Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

#195. Der Klimawandel ist eine Erfindung der Chinesen

| 35 Kommentare

Diese Woche ist Wiglaf Droste gestorben und hat uns zeitlose Gedanken und witzige Parodien hinterlassen. Zum Beispiel zur Frage, ob man mit Nazis reden sollte. Mit Nazis reden, das macht Steve Bannon gern und im Interview mit der NZZ gibt er preis, was er vorhat und wie er Debatten dreht, das lernt man nebenbei auch. Außerdem: ein neuer DeutschlandTrend, der Petersberger Dialog, mehr Geld für Bildung, Anleitung zum ungeschoren davonkommen beim Plakate verschönern, drakonische Abtreibungsgesetzgebung in Alabama.

Kapitelmarken
0:00.003 Intro und Begrüßung
0:54.358 Wiglaf Droste
10:22.912 Steve Bannon
21:10.466 DeutschlandTrend
24:01.027 Der Petersberger Klimadialog
41:45.344 Geld!
48:34.981 Anleitung zum Plakate Vandalisieren
50:22.003 whlw mit Sham Jaff: Abtreibungsgesetz in Alabama
1:03:16.290 Lesetipp: Was sagen die Parteien zu bestimmten Themen zur Europwahl?
1:04:14.123 Danksagungen und Abschied

Links und Hintergründe

Gekillte Darlings

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35 thoughts on “#195. Der Klimawandel ist eine Erfindung der Chinesen

  1. Alexander sagt:

    Kann es sein, dass Bannon diese Tour durch Europa macht um die USA zu stärken? Wenn die EU gespalten wird gibt es einen großen Gegenpart weniger für die USA. Darüber hinaus ist es sicher leichter Abkommen mit kleinen Nationalstaaten zum eigenen Vorteil zu treffen, als mit der EU.
    Danke, dass ihr mich im Ausland immer auf dem laufenden haltet. 🙂

  2. Marie sagt:

    Das mit den Entfernungen zur Arbeit wird man doch nicht ändern können. Glaube ich zumindest.
    Eine Familie besteht aus mehreren Personen und jeder hat einen Beruf oder muss zur Schule und oft ist das nicht in einer Stadt und vor allem nicht zu gleichen Zeiten, sodass man zusammen fahren könnte.

    Meine Eltern arbeiteten beide in Schichtarbeit in gegensätzlichen Himmelsrichtungen. Meine beiden Schwestern und ich sind alle zu verschiedenen Schulen gegangen (vor allem fürs Abi nach der Realschule) und mussten auch in alle möglichen Himmelsrichtungen. Zwei von uns konnten nicht den ÖPNV nutzen, weil wir länger unterwegs wären als wir in der Schule sitzen würden. Ich war alt im Abi, sodass ich total froh war mit dem Auto fahren zu können, meine Eltern haben die Schichten so gelegt, dass mir das möglich war eins der Autos zu nehmen. Die andere Schwester wurde von einem Sammeltaxi abgeholt, das von ihrer Schule organisiert wurde, weil da viele Schüler weit weg wohnten. Meine Eltern konnten auch nicht mit dem ÖPNV fahren, weil es nichts fuhr oder nur 1x am Tag zur falschen Uhrzeit. Also konnte nur ein Kind den ÖPNV vernünftig nutzen und hatte eine Schülerfahrkarte. Die Wege waren auch nicht so gering, 1x10km, 2×20 km (unterschiedliche Richtungen), 1x26km, 1x50km.

    Bei den Einkommenssteuern finde ich, dass die bei zu geringem Einkommen anfangen und die Prozente dann zu plötzlich aufhören zu steigen bei einem relativ nicht sehr hohen Einkommen. Irgendwie muss das alles verschoben werden und natürlich sollen sehr hohe Einkommen höhere Prozente abgeben müssen. Der Freibetrag sollte auch höher sein (und natürlich auch H4, damit man überall menschenwürdig leben kann).

    1. Titus von Unhold sagt:

      „Meine Eltern arbeiteten beide in Schichtarbeit in gegensätzlichen Himmelsrichtungen.“

      Und da muss man immer wieder fragen: Warum versucht man nicht das nicht zu ändern? Schichtarbeit ist in vielen Berufen natürlich gar nicht zu ändern, aber die unterschiedlichen Richtungen. Menschen ohne Führerschein kommen von alleine nie auf die Idee am einen Ende der ÖPNV-losen Pampa zu wohnen und am anderen Ende zu arbeiten.

