Holger und Katrin sind USA-träge – die innenpolitischen Debatten dort beginnen sie müde zu machen und was wäre der flammenden Rede des republikanischen Senator Jeff Flake noch groß hinzuzufügen, der sagt: „Ich will kein Komplize dieser abnormalen Politik mehr sein“?
Deswegen referiert Holger lieber über einen Konflikt, der zwar immer wieder in den Medien ist – aber wer versteht schon wirklich, was es mit den Rohingyas auf sich hat? Ebend.
Zur eher deprimierenden Nachrichtenlage der vergangenen Woche gesellt sich das Insektensterben dazu. Ja: Es sind immer noch nicht genügend Daten da, aber die, die wir jetzt haben, sind sehr alarmierend und es wird Zeit, etwas zu tun – so sieht es auch der frisch-grüne ZEIT-Chef Bernd Ulrich. Insektensterben, Rohingya – da aller schlechten Dinge drei sind, sprechen wir außerdem über die Privatisierung hoheitlicher Angelegenheiten des Staates, wie zum Beispiel Teile der Visa-Vergabe.
Am Ende hat Holger ein Interview mit Per Leo mitgebracht – der hat das Buch „Mit Rechten reden“ geschrieben – und das wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.
Links und Hintergründe
- Senator Jeff Flake hielt eine flammende Rede:
- The New Yorker: President Pence?
- Wikipedia: Die Rohingya
- ZEIT: Rohingya: Die Verachteten
- BBC: Who will help Myanmar’s Rohingyas?
- Wikipedia: Insektensterben
- WDR: Faktencheck Insektensterben
- Süddeutsche: Dramatischer Insektenschwund in Deutschland
- ZEIT: Insektensterben: Die Wahrheit auf sechs Beinen – der Artikel von Bernd Ulrich (hinter einer Bezahlschranke)
- taz: Unternehmen und Einreiseerlaubnis: Privatsache Visavergabe
- DW: Sorge um Datensicherheit: Deutschland privatisiert Visaverfahren
- Klett-Cotta: Mit Rechten reden
Euch gefällt die Wochendämmerung?
- Dann erzählt anderen davon!
- Ein Abo via steady.fm/wochendaemmerung hält das Angebot am Leben
Der „longread“ im New Yorker, über den Kadda referierte, gibts da einen Link?d
huch! SORRY! wird nachgetragen *eilt*
einmal für sofort: https://www.newyorker.com/magazine/2017/10/23/the-danger-of-president-pence
Das Problem beim Thema Fleischkonsum ist doch die zumeist recht dümmliche Darstellung der Forderung. Anstelle dem geneigten Zuhörer klar und verständlich zu erklären, dass so ein fleischloser Tag eine Einladung dazu ist, sich aktiv für den Umweltschutz einzusetzen, wird das ganze doch immer als aktiver Eingriff in die Selbstbestimmtheit der Leute formuliert. Katrin springt ja in der Folge auch auf den selben Zug auf. „Die Deutschen essen im Schnitt 50kg Fleisch, das ist viel zu viel und es schadet doch niemanden, wenn da mal von obenen ein fleischfreier Tag diktiert wird“.
Auf dieser Argumentationsbasis würde ich ebenso sofort eine Kontraposition einnehmen, obwohl ich in der Sache ansich ganz genauso denke. Wäre es nicht zielführender, auch bei diesen Themen endlich mal den Konfrontationskurs zu verlassen und weg von der Vorwurfsargumentation hin zur erklärenden Argumentation zu wagen? Natürlich wird es da auch immernoch genügen Leute geben, die dieser Argumentation nicht folgen können oder wollen, aber die gibts doch immer und sind ja ohnehin nicht erreichbar.
Sebiges Phänomen ist mMn auch beim Thema Feminismus immer wieder zu beobachten. Alleine der Begriff selbst ist doch bereits Blödsinn weil er ohne vorangestellter Definition und Erklärung eher suggeriert, Fronten forcieren zu wollen und damit am eigentlichen Ziel vieler, nämlich eine echten GLEICHstellung zu schaffen, völlig vorbei geht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man damit Leute, die sich (noch) nicht wirklich mit diesen Theman auseinandergesetzt haben eher spaltet und „radikaisiert“ als das man sie für gewisse Themen sensibilisiert. Wirklich zielführend ist so eine Rhetorik in meinen Augen nicht.
in dem Moment, wo du mir in den Mund legtest, ich hätte „es schadet doch niemanden, wenn da mal von obenen ein fleischfreier Tag diktiert wird” gesagt, hast du mich verloren. so viel zum Thema brachiale Rhetorik.
