Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

Der Wochendämmerungs-Poet, die Apartheids-Analogie, der SPD-Russland-Komplex und Kernfusion

| 29 Kommentare

Die Wochendämmerung ernennt eigenen Poeten, Fortsetzung der Diskussion um den Amnesty-Report, gute Nachrichten von Corona, Russlands Säbelrasseln, die SPD und Russland, Whistleblower, Sham zu Brasilien und der Demokratie-Index 2021.

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Links und Hintergründe

Unser Wochendämmerungs-Poet

Amnesty – Israel – Apartheid?

Gute Corona-Nachrichten

Russland – Ukraine – Nato

Der SPD-Russland-Komplex

Whistleblower-Schutz

Der Demokratie-Index 2021

Kernfusion hat geklappt, aber…

Die Inflation und das Dilemma der EZB

Sham Jaff zu Black Lives Matter in Brasilien

Neues vom Brexit: Die Falklandinseln

Das Land des Jahres

Auslandseinsätze der Bundeswehr

Die gute Nachricht

Feinstaub und Luftqualität

Popcorn

Der Faktencheck von Nándor Hulverscheidt

Podcast-Tipp

29 thoughts on “Der Wochendämmerungs-Poet, die Apartheids-Analogie, der SPD-Russland-Komplex und Kernfusion

  1. Left2See sagt:

    Kurz ein Kommentar (bin noch mitten in der Sendung):

    Der Nachtrag zu AI und Israel hat mir wesentlich besser gefallen, da er differenzierter argumentiert war. Ich habe zwar immer noch ein paar Abers, jedoch ist das Thema mittlerweile über alle Medien hinweg erschöpfend diskutiert worden. Von meiner Seite ein Kompliment, dass du (Katrin) dir so viel Mühe mit dem Thema gemacht hast und das soll auch mein abschließender Kommentar dazu sein.

    Ergänzend lediglich einen Kommentar von Meron Mendel (Bildungsstätte Anne Frank), der mE das gesamte Thema am differenziertesten ausgeführt hat: https://www.zeit.de/kultur/2022-02/amnesty-international-israel-apartheidstaat

    Dann höre ich mal weiter. Liebe Grüße an Euch!

  2. Dirk sagt:

    Der Podcast von unter anderem Thomas Wiegold heist eigentlich Sicherheitshalber, allerdings verwenden die die Domain Sicherheitspod und deren bekanntestes Merchandising Produkt ist der Sicherheitspott

  3. Max sagt:

    Die Kapitelmarken sind falsch benannt: z.b. ist Shams Beitrag mit „Neues vom Brexit“ betitelt

    1. Katrin sagt:

      ist gerade in der Korrektur – danke auf jeden Fall für den Hinweis!

  4. Stefan Hartmann sagt:

    Meine Fragen zur Inflation:
    1. wie hoch müsste die Zentralbank den die Zinsen prinzipiell anheben um z.b einer Inflation von 5% zu begehen
    2.brauchen wir nicht die Inflation um die Investitionen in die decarbobisierung zu bezahlen (wenn ich heute Summe X investieren muss um einen Prozess klimaneutral zu bekommen, zur Refinanzierung das dabei hergestellte Produkt Y% teurer werden muss)
    3.kann die Zentralbank die Inflation mit steigenden Zinsen überhaupt bremsen wenn sie vor allem Energiegetrieben ist oder würden steigende Zinsen nicht Energie weiter verteuern da erneuerbare Kraftwerke und damit ihr Strom teurer in der Finanzierung werden.
    4.würden steigende Zinsen überhaupt die Inflation in bestimmten Sektoren senken wenn gleichzeitig Regierungen den Sektor fördern(z.b die baubranche im Hinblick auf energetische Sanierung)

    1. Holger Klein sagt:

      Haben wir tatsächlich alles beantwortet, wenn auch nicht so stringent, wie man sich das eventuell wünschen würde 😉

      Vor dem 21.2. schaffe die Veröffentlichung aber nicht.

