Was brauchen wir als Industrienationen? Gibt es ein Genug? Wie können wir das, was wir auf dem Planeten haben gerecht verteilen, so dass jeder genug hat? Wie stoppen wir die Klimakrise? Wie gehen wir mit den aktuellen und zukünftigen globalen Konflikten verantwortlich um?
Carola Rackete sucht Antworten auf all diese Fragen und sie lässt uns nicht davonkommen, sondern fordert weltweit alle zum Handeln auf, insbesondere die Menschen und die Politik in den Industriestaaten.
Olala,
vorab: ich habe eine eher kritische Meinung zu XR (oder auch degrowth). Den Begriff „Weltuntergangssekte“ der dazu oft in twitter zwitschert passt durchaus.
zu einem Punkt in der Pressekonferenz
Es geht um die Verantwortung der ehemaligen Kolonialstaaten. Nein: ich fühle mich speziell zu Afrika keineswegs verantwortlich und habe dazu auch keine Erbschuld für die Taten meiner Ahnen.
Afrika ist sich heute nur selbst verantwortlich und hat nicht den Opferstatus verdient. Es gibt sehr gute Beispiele wie den aktuellen Friedensnobelpreisträger und leider sehr schlechte Beispiele wie Simbabwe (Enteignung Landbesitzer, seitdem Hungsnot usw.) Südafrika (nicht nur ethnische Säuberung, auch „Landreform“ geplant)
Dassselbe gilt für die Aussage zur Verantwortung wegen Klimaänderung ausgehend von der Vergangenheit. Ja: Industrialisierung hat vor 200 jahren begonnen und es wurde damit in Europa Umwelt und Natur gewaltig zerstört. Aber dies hatte den positiven Effekt dass die Menschheit eben heute so ist wie sie ist (also Kultur, Luxus, Landwirtschaft, medizin Forschung usw) mit dem negativen Effekt, dass es derzeit eben im Vergleich zum Mittelalter zuviel Menschen und zuviel Energieverbrauch gibt.
Aber daraus nun eine Verantwortung oder gar Schuld zu basteln ist unsinnig.
Vielen Dank, dass ihr das Interview in den Feed eingebettet habt – ich hätte es sonst nicht mitbekommen. Im Grunde spricht mir Carola Rackete aus der Seele.
Allerdings habe ich trotzdem ein Probleme mit ihren Aussagen, die ich auch insgesamt sehr oft im Umfeld der Klimaschützer höre:
Ich finde wir sollten nicht so viel über die „Schuld“ der Industriestaaten reden, weil es eine Steilvorlage zum Derailing ist. Leute fühlen sich von solchen Aussagen angegriffen und blocken ab. Dabei wage ich zu bezweifeln, dass diese Nebendebatte etwas nützt. Es geht nämlich um die Zukunft – nicht um die Vergangenheit. Und für diese Zukunft müssen wir Menschen begeistern, weil wir glauben, dass diese Zukunft viel lebenswerter ist, als unsere Gegenwart! Weil wir glauben, dass diese Zukunft für „den weißen Mann“ ebenso besser ist, wie für die Menschen in den Entwicklungsländern. Es geht gar nicht so sehr um das Wegnehmen von Privilegien – sondern viel mehr darum, eine bessere Welt für alle zu schaffen. Eine Welt die friedlicher, nachhaltiger, gesünder, emphatischer, freier und lebenswerter für alle ist.
Ein Beispiel: Eine gerechtere Welt ist eben nicht nur für arme Menschen gut – es ist auch eine viel sicherere Welt, für die (heute) reichen. Es ist eine Welt, in der ein reicher Mensch nicht Angst vor dem Abstieg zu haben braucht oder vor dem marodieren Mob. Es ist eine Welt, in der ein*e junge Ingeniuerstudent*in nicht Aussicht auf eine dämliche Karriere bei Audi hat – sondern ihre/seine Lebenszeit in sinnvolle Produkte setzen kann. Es ist eine Welt, in der wir nicht im Stau von der Arbeit zur Kita hetzen – sondern genug Zeit haben, um gemütlich auf dem Fahrrad zu fahren. Eine Welt, in der man auch mal ein Jahr Urlaub machen kann. Es ist die Welt der 20-Stunden Wochen. Die Welt ohne nervtötende Werbung, Karriereangst und Kleingeistpolitiker a la Horst Seehofer. Eine Welt, in der Christian Linder glücklich werde kann, ohne dass er sein Gehirn im Sinne der SUV-Fahrer verbiegen muss. Die Welt in Frieden und die Welt ohne Hunger. Die Welt der Wissenschaft.
Wir sollten viel mehr darüber reden, was wir erreichen können, wenn wir es wollen – und weniger uns an Schuldzuweisungen abarbeiten. Einfach, weil es zu nichts führt. Aus den Fehlern der Vergangenheit sollten wir lernen, dass wir im Umgang mit Natur und Mensch eben viel Demut brauchen und Respekt vor unserer Unwissenheit.
Aber sonst stimme ich Carola Rackete voll und ganz zu – und bewundere ihren Mut und ihre Energie!
ich hab tatsächlich ganz ähnlich gedacht.