      1. Marie sagt:

        Es gibt da nicht so viel jeweils passende Arbeit, man muss ja auch welche bekommen. Wir nehmen an beide Eltern haben es geschafft an einem Ort Arbeit zu finden und sogar noch eine passende Wohnung (was auch nicht leicht ist), dann bliebe da trotzdem das Schulproblem der Kinder.
        Ich finde, es war schon alles sinnvoll gelöst quasi mittwig zu wohnen, auch mit Großeltern usw. Man bekommt es nur nicht ohne Autos und Führerscheine hin, so wie der ÖPNV dort funktioniert. Es ist doch auch keine Lösung eine Stadt aussterben zu lassen, nur weil da viel zu selten und nur in wenige andere Orte zu Busse fahren.

  3. Marie sagt:

    Ich wär auch für so niedrige Abtreibungshürden, wie ihr sie für Kanada beschrieben habt.
    Ich spüre eine Angst dabei, weil mir immer in den Sinn kommt, dass es Jugendliche und Frauen gibt, die sich stark beeinflussen lassen. Auch wenn sie ihr Kind bekommen wollen, trotzdem abtreiben würden, weil Freund, Freundinnen, Mann, Eltern, Medien einem zeigen, dass der Zeitpunkt falsch ist. Um schwanger sein zu dürfen, muss man einen Beruf haben, sicheren Arbeitsplatz, gutes Einkommen, genug Wohnraum, psychisch stabil, gesund, guten Partner, vielleicht sogar verheiratet sein, ein Auto haben bla bla blub. Sonst wird man schief angeschaut.

  4. Max sagt:

    Zum Vandalisieren:

    Sprühkreide.

    1. Titus von Unhold sagt:

      Ich nutze gerne den EDDING 4090 Kreidestift. Zum Beispiel um Leuten auf ihrem Kraftfahrzeug mitzuteilen dass sie parken wie der Spross einer Dirne.

    2. Anne sagt:

      Oder Washi-Tape.

  5. Martin Kusch sagt:

    Nur mal nett angemerkt: „Die Hartzer“ gibt es nicht. (Ich weiss ja wie Ihr es meint.) Für mich als Langzeitarbeitslosen schwingt immer auch Bildungsfern, Unterschicht / enfernsehen, Teilhabe, Würde für „diese Leute“ (Nahles) etc. mit. Als über 50 jähriger gehe ich ohnehin nirgendwo mehr hin da immer der Moment der weisen Ratschläge und der „kritischen“ Fragen kommt. Wieviele Bewerbungen? Ansprüche herunterschrauben. Das liegt ja auch immer an einem selbst. Wer arbeiten will findet auch… . Politisch umdenken, Du Gutmensch. Wenn die Kanaken erst mal so richtig… . Vieleicht bin ich zu empfindlich? Jedenfalls wäre es nett die Bezeichnung Langzeitarbeitslose zu verwenden. Ich sage ja auch nicht „die“ Journalisten, Podcaster, Polizisten.
    Grüße

    1. Katrin sagt:

      danke für den Hinweis. Wir versuchen, drauf zu achten, Menschen nicht unnötig in Schubladen zu packen.

    2. Marie sagt:

      Man muss gar nicht langzeitarbeitslos sein, um H4 zu beziehen. Einige bekommen nach der Schule keine Ausbildung oder schaffen nach dem Studium nicht den Berufseinstieg oder wurden in der Probezeit entlassen, wodurch denen keine ALG1 zusteht.

  6. Drehumdiebolzeningenieur sagt:

    Holgi sollte sich echt besser konzentrieren. „Lange kurze Krankheit“

  7. Lotte sagt:

    Hallo Katrin,
    welche Quellen zur Situation der Frauen in Kanada im Zusammenhang mit der rechtlichen Lage des Schwangerschaftsabbruches kannst Du empfehlen?
    Danke und Grüße

    1. Katrin sagt:

      Hallo Lotte,
      hier sind einige Statistiken: http://www.arcc-cdac.ca/backrounders/statistics-abortion-in-canada.pdf – Situation der Frauen ist mi etwas allgemein. Was willst du genau wissen?