  5. Oliver sagt:

    Auch ich habe eine Frage zur Inflation (die eigentlich aus 3 Fragen besteht):

    Stimmt es, dass die EZB ein Inflationsziel von knapp unter 2 % gesetzt hat, damit weiter investiert (und nicht gespart) wird, um die Wirtschaft weiter wachsen zu lassen?

    Falls ja: Will sie die Wirtschaft weiter wachsen lassen, damit unser für die Rente angelegtes Geld später mehr wert ist, um dadurch den Wertverlust durch die Inflation auszugleichen (so hat mir ein Mensch vom BDI mal erklärt, warum wir angeblich Wachstum brauchen)?

    Falls ja: Könnten wir dann nicht das Inflationsziel auf 0 % setzen, den Wachstum bei 0 % belassen und mit dem für die Rente zurückgelegten Geld am Ende die gleiche Kaufkraft haben wie jetzt?

    1. Holger Klein sagt:

      Nein, stimmt nicht. Deine (mutmaßliche) Annahme ist auch grundsätzlich falsch, denn Inflation wird nicht von irgendwelchen Institutionen gemacht. In einer Marktwirtschaft stellen Verbraucherpreise sich ein und die Zentralbank versucht per Geldpolitik, die Ausschläge klein zu halten.

      Warum es 2% sind, erklären wir in der Sendung auch (nochmal). In simpel: Weil die Preise sich nicht völlig exakt messen lassen, denn sie schwanken ja ständig, so dass 2 eigentlich „null“ ist, aber halt mit einem Korridor für Zinssenkungen oder -erhöhungen.

  6. Cedara sagt:

    Der Sellering soll doch Honorarkonsul für Russland werden. Holger sollte ich da köstlich amüsieren.

    https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Rostocks-Ex-OB-Methling-soll-russischer-Honorarkonsul-werden,methling156.html

  7. Zack sagt:

    Wie immer eine tolle Sendung!

    Zu den Brücken auf den Euroscheinen:
    Mittlerweile hat eine Stadt in Holland die Brücken auf den Euro-Banknoten nachgebaut
    https://hotspotholland.nl/en/508/euro-bridges

    1. Katrin sagt:

      Menschen…

  8. MR. FUSION sagt:

    Ich sehe ja drei Gründe, die massiv gegen die Nutzung der Kernfusion (jenseits der Raumfahrt) sprechen:

    1. Natürlich liefert Kernfusion unfassbar viel Energie. Aber sie ist trotzdem nicht nachhaltig. In dem Moment, in dem wir diese Energie zur Verfügung stellen, wird sie auch von den Menschen unbegrenzt verbraucht werden wollen. Das heißt, wir werden dann anfangen das Wasser auf diesem Planeten in Helium zu verwandeln – was vermutlich eine der dümmsten Ideen überhaupt sein dürfte. Klar, der Wasservorrat scheint unendlich. Aber dasselbe hat die Menschheit im 19. Jahrhundert sicher über Kohle und Öl gedacht. Die einzig wirklich nachhaltige Energiequelle ist die Sonne – wenn wir Menschen mit unserem Energieverbrauch für kommende Generationen ehrlich sein wollen, sind Sonne/Wind/Biomasse das einzige, was wir wirklich nutzen sollten.

    2. Ich halte nicht viel davon auf eine autarke Energieversorgung Europas zu setzen: Um den Klimawandel in den Griff zu kriegen, müssen wir vor allem dafür sorgen dass Afrika und Asien eine Transformation zu nachhaltigen Ökonomien schaffen. Bald leben in Afrika 2,5 Mrd. Menschen, die alle einen hohen Lebensstandard einfordern werden. Damit uns das nicht um die Ohren fliegt, muss Europa in Afrika investieren. Wir müssen aus Nigeria, Marokko usw. die Energieversorger der Welt machen, indem wir dort Solarkraftwerke bauen. Am besten alles breit streuen – damit wir nicht von einzelnen Ländern abhängig werden. Das würde Afrika einen wirtschaftlichen Aufschwung ohne gleichen geben, die Flüchtlingskrise beenden, den Frieden in der Welt und das Klima retten. Und es würde uns vermutlich weniger kosten, als Fusionskraft oder die CO2-neutrale Umrüstung Europas.

