Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

#114. Die, in der Holger sich die ganze Zeit aufregt

| 7 Kommentare

Nach der letzten Sendung war noch nicht ganz klar, was in dem Dekret stand, das Donald zu Obama-Care erlassen hat. Jetzt wissen wir es, aber wie es mit Obama-Care nun weitergehen soll, ist unsicher. Zwar sind einige Senatoren mit einem gemeinsamen, parteiübergreifenden Vorstoß angekommen – aber Trump macht wieder erst Hü und dann Hott.
Holger hat sich zudem mal genauer angesehen, was es mit dem wackelnden Atom-Deal mit dem Iran auf sich hat – welche Motive könnten dahinter stecken, dass Donald diesen zu kündigen droht?
Dann haben in dieser Woche Frauen auf der ganzen Welt unter dem Hashtag #metoo ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung ins Netz verbreitet – wir geben natürlich auch noch unseren Senf dazu, vor allem aber möchte Katrin gerne zwei Aspekte hervorheben: Erstens: Warum war das in Russland kein großes Ding und was lehrt uns das über die dortige Machokultur? Und zweitens: Was passiert, wenn man ein Gedankenexperiment zu der Frage, was Frauen alles tun würden, wenn sie nachts im Dunkeln keine Angst haben müssten, in Deutschland postet (Hinweis: Das Gedankenexperiment war so formuliert: „Was würdet ihr (Frauen) tun, wenn ab 21 Uhr die Männer eine Ausgangssperre hätten“)? Spoiler: Es funktioniert hier nicht so, wie in den USA.
Eine weitere Sache war diese Woche ein Abendessen mit Theresa May, bei dem eigentlich darüber gesprochen werden sollte, wie der Brexit jetzt genau ausgestaltet werden könnte – aber die Briten sind mit ihrer Planung gelinde gesagt noch nicht wirklich weit…
Am Ende packen wir noch die Ereignisse von der Buchmesse auf die Tagesordnung und versuchen aus den Fehlern zu lernen, die dort gemacht wurden. Hier haben Liane Bednarz und Danijel Majic, die beide vor Ort waren, kurz erzählt, was los war und wie sie es einordnen würden.

Links und Hintergründe

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7 thoughts on “#114. Die, in der Holger sich die ganze Zeit aufregt

  1. Thomas sagt:

    Kleine Brexit Perspektive aus einem spezialisierten Bereich:

    Ich kann ab 2018 eigentlich keine Schulfahrten mehr nach UK machen. Warum? Ich habe öfters SchülerInnen mit nicht-europäischen Pässen. (Meistens türkisch…) Diese SchülerInnen bräuchten eigentlich ein Visum für UK, weil nicht Schengen und so. Aber: es gibt die magische „Liste von ausländischen Schülern für Schulfahrten der _EU_“. Also, es gibt ein Abkommen in der EU, dass ich als Lehrer für ausländische SchülerInnen das Visum bin, wenn Ausländerbehörde und Schule auf einem Zettel bestätigen, dass diese Menschen gemeldet und SchülerIn der Schule sind. Wenn das wegfällt kann ich mir selbst im ländlichen Franken eine Schulfahrt abschminken.

  2. Gom sagt:

    Rechte nicht beachten funktioniert auch nicht. Hat Dresden mit Pegida versucht und die wurden trotzdem groß genug, damit sie in den klassischen Medien Beachtung fanden und danach eskalierte es bei deren Zulauf.
    Im Zweifelsfall bekommen es derzeit die rechten Vollspacken besser hin div. Klientele anzuziehen als linkere oder zumindest gesellschaftlich liberale Strömungen. Schau ich mir die linken Demos in Dresden an verwundert das auch nicht. Laute gebrüllte, oft stumpfe Parolen mit Tendenzen zu Handgreiflichkeiten gegen Andersdenkende ist das bestimmende „Stilmittel“ von Links. So schlimm wie es ist, viele Rechte haben da so viel Kreide gefressen, das sie sich zivilisierter darstellen können. Wobei gleichzeitig linke Strömungen sich viel zu sehr von ihren Qualitäten entfernt haben :(.

    Schien auf der Buchmesse kaum anders. Mehr als Versuche von Links die Rechten niederzuschreiben gab es wohl nicht. Viel lustiger wäre da ja Kaffee und Kuchen unter dem Banner „Leben mit Linken“ inkl Lieferung auf die Bühne.

  3. Chris sagt:

    Wie schon auf Twitter angemerkt, haben mich vor allem Eure Ausführungen ringsum sexuelle Übergriffe und dem Beispiel Russland zum Nachdenken angeregt. Kurz ein Teilergebnis. Ich denke, dass Holgis Frage, ob es den Frauen dort schlechter geht, ein völlig falscher Ansatz ist. Diese Frauen können diese Frage garnicht beantworten.