  8. Sofia Rodriguez Engelbrecht sagt:

    Wie schoen, zwei meiner Lieblingsauthoren wurden erwaehnt (Terry Pratchet und MArgaret Atwood).

    Ich finde ja niemand duerfte was gegen Abtreibung sagen der nicht vorher dafuer gesorgt hat dass alle Zugang zu umsonst Verhuetung hat..

    Und denke mal jemand an die armen Kinder die ungewunescht in super schwierige Verhaeltnisse kommen.

  9. Sebastian sagt:

    Warum Frauen gegen die Abtreibung sein könnten lässt sich für mich auch ohne Religion oder das Patriarchat des Mannes herleiten. Viele Reden nicht darüber aber vielen fällt es aus den verschiedensten Gründen nicht so leicht schwanger zu werden. Fehlender Partner, Gesundheit, Alter oder Fehlgeburten. Je mehr ich in dieser Altersklasse der Zeugungswütigen höre desto häufiger höre ich genau davon und habe es auch schon in der eigenen Beziehung erfahren. Das kann durchaus dazu führen dass man keinen Funken Verständnis übrig behält für jemanden der auf welchem Weg auch immer schwanger geworden ist. Man würde alles dafür tun wirft das weg und will es los werden. Nachvollziehen kann ich diese Haltung also schon. Ich kann mir vorstellen, dass viele genau so zu dieser Haltung kommen. Auch wenn ich selbst den kanadischen Ansatz für den richtigen Weg halte.

  10. Malte sagt:

    Bei dem NZZ-Ding bin ich bei Holgi. Die haben einen schlimmen Menschenfeind, und jetzt erzieht ihr sie weiter dazu, dass das kommerziell eine tolle Sache ist. Man kann da vielleicht ein paar Details lernen, zB dass die Nazis ihre Position zum Klimawandel ganz leicht geändert haben (von „gibts nicht“ auf Ablenkungsmanöver China). Ist aber weder überraschend noch nötig, das zu wissen.

  11. Juli sagt:

    Die Aussage, eine liberalere Abtreibungsgesetzgebung sei in Deutschland „nicht mehrheitsfähig“ lässt sich nicht durch Zahlen belegen. Laut einer Focus-Umfrage lehnen nur 16% der Bürger*innen Schwangerschaftsabbrüche ab. Dass Holgi den Eindruck bekommen konnte, dies sei eine Mehrheitsposition, spricht Bände darüber, wie krass rechtslastig unsere Medienlandschaft inzwischen geworden ist und welche strukturelle Macht die Konservativen in diesem Land haben, ihre Politik auch gegen den Willen der Bürger*innen durchzusetzen. Die Zeit ist längst Reif für eine (weitgehende) Abschaffung von §218 und 219. Was Irland kann, das können wir auch.

    Quelle für die Zahl ist eine christlich-konservative Zeitschrift: https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/gesellschaft/2018/12/08/nur-16-prozent-der-deutschen-gegen-abtreibung/

    1. David sagt:

      Jupp, weil in jeder Diskussionsshow ja auch einer von der Kirche sitzen muß (Oder ein Bubi wie Amthor. 😉 ), damit die Themen ja beidseitig beleuchtet… bla der Kritikpunkt, den Holgi ja auch oft anbringt.

      Und ich glaube auch, daß der doch recht frühe Maximalzeitpunkt (12. Woche oder so) absichtlich so früh gewählt wird, um eben möglichst wenige Abbrüche zu haben, weil die Kirche es ethisch ablehnt, überhaupt zu machen. Manchmal ist es dann noch nicht lange klar, daß überhaupt eine Schwangerschaft vorliegt…
      So nach dem Motto, wir wollen es eigentlich gar nicht, also legen wir die Hürden möglichst hoch/früh als „Kompromiss“, behaupten es aber aufgrund von schützenswerten Lebens.

