Wie ist das, wenn man keine Angst mehr vor dem Virus haben muss?
Katharin Tai ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Podcasterin. Sie arbeitet und forscht in Taiwan, am MIT macht sie gerade ihren Doktor. Im Gespräch mit Holger erzählt sie, was Taiwan tut, um das Coronavirus unter Kontrolle zu bringen – und warum das so gut funktioniert. Es geht natürlich auch darum, ob das bei uns auch möglich wäre und wenn ja, was uns eigentlich davon abhält. Und wie das ist, in einer Gesellschaft zu leben, in der man von dem Virus keine Angst mehr haben muss.
Links und Hintergründe
- Twitter: Katharin Tai
- Twitter: Aus gegebenem Anlass: Ein Thread of Threads über Pandemiebekämpfung in Ostasien für Leute, die Interesse daran haben, sich zu informieren.
- Podcast: Fernostwärts
- Twitter: @fernostwaerts
- Republik: Lernen von den Besten: Was sich ändern muss vor der nächsten Virus-Katastrophe
- ZEIT: Die Menschenmassen sind zurück
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Danke, Tolles Interview, genau wie bei den Norwegerinnen, endlich mal einen Insider, der den Horizont erweitert.
Die Fragen, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe:
Bekämen wir das auch hin in Deutschland? Was müsste da passieren?
Wie kommt es, dass die TaiwanesInnen das Virus anscheinend so viel ernster nehmen. Wegen der bereits überstandenen SARS 1 Geschichte?
Beim Thema Masken haben sie wahrscheinlich grundsätzlich eine geringere Hemmschwelle, weil man das Masketragen dort auch vor der Pandemie macht, wenn man krank ist (oder ist/war das nur in Japan so)?
Gibt es dort keine Medien, die die Ängste vor Kontrollverlust schüren?
Boulevard gibt es dort ja auch. Bei uns stacheln doch die Medien direkt auf, egal in welche Richtung es geht.
Tja und dann das Thema Überwachung. Sind wir bereit für diesen Schritt. Was würde passieren, wenn die Quarantäne per Handytracking überwacht werden würde?
Ich hätte nix dagegen, aber „ich habe ja auch nix zu verbergen“…
Im Ernst, gerade den Artikel in der TAZ zur Luca App gelesen: https://taz.de/Datenschutzexperte-ueber-die-Luca-App/!5762877/
Bekommen wir so jemanden ins Boot und überzeugt, dass das Tracking nur für die Coronazeit gilt?
Gibt es solche Kritiken auch in Taiwan? Wie reagiert man darauf?
Das Thema würde bei uns doch wieder die Rechten und die Linken auf Antiüberwachungsdemos zusammen bringen.
Thema Kommunikation. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sich jemand täglich ins Fernsehen setzt und das so macht wie Herr Cheng. Auch Herr Spahn, aber dann müsste eben auch ein Drosten und eine Frau Ziesek , Wiehler usw. dabei sitzen. Trauen die sich das? Haben sie bock drauf?
Viel zu viele Fragen.
Danke für die Episode. Kleine Anmerkung zu Impfungen in den USA: Katharin sagte, es sei in Massachusetts wie Konzerttickets kaufen mit früh aufstehen. In Washington State (Großraum Seattle) war es ganz einfach. Am 15.4. wurde es für alle freigegeben. Am 14.4. habe ich eine e-Mail bekommen, dass ich einen Impftermin machen kann. Ich bin dem Link gefolgt und habe einen Termin für den 16.4. bekommen (in einem 30 Minuten entfernen Massenimpfzentrum).
Da jetzt schon einige Male (zumindest gefühlt) die Frage aufkam, wie demokratisch Taiwan denn sei, lohnt es sich vielleicht einmal, Freddy Lim zu googeln. Das dürfte einige Antworten zu Tage fördern – also weniger die Person selber, sondern die Informationen die man dabei rechts und links vom Weg aufsammelt.