    Dieselbe Fragestellung wird immer wieder bei traumatisierten Kindern gestellt. Warum wollen mißbrauchte Kinder trotzdem zu ihren Eltern zurück. Die Welt in der mißbrauchte Menschen leben, ist ihre Normalität. Die Beziehungen zu den Mißbrauchenden ist oft mit vielen vielen anderen Bedürfnissen verknüpft, deren Wichtigkeit sehr hoch, bis überlebensnotwendig sind. Dass heißt, dass sie die Frage nach dem eigenen Leid oft garnicht oder erst nach dem Erleben einer anderen Welt beantworten können. Das Fehlen von Freiheit ist nur erkennbar, wenn ich weiß, wie diese Freiheit wirklich aussieht, bin ich in Unfreiheit aufgewachsen, müßte die Fragestellung meiner Meinung nach indirekt sein.

    Wie ist die psychische Gesundheit bei den Frauen? Wie gehen sie mit dem Thema Scham um? Welche Methoden der Angstbewältigung haben sie? Sind Anzeichen einer PTBS zu erkennen?

    Ich bin fast sicher, dass sich auf dieser Ebene viele Anzeichen finden lassen könnten.

    1. njorg sagt:

      Naja, Holgi hat die Frage dann ja erweitert: würde es ihnen besser gehen, wenn es die sexuellen Übergriffe nicht gäbe. Da geht es ja nicht darum, ob es ihnen schlechter geht als es ihnen hier gehen könnte, sondern darum, ob sie konkrete Erlebnisse in ihrem Alltag als unangenehm empfinden. Ob sie es besser fänden, wenn es anders wäre (dafür müssten sie es ja noch nicht mal als „schlimm“ empfinden).
      Auch ein missbrauchtes Kind würde ja wahrscheinlich sagen, dass es den Missbrauch schlecht findet, sofern daran nicht die Angst geknüpft ist, von den Eltern getrennt zu werden.

      1. Chris sagt:

        Ein missbrauchtes Kind wird in 80% der Fälle aus dem näheren Umfild missbraucht. Und – wenn man mal den sexuellen Missbrauch außen vor lässt und auch hier ist die Rate hoch – meist zumindest unter Duldung der Eltern. Und nein, es weiß ja garnicht, dass es eine andere Welt gibt. Die Gesellschaft meint dann immer, sie müssen sich schlecht fühlen, da weg wollen und wundern sich, wenn die Kinder sogar zurück wollen, oder das alte Leben reinszenieren. Aber es ist das Leben, das sie kennen

  4. blub sagt:

    zur These Trump macht das nur weil Obama schwarz ist, habt ihr im atlantic „the first white president“ gelesen? Der artikel kam vor ein paar wochen und stellt exakt diese These auf.
    https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2017/10/the-first-white-president-ta-nehisi-coates/537909/

  5. Maya sagt:

    Hmm, eure Thematisierung der Geschehnisse auf der Buchmesse fand ich echt schwierig. Zum einen fehlte der Faustschlag gegen den Verleger Achim Bergmann: https://www.taz.de/!5455120/. Das ist ja schon ne andere Kategorie – selbst als die Sache mit Wehnemann. Oder ist mir da was entgangen und auch das hat sich als ganz anders herausgestellt?
    Und zur geeigneten Strategie des Umgang mit extrem rechten Auftritten kann gut und gerne gestritten werden. Dass das mit dem inhaltlichen Zerlegen nicht so funktioniert, wie in der Theorie gerne getan wird, hat sich mindestens ebenso klar gezeigt. Protest sorgt wenigstens noch dafür, dass klar wird, dass es sich nicht um „eine ganz normale“ Veranstaltung handelt. Und das Gleichsetzen von linkem Protest mit dem, was „Rechte“ tun (könnten), greift an mehreren Stellen zu kurz. Vor allem darin, dass es auf der einen Seite darum geht, diskriminierenden, verletzenden etc. Positionen den Raum zu nehmen und auf der anderen Seite, gerade diesen Positionen Raum zu verschaffen.
    Und damit auch gleich zu dem Buch „Mit Rechten reden“. Anders als es in eurer Sendung zumindest für mich rüberkam ist das Buch keineswegs ein Aufruf, mit Rechten zu reden. Das bleibt den Leser_innen freigestellt. Es zeigt nur Kommunikationsmuster auf. Bzw. Nichtkommunikationsmuster. Wie die Autoren auf die Idee kommen, dass „die Rechten“ an einer Kommunikation interessiert sind, bleibt mir leider schleierhaft. Das hier soll keine Rezension des Buches werden (ich hab es durchaus mit Gewinn gelesen), aber da es quasi als objektiver Beleg für Holgis Position herangezogen wird… Für mich spricht aus dem gesamten Buch eine weiße (männliche) Perspektive. Die Menschen, die ihre Erfahrungen und Ängste zum Beispiel auf Twitter geteilt haben, dürften von einer ganz anderen Ausgangslage ausgehen. Und wie eine Diskussion mit Menschen aussehen soll, mit denen mir jegliche Grundlage an Werten fehlt, erschließt sich mir auch nicht. Aber das ist vermutlich wieder das mit dieser Moral…
    Trotzdem danke für euren insgesamt sehr tollen Podcast!

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