    1. Stefan Hartmann sagt:

      Das Argument mit dem quersubventionieren sonnenreicher armer Staaten ist gut, spielt aber bei der Perspektive, nach 2040/2050 von der wir reden nicht relevant, da der Aufbau von erneuerbaren Energien dort bis dahin angeschlossen sein muss, im Gegenteil könnte man andersherum argumentieren:
      Wenn der globale Norden in den Ländern bis 2050 massive erneuerbare Energien subventioniert, indem er teile seiner Energie von dort importiert steht in den Ländern praktisch kostenlos Energie aus Wind und Pv zur Verfügung, wenn die Industrienationen dann statt auf importierte Energie auf Fusion setzen.
      Zur Reichweite von deuterium:

      Die Menge an Strom die wir weltweit erhalten würden wenn wir die gesamte Erde mit PV Modulen belegen würden wären etwa 100.000petawatt Stunden.
      Wir haben auf der Erde 5×10^13 Tonnen deuterium das 66MWh/g liefert, bei einem Wirkungsgrad von 30% wären das 22MW/g Strom in Summe also 9,9×10^11Petawattstunden und damit der Strom der aus einem mit Pv Strom der in 9,9Millionen Jahren auf der Erde theoretisch erzeugt werden kann.
      Wenn wir ein bisschen realistisch sind und global Perspektivisch 10% der Erdoberfläche mit PV Belegung annehmen sind es sogar 99mio Jahre.
      Wenn die Menschheit in der Zeit keine Interplanetare Spezies geworden ist, ist der fehlende Brennstoff unser kleinstes Problem.

      Zum Rechenweg:
      Erdoberfläche: 510mio Quadratkilometer
      Globalstralung:1400kwh/m2 entspricht 1,4 Terawattstunden/Quadratkilometer
      Wirkungsgrad PV 14%
      510.000.000×1,4×0,14=99.960 PWh

      Menge an Deuterium 5×10^13t
      Brennwert Deuterium thermisch 66MWh/g entspricht 66Terawattstunden je t
      Wirkungsgrad Fusionskraftwerk 30%
      50.000.000.000.000 x 66 x 0,3 = 990.000.000.000PWh

  9. Klaus breyer sagt:

    Bzgl Inflation:
    Was macht man als Altersvorsorge?
    Jetzt noch Immobilien kaufen?
    ETF? Decken die Indizes die Inflation mit ab?

    1. Norbert sagt:

      Im langjährigen Mittel liefern ETFs einen Inflationsausgleich, und noch ein bisschen oben drauf. Aber wie heißt es an der Börse immer so schön: Kursverläufe aus der Vergangenheit ermöglichen keine Aussagen über die Zukunft. Mehrere wichtige Zentralbanken haben angekündigt, ihre Leitzinsen zu erhöhen, weswegen viele große Investoren ihr Geld von Aktien in verzinste Geldanlagen umschichten dürften. Das bedeutet fallende Aktienkurse und es kann sein, dass sich ETFs die nächsten ein, zwei Jahre nicht lohnen.
      Grund zur Eile gibt’s sowieso nicht. Wenn z.B. die Russen wie angekündigt diesen Mittwoch die Ukraine überfallen, werden die Börsenkurse massiv einbrechen. Und das ist nur ein absehbares Problem von vielen, das sich negativ auf die Börsenkurse auswirken kann.

    2. Holger Klein sagt:

      Wir machen in der Sendung keine Anlageberatung und das sind auch Fragen, die sich aus der Wissenschaft gar nicht seriös beantworten lassen. Ansonsten: Was Norbert sagt, und wenn ich genügen EK hätte, würde ich auf meine alten Tage auch noch eine Immobile kaufen.

