Auch in 2019 müssen wir leider noch die gleichen falschen Debatten führen, wie 2018 – Deutschland spricht bundesweit über die Folgen nach Amberg und niemand fordert neue Gesetze als Folge von Bottrop – was hier falsch läuft? – Wir erklären es euch und nebenbei gibt es wieder einmal eine wertvolle Lektion in „Hinter den Kulissen bei den Medien“. Plus: Eine kleine Übung, die alle Lehrer_innen, Eltern und vielleicht auch einfach mal Erwachsene selbst machen können, um die Medienkompetenz der Bevölkerung zu erhöhen.
Holger referiert in dieser Sendung, was die Koalition bislang alles erreicht, auf den Weg gebracht oder noch nicht einmal angepackt hat – mit diversen Side-Rants und ein paar Fragen an die Hörschaft. Außerdem schauen wir auf das Repräsentantenhaus in den USA, dessen Sprecherin, Nancy Pelosi, sicher ein Pain in the A** für Donald Trump wird und wir gucken, wie die Demokraten das überhaupt gemacht haben: Dieses Haus zu erobern. Dabei hilft Krautreporter Christian Fahrenbach mit seinem Text (den ihr hier alle ohne Bezahlschranke lesen könnt). Wir schauen außerdem nach Italien, nach Tschechien und in unsere Münder: Werden wir bald so aussehen, wie die Briten?
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2:24.578 Intro und Begrüßung
2:48.336 #BirdBoxChallenge
5:22.845 Bottrop, Amberg und Debatten
25:19.844 Was macht die Koalition eigentlich von Beruf?
45:53.498 Kurzer Blick nach Italien
49:13.711 Asimov, Chinesen auf dem Mond und Tschechien
55:16.064 Die Wissenschaft hat herausgefunden…
59:42.182 Danksagungen und Abschied
Links und Hintergründe
- Bird Box
- tagesschau: Hype wegen Horrorfilms: Netflix warnt vor #BirdBoxChallenge
- Süddeutsche: Tat von Bottrop: Der Fremdenhass kriecht aus allen Ritzen
- Wikipedia: Anis Amri
- tagesschau: Attacken in Bottrop und Amberg: Was bislang bekannt ist
- Wikipedia: Attentat
- Wikipedia: Terror
- und der Vollständigkeit halber: Wikipedia: Amok
- Was die Wikipedia über Frösche weiß, die vom Himmel fallen: Tierregen
- Süddeutsche: SZ-Koalitionstracker: Was die Bundesregierung erreicht hat
- qantara.de: Beauftragter Grübel: Religion gehört zum Menschsein dazu
- Krautreporter: Wie man bei Wahlen Erfolg hat, ohne über Flüchtlinge zu reden
- Spiegel: Demokratin Pelosi gegen Trump: Immer Kontra
- Hintergrund: Wikipedia: Kongress der Vereinigten Staaten
- TIMES: How the Anti-Trump Resistance Is Organizing Its Outrage
- tagesschau: Italiens Haushalt endgültig gebilligt
- The Star: 35 years ago, Isaac Asimov was asked by the Star to predict the world of 2019. Here is what he wrote
- tagesschau: Chinas Raumfahrtprogramm: Erste Landung auf Mond-Rückseite
- SWR Wissen: Warum sehen wir nie die Rückseite vom Mond?
- The Atlantic: Why the Far Side of the Moon Matters So Much
- BR24: Tschechien: Supermärkte müssen unverkaufte Lebensmittel spenden
- tagesschau: Forschungsbedarf angemahnt: Wie sinnvoll sind Zahnspangen?
Gekillte Darlings
- tagesspiegel: Mehr als 2200 Flüchtlinge ertranken 2018 im Mittelmeer
- Washington Post: We are living in a new gilded age. 2018 proves it.
- tagesschau: Nach Wirbel um Kino-Aktion (Schindlers Liste): Jetzt freier Eintritt für alle
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Der im Podcast besprochene Film „Ben is Back“ läuft ab 10. Januar 2019 im Kino – weitere Infos und Hintergründe zum Film findet ihr auf der Seite zum Film.