Freddy Lim war 2010-2014 Vorsitzender von Amnesty International Taiwan, ab 2015 Gründungsvorsitzender der New Power Party, und ist direkt gewählter Abgeordneter im Legislativ-Yuan (dem Parlament Taiwans, 2016 für die NPP gewählt, 2020 als Unabhängiger wiedergewählt). Er setzt sich für Minderheiten- und LGTB-Rechte, gegen die Todesstrafe etc. ein. Eine seiner ersten Initiativen als Abgeordneter war ein Gesetz, mit dem die Republik China die Unabhängigkeit Tibets anerkennen sollte. Bei der „Ein China oder Zwei China“-Frage gehört er eindeutig in das „Was hab‘ ich mit China zu schaffen?“-Lager. Und auch in Deutschland ist er nicht gänzlich unbekannt, über seine Besuche hierzulande wurde zumindest von den Öffentlich-Rechtlichen mehrfach berichtet.
Ausschnitt aus einem seiner Podcasts: https://youtu.be/JTHBAC6w14A („Stell Dir vor das Deutschland von heute mit all seinen demokratischen Errungenschaften … hätte immer noch die Swastika als ein prominentes Element seiner Flagge… Dann verstehst Du vielleicht warum es mich so schmerzt die sogenannte Fahne Taiwans zu betrachten.“)
Angeblich war das hier seine groß angelegte Siegesrede anlässlich seines ersten Einzugs in’s Parlament: https://youtu.be/hxQxd2AxpQ8 Aber ich kann mich nicht des Eindruck erwehren, dass da jemand mit enormer Begeisterung und zum Vergnügen seines Publikums einer meldepflichtigen Nebenbeschäftigung nachgeht.
Eine Aussage die eher am Rande bei euch fiel als es um das Kontaktnachverfolgen ging fand ich interessant: Dass das Rausfinden der anonymen Kontakte gar nicht so viel bringt, sondern dass man meist die infiziert, die man auch namentlich kennt – also Familie, Freunde und Arbeitskollegen.
Wenn man dann sieht wie wenig genau in den Bereichen in Deutschland (staatlich und individuell) getan wird, um Infektionen zu vermeiden ist es fast ein Wunder, dass wir das ganze hier noch halbwegs unter Kontrolle haben (im Sinne von nicht stark steigenden Zahlen):
– Quarantäne findet zu Hause statt wo man die Familie ansteckt
– Auf Arbeit gibt es keine Maskenpflicht, die den Namen verdient & selbst Tests sind freiwillig
– Bei Privattreffen wird (in meiner Beobachtung) auch kaum Maske getragen und mit wie vielen Menschen man sich treffen kann ändert sich gefühlt alle Woche, sodass kaum jemand mehr weiß was gerade gilt (auch das Privatempirie)
Einzig in der Schule wird versucht es mit Masken- und Testpflicht in den Griff zu bekommen.
Danke auf jeden Fall für die Folge – die Einblicke waren sehr interessant.
Ich glaub wenn Jens Spahn jeden Tag um 14 Uhr alle derzeit in Deutschland bekannten Fälle vorlesen muss, wo sich der Fall angesteckt hat und welche Variante es ist und so weiter… dann hätten wir vielleicht heute auch weniger Fälle. 🙂
Man könnte jetzt vielleicht mal darüber nachdenken, ob Politiker mit Sachverstand zu solchen Zuständen wie in Taiwan führen. Ich kann bestätigen, dass dies in anderen Ministerien dort auch der Fall ist. Z.B. war der Forschungsminister, das letzte mal wo ich dort war, selbst Professor. Sowas würde es in Deutschland nicht geben (siehe aktuelle und letzte Ministerin). In Deutschland schreit man dann schnell „Technokratie“. Meiner Meinung kommt dieser Vorwurf von genau denselben Leuten, die auch behaupten Lobbyismus sei wichtig.