  10. Tobi sagt:

    Berühmte Europäer auf Geldscheinen.

    Auf’s Eurogeld müssen die Schlümpfe,
    Weil ich meine Nase sonst rümpfe.
    Schlümpfe sind immer blau
    Und haben nur eine Frau,
    Darum hören sie meistens nicht ihr Geschimpfe.

    Wie wär’s denn mit Marx auf dem Bargeld?
    Denn, statt dass man sein Buch ins Regal stellt,
    wär auf einmal
    alles sein Kapital,
    für die Ausbeuter wär er der Superstar-Held.

    Europäer sollen jetzt auf die Scheine?
    Mässig schlaue Idee, wie ich meine:
    Dichter und Denker
    Führer, Kaiser und Henker
    Egal – Scheine hab ich eh keine.

    Eine Banknote mit Bonaparte
    Ist was ich von der EU erwarte
    Promis und Potentaten
    Und noch mehr so Klappspaten
    Scheiß drauf, zahl’ ich halt mit Karte.

  11. Volker sagt:

    Berühmte Europäer:

    Es war mal ein Forscher namens Şahin
    der erfand ein hochwirksames Vakzin
    das Zeug gibts für umme,
    doch gibt es auch Dumme,
    die nehmen doch glatt Ivermectin.

  12. Volker sagt:

    Berühmte Europäer:

    Es war mal ein Mann namens Helmut,
    den finden echt Leute noch heut‘ gut.
    Weil manch einer meint,
    er hätt‘s Land vereint,
    doch leider war Helmut auch ko rrupt

  13. Volker sagt:

    Statt Köpfe wie auf den Geldstücken,
    ziern Scheine nur fiktive Brücken.
    Zwar gibts Männer und Fraun,
    zu den wir aufschaun
    doch oft haben Bio-graphien Tücken.

  14. Volker sagt:

    Frau Lagarde fragt sich: „Wem gebührt glory?“
    Doch den richtigen Mensch findet sie nie.
    Drum bevor sie lang sucht
    und sich später verfluch,
    nimmt sie besser gleich Kadda und Holgi!

  15. Volker sagt:

    Jeffs Kopf sollt auf Dollar und Pesos,
    und auch auf die Scheine der Euros!
    Das zeigt nicht nur Ruhm,
    sondern auch Eigentum –
    Gehört eh schon bald alles dem Bezos.

  16. Morrrk sagt:

    Wenn ich aus dem Bus steige, lasse ich manchmal die Maske auf, weil es in der Nachbarschaft im Winter dermaßen aus den Kaminen stinkt. Der Gestank sitzt nach 5 Minuten schon in den Haaren. Ich wünschte, ich würde übertreiben.

    Meinung: Grummel-Morrrk findet die Limericks äußerst verzichtbar.

  17. karo sagt:

    Es mag verkopft von mir sein, aber mich beschleicht zunehmend der Eindruck, dass es sich bei den Argumentationen um den „Diskurs“ zur Lage in Palästina üblicherweise um Kategorienfehler handelt.

    Die Situation wird so analysiert, als ob es um einen interpersonellen Konflikt geht, der öffentlich ausgetragen wird anhand der Frage der moralischen Überlegenheit. Dabei wird letztlich immer so argumentiert, als ob es eine Art Moral/Gewaltkonto gäbe. Wer moralisch überlegen ist, hat das Recht Gewalt auszuüben, wer moralisch unterlegen ist, muss Gewalt hinnehmen. Letztlich ist das eine absurde Kategorie, denn wer Gewalt auszuüben, ist per se unmoralisch; Gewalt ist nie an sich richtig, sie lediglich gerechtfertigt, wenn es sich um das geringste Übel handelt; also durch den Einsatz minimaler Gewalt an einer Stelle, größere Gewalt an anderer verhindert wird.