Nun, die Forderung von Links das geschehen mit dem Auto Terror zu nennen resultiert nicht unbedingt daher, dass die Leute das Wort so schön finden, sondern weil sie etwas in Relation setzen wollen. Wenn die Medien von Linksterrorismus oder vom islamischen Terror reden, dann muss eben auch vom rechten Terror gesprochen werden. Es geht hier tatsächlich auch um Sprache, darum, das Taten von Rechts meist mit verharmlosenden Vokabeln in die Nachrichten kommen, was dann eben den Anschein erweckt, dass die Taten der Rechten harmloser sind als die anderen.
Und dann ist halt noch die Frage, ob der Begriff Terror nicht auch wirklich zutrifft, denn die Asylgesetze in Deutschland wurden in den letzten Zeiten immer dann verschärft, wenn die rechte Gewalt eskaliert ist. Hier wird also der Staat zu einer Handlung gezwungen und hatte diese mit den Asylrechtsverschärfungen auch regelmäßig umgesetzt.
Ein großes Danke an Euch Zwei, für Euren Kommentar zur Zahnspangen-Studie.
Ihr habt mir den Tag gerettet.
Alle Leitmedien haben heute über die Studie berichtet, aber niemand hat die Frage nach den Folgen einer solchen Studie gestellt.
Interessant finde ich dazu auch das Suchwort „yaeba japan“, was langsam Richtung anstrebenswertes Schönheitsideal tendiert…
Ich habe grade entdeckt, daß eure Dystopie schon Realität ist.
Seit mindestens 10 Jahren muß man für eine kieferorthopädische Behandlung 1000 Euro vorschießen, die man erst nach der jahrelangen Behandlung zurückbekommt, egal wie gering das Einkommen ist.
Es gibt den guten Journalismus doch noch.
Gleich 2 zeitnahe Beiträge (gestern Morgen) im WDR5.
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/morgenecho/kommentare/zahnspangen-102.html
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-morgenecho-interview/audio-zahnspangen-langfristiger-nutzen-nicht-erwiesen-100.html
@Holger
Hast du vielleicht eine Erklärung für mich warum es solche Beiträge eigentlich nie nach google.news oder auf tagesschau.de schaffen? Und gibt es irgendwo eine Art Sammelmedium, das die bundesweiten Radiobeiträge der öffentlichen-rechtlichen Inforadios zusammenfaßt und damit leichter zugängig macht?
Das hätte mir gestern den Tag nicht so dermaßen versaut.
Ist die ARD Audiothek nicht so was ähnliches?
Danke für den Zahnspangenbeitrag, ich hatte über die Studie tatsächlich zweimal an diesem Tag Radiobeiträge gehört und keiner der beiden sonst eigentlich ganz brauchbaren Sender hat dazu irgendetwas an Folgenabschätzung betrieben.
Ich kann außerdem noch etwas Dystopie beitragen: Menschen, die Hartz 4 beziehen, müssen den Eigenanteil auch bezahlen („dürfen“ das dann über Ratenzahlung machen), bekommen aber auch auf lange Sicht eventuell sinnvolle Zusatzleistungen, i.d.R. weder von KV noch vom Jobcenter erstattet, soweit ich korrekt informiert bin.
Sinnvolle Zusatzleistungen können z.B. Langzeit-Retainer sein, die verhindern, dass Zähne wieder zurück in ihre alte Position rücken – also der Behandlungserfolg bestehen bleibt – oder die Versiegelung des Bracketumfelds bei einer festen Spange, um Karies zu verhindern. (Kostenpunkt jeweils einige hundert Euro.)
(Diese Außenbögen/Headgear für Zahnspangen gibt’s übrigens noch, hatte selber so einen. Alternativen dazu sind übrigens ebenfalls Zusatzleistungen … 😀
Ich bin einer der Fälle, die ohne Spange und weitere kieferorthopädische Behandlung mit einsetzendem Zahnwechsel nicht mehr hätten richtig essen können, vom Aussehen mal ganz zu schweigen, deshalb bin ich recht froh, dass die KV das damals komplett – bis auf die erwähnten Zusatzleistungen – übernommen hat.)