  12. Melanie sagt:

    Hallo,
    ich versuche mal meinen Kommentar entsprechend den Richtlinien von Holgi sehr freundlich zu formulieren 🙂

    Seit 6 Jahren pendle ich mit der Bahn. Ich wohne 120 km entfernt von meinem Arbeitsplatz. Der Arbeitsplatz war vor meinem Partner da und einen adäquaten Ersatzjob zu finden ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Uhren ticken diesbezüglich – was den Verdienst angeht – in Oberschwaben (sehr katholisch usw.) für Frauen, die qualifiziert sind und im gebährfähigen Alter einfach anders als um den Speckgürtel Stuttgarts.
    Was ich nicht erwähnen muss: die Bahn ist eine Katastrophe. Die Mitarbeiter selbst können meist aber nichts dafür. Für mich heisst es zur Zeit: 4.40 Uhr mit dem ersten Zug los, Umstieg Ulm, dann am Arbeitsplatz vorbeifahren, im nächsten großen Bahnhof umsteigen um zum Arbeitsplatz zurückzufahren. Das ist seit 2 Jahren so, als entschlossen wurde, dass die Haltestelle in der Stadt (wohlgemerkt, sehr viel Industrie) wo ich arbeite nicht mehr stündlich angefahren werden muss. Der Spaß kostet mich 331,- EUR jeden Monat. 30,- EUR mehr, weil ich ja weiter fahren muss… Mehrere Pendler haben vor 2 Jahren eine Petition gestartet, dass diese gestrichenen Haltestellen wieder aufgenommen werden sollten. Die Bahn verwies auf das Land Baden-Württemberg – welches das festlegt – und das Land Baden-Württemberg verwies auf die Bahn, die die Notwendigkeit vorbringen muss.
    Es ist gehupft wie gesprungen. Über den überraschenden Sommer oder Winter oder Klimaanlagen die in Rumpelbahnen quasi nie gehen, werde ich mich hier jetzt nicht auslassen.
    Ich wollte nur sagen: Ich halte es von einigen Autopendlern für sehr vermessen, eine 2 h-Zugreise oder eine 1,5h stündige Bustour zum Arbeitsplatz als unzumutbar abzuhandeln. Ich kenne auch Autopendler, die jeden Tag von Magdeburg nach Wolfsburg pendeln zum Geld verdienen.
    Viele Pendeln, auch mit der Bahn. Das muss man für sich entscheiden. Ich ärgere mich. Oft. Trotzdem ist es eine umweltfreundlichere Alternative. Und das heisst nicht, dass die Bahn nicht dringend, sehr dringend an sich, den Strecken, den Zügen und vor allem auch am Sicherheitspersonal arbeiten muss….
    Wenn ich will, finde ich Wege. Wenn ich nicht will, Gründe.
    Ich hoffe, mein Kommentar war nicht zu unfreundlich, und es ist angekommen, was ich zum Ausdruck bringen wollte.

    1. der Ralf sagt:

      Wenn ich will, finde ich Wege. Wenn ich nicht will, Gründe.

      Absolute Zustimmung. Und leider zeigt auch gerade dein Beispiel wie viele Steine einem in den (Bahn) Weg gelegt werden. Eine Haltestelle nicht mehr (pendlerfreundlich) anzufahren ist halt das Gegenteil von Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs.
      Da ist es halt sehr einfach Gründe für Auto und gegen Bahn zu finden. Die Gründe werden einem ja fast auf dem Silbertablett serviert…
      Leider bringt es (aus Pendlersicht) auch nicht viel wenn alte Strecken wieder aktiviert werden (wie derzeit wohl geprüft wird). Die Bahnen müssen auch regelmäßig fahren, und ich meine damit nicht Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntags zweimal… 😉

  13. Julius sagt:

    The Daily hat da auch nen interessantes Feature zum Thema Abtreibung in Alabama.
    https://pca.st/1PQN
    https://www.nytimes.com/2019/05/17/podcasts/the-daily/alabama-abortion-law-roe-wade.html

  14. catsie sagt:

    zum thema klimawandel warte ich darauf, dass ihr euch mehr und breiter zu umweltthemen äußert. das kommt hier ganz schön kurz.