    Dabei werden auch gleich Gebiet, Regierungsstruktur, Bevölkerung und Militär vermischt; eigentlich ist es ja eine Binse, dass diese Vereinfachungen unzulässig sind; darauf weisen wir ja auch immer wieder hin, wenn wir den völlig korrekten Punkt machen, dass Antisemitismus verwerflich ist, während Kritik am Staate Israel nicht nur zulässig, sondern aus Demokratiegründen notwendig ist.
    Wir reden die ganze Zeit vom Existenzrecht des Staates Israel, aber ist es wirklich den Staat Israel, den wir schützen wollen oder sind es die Jüd*innen selbst? Selbstverständlich leitet sich aus der Pflicht gegenüber Jüd*innen eine Pflicht gegenüber Israel ab, denn die Jüd*innen haben auch ein Recht auf demokratische Willensbildung in ihrem Staat. Mir scheint aber, dass medial meistens genau andersherum argumentiert wird: Eine Pflicht gegenüber Israel ist Grundannahme, und eine Pflicht gegenüber Jüd*innen implizit irgendwie auch da, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie jemand von so einer Pflicht explizit reden hören; es geht immer wenn dann um Israel. Ketzerisch gesagt würde ich unterstellen, dass wir uns so der Verantwortung gegenüber Jüd*innen entziehen. Wir machen es uns auf der Grundlage dieser falschen Gleichsetzung einfach, indem wir das tun, was Naftali Bennet will und dann passt scho‘.

    Das gesamte Framing als Konflikt zwischen den zwei Gruppen „Israel“ und „Palästina“, ist vor allem nützlich, um Besserung zu verhindern, denn Fragen, die in sich widersprüchlich sind, lassen sich grundsätzlich nicht beantworten. Zum Beispiel betonen wir immer, dass Israel ja eine westliche Demokratie sei und dass das ja irgendwie gut sei. Ich bemühe mich gerade sehr eine Buchfüllende Dekonstruktion des Konzeptes „Westlichen Demokratien = Gut“ zu vermeiden, deshalb hier nur kurz angerissen anhand des Beispiels, dass westliche Demokratie auch Rassismus heißt.

    Was ich da sehe, wenn ich die Lage in Palästina betrachte, ist kein Konflikt zwischen zwei Staaten, sondern ein Konflikt zwischen Bevölkerungen und ihren jeweiligen Staaten. Zwei Regierungen, die einen niemals endenden Kriegszustand nutzen, um ihre eigene Macht zu stärken. Ich unterstelle, dass die israelische Regierung überhaupt nicht als Ziel hat, die Situation zu bessern, denn Angst nützt Rechtspopulisten und sie können sich sogar noch als starke Männer präsentieren; nichts wirkt besser als Werbung für das Militär als ein aktiver Iron-Dome. Ich unterstelle, dass auch die Hamas-Führung kein Interesse an einer Lösung aus den gleichen Gründen hat; ihre Kaltherzigkeit gegenüber den eigenen Leuten löst in mir nichts als tiefe Verachtung aus.

    Ich sehe da eine palästinensische Bevölkerung, die in tiefster Not steckt und von allen, inklusiver Hamas und israelischer Regierung instrumentalisiert wird.

    Ich sehe da eine israelische Bevölkerung, die Propaganda auf den Leim gegangen ist und sich für Opfer in einem Konflikt halten, in dem sie keine Opfer sind. Das ist kein Verbrechen und wir als Deutsche sind, die letzten die ihnen dafür einen Vorwurf machen können. Es hingegen schon ein Umstand der dringend Klärung bedarf.

    Ich sehe eine israelische Bevölkerung, die Handlungsfähig ist und eine palästinensische Bevölkerung denen jede Handlungsfähigkeit genommen wurde.

    Ich sehe da die IDF die mit Hightechwaffen kämpfen und Hamas die Bomben an Ballons hängen. Wer die Hightechwaffen hat, hat die Verantwortung, völlig egal wer „schuld“ ist.