Natürlich ist es wichtig und richtig, dass das Gesundheitsministerium Studien in Auftrag gibt die Prüfen ob die Behandlungen die der Bürger letzen Endes bezahlt auch etwas „nützt“, also die Menschen mit Zahnspange z.B. länger oder besser (Lebensqualität) leben als Menschen ohne Zahnspange. Das ist in der Medizin eigentlich üblich und wird für jede Behandlungsmethode gemacht. Mir ist es ehrlich gesagt auch lieber wenn das das GM mach wie wenn die Hersteller der Zahnspangen die Studie in Auftrag geben.
Prinzipiell sehe ich vor allem bei kieferorthopädischen Behandlungen immer das Problem, dass die Kosten welche dabei entstehen in keinem Verhältnis zur daraus resultierenden Lebensqualität des Patienten stehen. Es ist eben meistens einfach eine ästhetische Fragestellung. Zum Beispiel könnte man für das gleiche Geld sehr viele Physiotherapie-Stunden finanzieren, Prävention, Rehabilitation leisten etc…
Mit diesen Maßnahmen kann der Patient länger leben, mit höherer Lebensqualität oder auf Lebensgewohnheiten hinweisen die den Patienten auf kurz oder lang unter die Erde bringen…
In diesem Fall muss der Staat (Krankenversicherung) eben das bezahlen was erwiesener Maßen gut für den Patienten ist und nicht das was der Patient gerne hätte.
Selber gestatte ich mir noch kein Urteil ob ich dafür oder dagegen bin aber der erste Impuls das gleich zu verteufeln, naja vielleicht muss man da nochmal drüber nachdenken… 😉
Die Krankenversicherungen sind nicht der Staat und was die KVen zu zahlen haben, regelt der GBA; und das ist auch gut so, denn sonst werden die KVen ganz schnell Spielball im Wettbewerb um Wählerstimmen – wie man gerade sehr gut bei Spahn und der Fettabsaugung sehen kann.
Danke Holger, ja die Vermischung von KV, GBA und „Staat“ war vielleicht tatsächlich etwas zu grobschlächtig formuliert 😉
Interessant, dass du das mit dem Fettabsaugen erwähnst. Das ist gesundheitspolitisch natürlich richtig interessant!
Auf der einen Seite fordert Spahn mehr wissenschaftliche Belege bei kieferorthopädischer Behandlung, auf der anderen Seite will er die Behandlung des Lipödems ohne ausreichend wissenschaftliche Belege einführen (lassen). Das ist natürlich garnicht sein Aufgabengebiet (wie du gerade treffend kommentiert hast).
Trotzdem muss man die Behandlung des Lipödems (eine Fettverteilungsstörung) die Herr Spahn hier fordert von der ästhetischen „Fettabsaugung“ abgrenzen, die hat er nämlich (laut z.B. ntv siehe unten) nicht damit gemeint.
Quelle:
https://www.n-tv.de/politik/Spahn-will-Fettabsaugen-zur-Kassenleistung-machen-article20806937.html (13.01.19)
Wenn „die Medien“ wieder nicht über die Tat von Flüchtlingen geredet hätten, wäre diese Meldung (ist sie sowieso) wieder nur von pinews und Facebook-Gruppen herumgegangen, wie schlimm wieder alles ist, und die Medien berichten nicht, Lügenpresse. Der Stachel sitzt scheinbar sehr tief, und jetzt wird halt auch über eine „Kneipenschlägerei“ berichtet, genau das andere Extrem.
Leider hat somit ein kleiner Teil der Bevölkerung für eine zu starke Veränderung der Medienlandschaft gewirkt.
Wie können wir die Medien generell dazu bringen, lieber mehr Gelassenheit zu transportieren, besonders wenn sie gern „Schluckauf“ bekommen und sich über eine „ungenaue Nachrichtenlage“ trotzdem darüber hinwegsetzen und Nullberichterstattung senden?