  15. Anderas sagt:

    Lieber Holgi,
    Ich finde ja man sollte nicht alles über den Staat regeln. Die Ferengi übertreiben natürlich mit der reichenfreundlichen Privatisierung;
    Aber es gibt auch eine Gegenposition.
    Der Staat versucht immer alles zu kontrollieren was er macht. Er wird für jede Funktion, die er übernimmt, ein kleines Beamtenheer aufstellen… und bezahlen. Wenn also eine soziale Funktion privat 0,1% der Deutschlandweiten Einkommensteuer kosten würde, dann kostet sie 0,2% sobald der Staat es macht. Die kostenlosen Kindergartenplätze zeigen es ja schon. Ein Segen für die Eltern sind sie natürlich trotzdem.

    Man muss halt aufpassen wie weit man das Rad nach links dreht… dass es zurzeit zu weit im neoliberalen Bereich steht, da sind wir uns wohl einig. 🙂 Ich lebe in Frankreich. Alles das, was staatlich betrieben wird, wird auch regelmäßig bestreikt. Überall woanders werden die Leute hier in der Gegend total ausgenutzt. Kann man das nicht irgendwie in die Mitte zwischen diesen Extremen regeln?
    Ich kenne mich ja leider nicht genug mit Volkswirtschaft aus… wobei das lml.org.uk/research/economics ja einen schönen Vorschlag gemacht hat, sie haben wohl bewiesen dass man mit Kooperation weiter kommt als in kapitalistischer Konkurrenz. Vielleicht ein schönes Thema für WRINT? 🙂

    1. Marie sagt:

      Wie meinst du das? „Alles das, was staatlich betrieben wird, wird auch regelmäßig bestreikt.“

      In Deutschland dürfen Lehrer doch nicht streiken, weil sie meistens Beamte sind und Beamte das nicht dürfen, deswegen wurden sie zu Beamten gemacht. Ist das in Frankreich anders?

      1. Anderas sagt:

        Hallo Marie,
        ja ist es.
        Hier darf jeder streiken. Sie tun es auch, und bei jeder Gelegenheit. Leider verliert der Streik dadurch seine Wirkung: Das ist wie drei Tage Schnee, das geht halt vorbei, keiner reagiert darauf.
        In Deutschland wird deutlich wirksamer gestreikt, das ist sehr gut. In Deutschland waren es (wieder das gleiche Beispiel) die Kindergärtnerinnen, die gestreikt haben sobald der Kindergarten vom Staat bezahlt wurde.

  16. Jens sagt:

    Danke für die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Pendelproblem. Ich hatte bisher auch das Gefühl, dass die Sache sehr stark aus der Sicht eines Stadtbewohners mit viel Homeoffice behandelt worden ist, und habe mich entsprechend gefreut, dass das Thema noch einmal aufgekommen ist! Ich möchte an unserem Beispiel aufzeigen, wieso ich denke, dass das Problem noch viel größer ist, als bisher dargestellt: Wir wohnen im direkten Randgebiet von Hamburg. Wir haben sogar eine U-Bahn, die nur 10 Minuten von zu Hause entfernt los fährt. Das war ein Hauptpunkt für diese Standortwahl und wird leider mit entsprechenden Mietkosten bestraft… Kommt Zeit kommt ein neuer Job. Mittlerweile arbeite ich nicht mehr perfekt Zentral am Hauptbahnhof und habe eine reine Fahrzeit (Ohne Umsteigen, ohne Fußweg) von 1h 30 Minuten mit den Öffentlichen. Im Durchschnitt habe ich so einen Arbeitsweg von 1:45-2:00 pro Strecke… oder 40 Minuten Hinweg, 55 Minuten Rückweg mit dem Auto. Wir haben extra dafür einen Kleinwagen angeschafft, haben aber zu einem Benziner gegriffen, weil wir weder die Lademöglichkeiten zu Hause noch auf Arbeit haben, und die unglaublichen Mehrkosten für die Anschaffung eines Elektroautos nicht machbar sind für uns.
    Das Ergebnis ist, dass wir zumindest zu zweit, aber 4 Tage die Woche mit unendlich vielen anderen in die Stadt rein fahren.
    Ich muss dafür also gar nicht im Allgäu wohnen, sondern es reicht knapp außerhalb der Großstadt zu leben. Ich würde gern mit Öffentlichen fahren, denn der Verkehr und die Rücksichtslosigkeit der Mitverkehrsteilnehmer stresst mich enorm. Ich hab aber auch gerne Zeit für mich selber und meine Familie und im Durchschnitt 2h mehr Freizeit sind für mich ein Argument dafür, weiter mit dem Auto zu Fahren und weiterhin meinen Missmut darüber an die lokale Politik weiterzuleiten.
    Bevor das Thema aufkommt: Wenn ich eine ähnliche Arbeitsstelle im direkten Umkreis finden würde, würde ich sie sofort annehmen. So sehr ich meine derzeitige Arbeit mag, 20 Minuten Fahrrad wär ein riesen Argument für einen Wechsel. Wir habe aber beide in den Jahren, die wir hier leben keine Alternative zu unser vorhandenen Arbeit gefunden.