    Ich sehe zwei Regierungen, die Lügen und Propaganda verbreiten; gemeinsam das Theaterstück „bewaffneter Konflikt“ aufführen, weil es ihnen Politisch nützt. Dazu eine Medienlandschaft, die es partout nicht schafft, das absurde Framing im Kontext einer anachronistischen, imperialen Weltsicht zu dekonstruieren. Staaten handeln nicht als kohärente, eigenständige Wesen. Staaten sind Maschinen (oder von mir aus System), die ihren Menschen dienen müssen. Ihr Zweck ist es, Machtansammlung durch Gewaltenteilung zu verhindern, nicht ihre Bevölkerung an der Nase herumzuführen und ein Staat der dies ist schlecht und muss reformiert werden. (Die Liste der Staaten, die ich meine, fängt aus argumentativen Gründen mit Deutschland, Österreich, Großbritannien, USA, Israel an).

    Ich sehe ein System – Palästina – das als Staat in der imperialistischen Weltsicht gedeutet wird, aber eigentlich von einer israelischen Regierung und einer Terrorgruppe zerregiert wird.

    Ich sehe eine Diskussion um die „Existenzberechtigung des Staates Israel“ die völlig absurd ist, denn der ist nun einmal da und all diejenigen die in der Sache was schuldig sein könnten, sind inzwischen entweder tot oder fast tot oder waren so jung, dass ihnen ernsthaft Verantwortung für irgendwas zu unterstellen unfair wäre. Zwanzigjährige Soldaten sind Kinder in Helmen und den Nachkommen was wegnehmen zu wollen, weil die Eltern was verbrochen haben, ist vor allem eins: mehr Gewalt.
    Es gibt Reparationen zu zahlen und es gibt Wahrheiten auszusprechen, denn nur wenn die Gewalt, die passiert ist, vollständig beschrieben ist, kann sowas wie Versöhnung passieren. Aber das ist nicht der Diskurs, der hier geführt wird, stattdessen geht es darum, Jüd*innen (also die einzelnen Menschen) schuldig zu sprechen.

    Eigentlich ist es eine Nebelkerze, denn solange Palästina am Boden ist, lenkt diese Diskussion nur davon ab, dass **irgendetwas** passieren muss, um die Palästinenser zu retten. Es ist ein bisschen egal was, wir m ü s s e n irgendetwas tun, um den Palästinensern zu helfen. Wir m ü s s e n Angebote machen, die eine Lebensperspektive eröffnet.

    Im Übrigen konstruiert diese Diskussion den Strohmann, dass Israelis etwas zu verlieren haben bei einer Versöhnung; Israel als Staat zu delegitimieren steht nicht zu Debatte, aber immer wieder davon zu reden macht Israelis, mit einem geringen bis durchschnittlichen Politikverständnis Angst, sie könnten erneut vertrieben werden. Ich glaube, das ist der Zweck hier.

    Ich sehe auch eine internationale Gemeinschaft, die große Schande über sich gebracht hat, denn wenn ich die ethische Situation zu ergründen versuche, sind da zwei Staaten (Systeme, Territorien oder whatever), die von uns – dem Westen – geschaffen wurden, und zwar aus der verkommenen Ideologie heraus, dass Ethnie das Problem sei und Ethnostaaten die Lösung. Der Name dieser Ideologie ist Rassismus & Kolonialismus. Wir haben uns Macht genommen, die uns nicht zusteht und Boden, der niemals unserer war, verschenkt. Wir haben den Juden zunächst unaussprechliche Gewalt angetan und ihnen dann ein Zufluchtsort angeboten, an dem schon Menschen lebten; zunächst einen Konflikt geschaffen und dann einer Seite Waffen gegeben. Heute kritisieren wir diesen Vorgang; wir wundern uns, dass verzweifelte Menschen verzweifeltes tun und dass Waffen, die wir verkauften, genutzt wurden.

