch noch war und wie offen sie gezeigt wurde. Da werden zum Beispiel ganz normale Passanten zu ihrer Meinung zu einem Demonstrationszug junger Leute befragt und sagen allen Ernstes offen in eine Kamera, dass man „diese nutzlosen Gammler am besten in Lager stecken oder gleich erschießen würde“. Nicht in den 60ern, sondern in den 80ern, kaum 30 Jahre her! Und nicht über „Ausländer“, sondern ganz normale biodeutsche Vorzeigejugendliche, die für heutzutage vollkommen selbstverständliche Dinge demonstrieren. Ohne jeglichen Widerspruch durch die Interviewenden. Als wäre das das normalste der Welt.
Also ich verstehe das so:
Rechte –> halten sich an das Gesetz, gehen auf genehmige Demos, wählen AFD etc
Rechtsextreme –> zeigen Ihre Gesinnung und werben um Gleichgesinnte, anagieren sich in der AFD, überschreiten das Gesetz ohne Gewalttätig zu werden durch z.B. Hitlergrüße, Pöbeleien etc.
Rechtsradikale –> Gewalt-Verbrecher gegen Staat, Linke, Ausländer/Asylanten etc.
das gleiche gilt für Linke und Gläubige.
liege ich da einiger massen richtig?
Was passiert eigentlich mit der Nord-Irland Grenze bei einem harten Brexit? Es gibt keinen Backstop und es müsste eigentlich eine Grenzkontrolle gemacht werden. Aber weder die EU (incl. Irland) noch GB (incl Nord-Irland) wollen eine Kontrolle. Was wäre wenn niemand kontrollieren würde? Das Karfreitagsabkommen bleibt in Kraft und es wären alle glücklich, oder? Gäbe es dann einen „kleinen Grenzverkeher“? Das würde mich mal interessieren.
Meine Güte ist der Mensch gut beim erklären ….
Danke für das Interview