  17. Alex sagt:

    Jetzt habe ich euch gerade auf den Ohren und Kathrin hatte gerade die Pendler E-Mail vorgelesen.
    Ja, die Bahn ist nicht das beste Unternehmen und durchaus ausbaufähig aber auch ja, pendeln ist eine Alternative.
    Ich wohne in Regensburg und arbeite in München. Mit dem Auto wären es – je nach Verkehrslage – zwischen einer Stunde und einer Stunde dreißig. Mit dem Pendeln bin ich von Tür zu Tür knapp drei Stunden unterwegs.
    Drei Stunden morgens, drei Stunden Abends. Mein Arbeitgeber akzeptiert meine Entscheidung und ich habe sie für mich akzeptiert. Ich arbeite im Zug und bekomme alle meine (beruflichen) Aufgaben geregelt.
    Man sieht also, dass man auch als Pendler (mit längerer Fahrzeit) durchaus sagen kann: Pendeln ist eine Alternative.

    1. Katrin sagt:

      hallo Alex, das kommt noch dazu: Zeit im Zug, ist Zeit, die man nutzen kann. Ich habe noch nie verstanden, was der Vorteil von Autofahren ist, wenn die komplette Zeit dahin ist, weil man eben nichts anderen tun kann, als zu fahren. Zumal ich Autofahren geistig auch jedesmal anstrengend finde. Man muss sich halt konzentrieren.

      1. Martino sagt:

        Vorsicht!
        Zeit im Zug ist Zeit, die man nutzen kann. Aber wofür? Klar, zum Podcast hören.
        Wer einen Bürojob hat, der sich am mitgeführten Laptop abspielt, braucht schonmal einen Sitzplatz. Umsteigezeit ist in der Regel tote Zeit, weil die Umsteigezeit nicht reicht um loszuarbeiten und Sitzmöglichkeiten an Bahnhöfen rar sind.

        1. Marie sagt:

          Und was macht die Altenpflegerin? Die auch noch sehr genaue Zeiten hat, wann sie anfangen und aufhören darf zu arbeiten.

          Wenn die Fahrzeit nicht zu extrem von der Autofahrzeit abweicht und man sich bequem hinsetzen kann und nicht zu viel Lärmbelästigung hat, dann würde vermutlich jeder im Zug oder Bus fahren.

  18. Matthias sagt:

    Zum Thema Abtreibung ist ein Gedanke meiner Meinung nach noch nicht erwähnt worden.
    Aktuell darf eine Aussage über das mögliche nur ab der 12 SSW getroffen werde. Ab diesem Zeitpunkt ist meines Wissens nach eine Abtreibung nicht mehr möglich.
    Ich befürchte unserer Gesellschaft würde es schaden wenn man so über das Geschlecht des Nachwuchs entscheiden könnte, das Missbrauchspotential zu einem späteren Zeitpunkt Abtreiben zu können ist meiner Meinung sehr hoch.

    1. Katrin sagt:

      das mögliche was? – Meinst du Geschlecht? Glaubst du wirklich in einem Land zu leben, in dem Frauen ein Kind abtreiben würden, weil es das „falsche“ Geschlecht hat? o_O