    Es gibt viele Personen aus Israel und aus Palästina, die in dem Prozess Verbrechen begangen haben und denen der Prozess gemacht werden sollte, aber die Schuld liegt bei uns – beim Westen, bei Deutschland, bei Frankreich, bei den USA, bei Großbritannien und bei den anderen Staaten, die ihre Allmachtsfantasien über den Globus ausgerollt haben. Diese Schuld muss angenommen werden, und zwar von uns und nicht von Israel.

    Ich habe keine wirkliche Expertise daran was konkret getan werden könnte, aber ich finde ja wir könnten zumindest mal anfangen etwas Kreativ zu werden. Das Mindeste ist, dass wir allen Palästinenser*innen einen Deutschen Pass anbieten, wenn sie den wollen und unabhängig davon sollten wir ihnen massive finanzielle Unterstützung anbieten.

    So unangenehm das ist, führt mich diese gesamte Analyse auch zu dem unweigerlichen Schluss, dass Sanktionen gegen Israel richtig wären. Das ist nun mal, was eins mit einem demokratisch legitimierterten Staat tun sollte, wenn dieser Menschenrechtsverletzungen mit Zustimmung der Eigenen Bevölkerung begeht. Manufactured constent hin oder her. Die Gleichen ethischen Standards, die mich zu diesem Schluss führen, dass wir auch gegen eine Reihe andere Staaten einleiten sollten. Unter anderem gegen Deutschland und den Rest der EU wegen dem Umgang mit den Geflüchteten an den europäischen Außengrenzen.

    Ich glaube, das ist auch, was diese Diskussion so schwer macht; wir urteilen auf Basis von ethischen Standards, die wir selbst nicht einhalten. Ebenfalls, weil es gerade passt. Ebenfalls unter dem Einsatz von Propaganda. Andererseits: Es gibt kein Recht im Unrecht. Welches der beiden Argumentationsmuster überwiegen sollte weiß ich nicht.

    Oh, und ich beziehe meine Informationen zur Lage in Palästina im Wesentlichen aus dem englischen Podcast von Haaretz[0] und ich möchte „Conflict is not abuse“ empfehlen. Einiges von dem, was die Autorin schreibt, hat mich sehr verärgert; weniger der Inhalt spezifisch, aber die Art wie sie an einigen Stellen aus einer Außensicht über Traumatisierte Menschen schreibt war hat mich fuchsig gemacht; dennoch ist es ein sehr wertvolles Buch und zwar in jeder Hinsicht. Die Autorin ist Jüdin und dekonstruiert unter anderem einige narrative Elemente der Lage in Palästina.

    [0] https://www.haaretz.com/israel-news/podcasts

  18. Putinversteher sagt:

    Ich frage mich bei der Ukraine-Krise derzeit, ob Putin nicht einfach den Westen gerade schlichtweg gewaltig trollt. Er bringt Truppen an die Grenze zur Ukraine. Er verteilt Zweideutigkeiten, manipuliert Gaslieferungen und inszeniert das RT-DE-Theater. Der Westen versucht mit Entschlossenheit zu reagieren und verbreitet Kriegs-Panik.

    Und dann zieht Putin seine Truppen wieder ab.

    Der Westen steht dumm da. Als Panikmacher und Kriegstreiber. Dagegen hat Putin sein Wort gehalten und sagt, es war ja nur für das Manöver mit Weißrussland.

    Der Erfolg: Der Westen und die NATO haben sich zum Affen gemacht. Außerdem treibt es die NATO auseinander, weil sichtbar wurde, dass es in dem Bündnis sehr unterschiedliche Interessen gibt (z.B. Deutschland, dass gerne russisches Gas kaufen will – und eigtl. die Ukraine nicht militärisch unterstützen möchte; die USA, die gerne sich als Schutzmacht in Europa inszenieren wollen, aber europäische Interessen ignorieren usw.).

    Außerdem treibt es auch in den westlichen Gesellschaften noch mehr Leute zu Putin: Weil man ja sieht, dass er recht hatte und nur gaaaanz friedliche Absichten zeigt.