Gut, dann etwas näher am Gesprochenen und mit weniger Interpretationen meinerseits:
Ihr unterhaltet euch darüber, wer denn eigentlich der „Extreme“ ist, der Ökologe, der für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Fleisch plädiert oder der Fleischesser, der im Schnitt 60kg im Jahr verdrückt und benennt dabei recht eindeutig, welche Position ihr dabei für extrem haltet.
Es ist absolut legitim sich dahingehend zu positionieren, aber was bringt das in der Sache ansich? Man bekehrt oder sensibilisiert damit sicher niemanden, im Gegenteil, es verschärft die Fronten nur noch mehr weil jeder sofort eine Verteidigungsposition einnimmt und sich für seine Position rechtfertigt.
Zum Hintergrund: Ich hab als Mitglied im Betriebsrat sehr lange für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Nahrung in unserer Firma gekämpf und konnte durch lange und intensive Gespräche auch nach und nach einen Denkprozess anstoßen. Das Ganze hatte aber dann ein jähes Ende, als dann aus eigentlich gleichgesinnten Reihen ähnliche Argumente wie eure kamen und diese nur dafür gesorgt haben, dass sich viele Beschäftigte angefriffen fühlten, die Schotten dicht gemacht haben und ihren Status Quo verteidigten.
Ich kann ja nachvollziehen, dass das eine gewisse Befriedigung für einen selbst hat, wenn man als „Ökofuzzie“ oder „Körnerfresser“ oft nur mit Dreck beschmissen wird, aber für jemanden, der lange Zeit versucht hat, eine echte inhaltliche Lösung zu finden, kommt diese Argumentationsweise einer Kapitulation gleich.
Natürlich ist das mittlerweile eine leider recht übliche Diskussionskultur, aber ich persönlich würde mir von intellektuell gebildeten Menschen wünschen, dass sie da drüber stehen und erkennen, dass uns das in der Sache kein Stück weiter bringt. Im Gegenteil…
Zum Thema „Insektensterben“: http://www.rwi-essen.de/unstatistik/72/
Noch was zum Thema finanzielle Unterstützung. Gebt doch einfachmal, gerne nur zum Test, die Möglickeit auch über SEPA zu spenden. Escwäre doch wirklich interessant, ob der Betrag dann merklich steigt, weil such die Steadyverweigerer zurückhalten.
Zum Thema Dienstleister für Visa muss ich sagen, dies ist bei anderen Ländern bereist seit geraumer Zeit gang und gebe.
Visa für Indien, Saudi-Arabien, Vereinigte-Arabische Emirate, Iran… alle nur über eine vorgeschaltete Firma erhältlich und teils überhaupt nicht mehr bei der Botschaft oder Konsulat.
Bei meinem ersten Visum für Saudi-Arabien war ich eigentlich froh das dies jemand profressionell übernimmt. Formulare in arabish, spezielle Formulierungen die ganz genau wiedergegeben werden mussten, etc. Damals, 2011, fühlte sich dies sogar noch wie eine richtige Dientsleistung an, d.h. die vorgeschaltete Stelle hatte direkte Kanäle zum Konsulat, war informiert über alle aktuellen Anforderungen und hat meine Unterlagen geprüft und nachgefragt bevor diese abgegeben wurden. Ich war mir damals auch nicht 100% klar, dass dies keine Firma ist die einen Service für Geschäftsreisende anbietet, sondern der einzelne mögliche Weg.
Mittlerweile sind ist diese Dienstleistung überlaufen und überteuert.
Auch wenn der direkte Weg über Konsular offiziel in möglich ist so scheitert es oft daran, dass es außer vom Dienstleister keine informationen gibt. z.B. keine formulare auf der Konsular website.
Aus Dateschutzsicht ist die Etwicklung auf jeden Fall ein Alptraum.