      1. Matthias sagt:

        Ja, das meinte ich, tut mir leid.
        Wie beantworte ich nun deine Frage möglichst ohne in eine Schublade zu geraden, in der ich mich nicht sehe?
        Ja, ich glaube in einem Land zu leben in dem es vorkommen könnte, in sehr selten Fällen, dass Frauen aufgrund des Geschlechtes die Entscheidung zur Abtreibung treffen könnten, oder aufgrund von sozialen Druck dazu gedrängt werden.
        Dies begründe ich damit, dass menschliches Handeln sich nicht an Ländergrenzen festmachen lässt.
        Weltweit betrachtet gibt es Kulturen und Regionen in denen dies in einem gewissen Ausmaß vorkommt.
        (https://de.wikipedia.org/wiki/Femizid#Selektive_Abtreibung)
        (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Geschlechterverteilung)
        Sicherlich gehe ich nicht davon aus, dass die gezielte Abtreibung weiblicher Föten in Mitteleuropa ausmaßen annehmen kann, wie in anderen Regionen der Welt. Aber die Einzelfälle die ich für wahrscheinlich halte bereiten mir tatsächlich Sorgen.
        Aber mir ist auch Bewusst das dies nur ein Gesichtspunkt zu einem sehr komplexen Thema ist.

  19. Jan sagt:

    Die in eurem Gespräch über das Abtreibungsgesetz in Alabama aufkommende Frage, wieso sich auch mindestens eine Frau dafür eingesetzt hat, war für mich mal wieder ein Baustein meiner These, dass das Patriarchat nur ein Nebenschauplatz ist; zwar ein riesiger, aber nicht das eigentliche Problem. Ihr habt ja dann auch selber geschlussfolgert, dass es um Macht geht. Und ich finde, dass Macht, Machterlangung, Machterhalt immer die treibenden und gestaltenden Kräfte sind und die Trennlinie, die sich scheinbar oder immerhin teilweise entlang der Geschlechter ziehen lässt, ein Nebeneffekt ist.

    Es mag sein, dass die Anfänge von Machtstrukturen auf so simplen Dingen beruhten wie der biologisch meist vorhandenen körperlichen Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen, aber letztendlich wird Macht doch vorwiegend unter Seinesgleichen geteilt und weitergegeben. Und das ist vorrangig die eigene Familie, der Stamm oder Clan etc. Außerdem basiert Macht eben stark auf bestehenden Strukturen, Verhaltensweisen und Abläufen.

    So ist es nicht selten und ungewöhnlich, dass aus mächtigen Familien auch mächtige Frauen hervortreten und Entscheidungen treffen, die sich scheinbar gegen Frauen richten. Dabei ist das Ziel nicht bewusst die Frauenunterdrückung, sondern der Machterhalt der eigenen Sippe oder Gruppe.

    Die Suche nach Seinesgleichen basiert außerhalb der eigenen Familie nun einmal hauptsächlich auf Äußerlichkeiten; sie ist oberflächlich. Und am Augenscheinlichsten sind mir als hellhäutiger, männlicher Machtträger eben diese am ähnlichsten. Es ließe sich die Frage stellen, ob unter dieser Menschengruppe, die mit Macht assoziierten Charakterzüge und Menschenbilder häufiger vorkommen oder ob sie mehr oder weniger in allen Menschen schlummern, aber sich nur in denen entwickeln, die die Gelegenheit erhalten.

    Mein Punkt ist jedenfalls wieder einmal, dass ich die Zweifel nicht loswerde, dass der Feminismus benannte Kampf gegen das Patriarchat der richtige Ansatz ist, weil es letztendlich um etwas anderes geht. Ich nehme immer wieder wahr, dass es der Macht nur recht sein kann, dass wir uns an dieser vermeintlichen Front aufhalten und daran abarbeiten, weil es die tatsächlichen Machtpositionen nicht verändert. Also ich bin eher davon überzeugt, dass wir mit dem Aufbrechen von Machtstrukturen auch das Patriarchat und seine Folgen beseitigen, dass das aber umgekehrt nicht funktioniert; eher noch die Tendenz der Verlagerung hat.

    Auch wenn ich mir die ganzen Erscheinungen von Politikerinnen und Politikern in der letzten Zeit, im Zuge der Europawahl anschaue, stelle ich einfach nur fest wie innerlich häßlich die Leute werden, wenn es darum geht gewählt zu werden. Gewählt zu werden, um Macht zu erhalten oder zu erlangen. Und da ist es egal welchem biologischen oder sozialen Geschlecht sie angehören. Da wird von Männern wie Frauen ein Zeug daher geredet, dass allen Geschlechtern schadet, wenn auch manchmal den einen mehr als den anderen.

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