    Ich vermute, dass wir in 2-3 Wochen sehen, dass der Westen mal wieder sehr viel seiner Glaubwürdigkeit verspielt, intern und weltweit. Und Putin sich ins Fäustchen lacht.

  19. karo sagt:

    Ich habe noch mal über meine Benutzung des Wortes „Propaganda“ nachgedacht und bin doch zur Meinung gelangt, dass das zu kurz gedacht ist. Es ist ja bei uns und bei Israel jetzt keine Propaganda im plumpen Sinn; also keine staatliche Linie, die mit allen Mitteln inklusive Kontrolle über die Medien erzwungen wird. Es ist ja eher eine diffuse Angst und ein Stand der Desinformation in großen Teilen der Bevölkerungen, denen eine ganze reihe mächtiger Menschen mit Opportunismus oder Hilflosigkeit gegenüberstehen. Es sind ja eben keine zentral gesteuerten Vorhaben, sondern viele einzelne Akteure aus Wirtschaft, Politik und Medien, die irgendwo Geld oder Macht wittern und wenig bis keine Bedenken haben, dafür über Leichen zu gehen.

    Und an dem Punkt ist es echt schwierig zu benennen, was eigentlich passieren müsste, weil dann ist die Aufteilung in „Gebiet, Regierungsstruktur, Bevölkerung und Militär“ auch eine zu starke Vereinfachung. Zumindest ist es schon etwas differenzierter als „Israel vs Palästina“ und damit einen Schritt weiter, weil mehr Differenzierung ist bei dem Framing dringend notwendig.

    Mir schwirren jetzt furchtbar viele Gedanken im Kopf rum, aber ich will nicht noch so einen Monsterkommentar schreiben; also kurz(er. Verdammt!):

    Ich glaube, das Thema spielt an Holgis Gedanken von vor einiger Zeit, dass „die nur ein Theatherstück spielen“. Den Eindruck habe ich auch. Ich glaube den haben die Nachbarn, die gegen „die da Oben“ wettern auch; aber wie ich jetzt meiner Nachbarin Mitte sechzig erklären soll, was „Emergent Effekte im demokratischen, politischen System sind“ weiß ich auch nicht. An die Stelle dieser Analyse tritt ein Glauben quasi übernatürliche Gruppe, die zum Beispiel im Olymp–ähh–Bundestag wohnen. Die Welt wird vereinfacht, indem aus Systemen Menschen werden, denn um die zu verstehen, haben wir extra Hardware im Gehirn. Das ist möglicherweise auch ein Grund, warum speziell diese Art der Vereinfachung für Medien so verlockend ist: Es funktioniert halt.

    Eventuell übersteigt das auch die Verstehensfähigkeit vieler Menschen und das ist ein ganz grundsätzliches Problem, weil unsere westliche Demokratie davon ausgeht, dass alle Bürger mündig sind. Ich glaube, auch den Punkt hatte Holgi mal angesprochen als es um Wahlen ging.

    Plötzlich sinniere ich darüber, ob so jemand, der gar nicht mehr versteht, was um ihn rum vorgeht, überhaupt schuldfähig sein kann; eine Antwort dafür habe ich nicht.

  20. Friederike sagt:

    Zu den Geldscheinen:

    Es sprach Frau Lagarde mit Gewicht
    „Die Brücken gefallen mir nicht.“
    Europäer das Ziel –
    doch das sind viel zu viel!
    „Dann errechnet das Durchschnittsgesicht!“

    1. Ohrenblicker sagt:

      Das ist eine feine Idee, Friedrike. Dann hätte auch ich noch eine Chance!

  21. Friederike sagt:

    Und weil Limericks ursprünglich englisch sind:

    In a long boring meeting Lagarde
    Mused on Europe, on money and art:
    „Famous people… and hell!
    I am famous as well!
    So my portrait will do for a start.“

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