Das was Holgi da kurz mit den H&M Mitarbeiterinnen angerissen hat, die auf Abruf stehen mussten, ging mir auch mal so.
Nicht bei H&M, sondern in einem kleinen Privatgeschäft, vor ca. 8 Jahren (da war ich Anfang 20) und damals noch für sagenhafte 5 Euro die Stunde. Anfangs gab es noch Schichtpläne, aber ich wurde immer öfter spontan gefragt oder musste die Schichten meiner Kollegin übernehmen, weil es ihr nicht gut ging.
Und hier meine ich kein „komm mal morgen zur Arbeit, auch wenn es nicht geplant war“, sondern ein „komm mal in einer Stunde zur Arbeit, auch wenn es nicht geplant war“.
Da ich das Geld gebrauchen konnte, habe ich immer ja gesagt.
Irgendwann war ich dann aber frisch verliebt und der Mann arbeitete 500 km von meinem Wohnort entfernt und war nur am Wochenende da. Als ich dann mal zwei Wochen nicht eingeteilt war, bin ich mit ihm gefahren, weil ich auch einfach keine Lust mehr hatte, immer auf Abruf zu stehen und mein ganzes Leben um dieses Geschäft herum zu planen. Ich hatte schon genug Arzttermine und Treffen mit Freunden abgesagt.
Natürlich habe ich nach ein paar Tagen eine Nachricht bekommen, ob ich nicht Abends noch arbeiten könne.
Ich habe verneint und geschrieben, dass ich gar nicht in der Stadt bin.
Kurze Zeit später konnte ich meinen Ladenschlüssel in den Briefkasten schmeißen und brauchte nicht mehr wieder kommen.
Das Geschäft ging übrigens eine Weile später pleite.
Holgi, dein „Erlebnis“ mit Henninger tut mir leid… kann ich aber nachvollziehen. Vielleicht solltest du mal Wein von Walter Henninger aus Kallstadt probieren. Hat zwar auch nichts mit mir zu tun aber ist definitiv näher an Genuss.
Die Nachricht über eine Gruppe quer durch die Stadt prügelnder Jüngen Männer ist deswegen eine Nachricht wert gewesen, weil es eine Gruppe war. Und kein einzelner, besoffener, Drogen Junkie.
Es mag auf den ersten Blick völlig harmlos aussehen. Aber versucht euch vorzustellen das anscheinend mehrere Menschen der selben Idee gefolgt sind ohne das einer auf dem halbem weg „nein“ gesagt hat oder die Polizei gerufen. Ist es nur nachvollziehbar wen die Menschen aus ähnlicher Erziehung/Kultur/Religion kommen. Kann man sich aussuchen was da mehr Einfluss hatte.
Der Punkt ist sowas kann man nicht ignorieren, es muss berichtet werden um nicht zu vergessen wie wichtig Integration ist und das sie ständig verbessert wird.
Hallo,
ähnliche Ereignisse werden aber eben nicht bundesweit berichtet – das ist hier passiert, weil es Asylbewerber waren und sonst aus keinem Grund.
Sollten Rechte, weiße Jugendliche oder sonstige so etwas in einer Kleinstadt tun, wird das lokal berichtet – maximal.
Es ist einfach keine Nachricht, sondern nur Beweis dafür, dass wir meinen, Asylbewerber dürften weniger und seien generell ein großes Problem.
Bitte gerne auch den dazu in den Shownotes verlinkten Kommentar bei der SZ lesen – der dröselt das noch einmal gut auf.
Ohne das längst für dich offenbar schon „normale“ politische Framing, das die AfD und alle Rechten mit ihrer Politik geschaffen haben, wäre das so nicht passiert.
Ich rate hier zu mehr Reflektion über diese und ähnliche Ereignisse.
Schöne Grüße,
Katrin
Es sollten aber über die anderen Ereignisse genau so berichtet werden. Gewalt sollte in der ganzen Gesellschaft stigmatisiert werden. Egal ob es die Nazis oder andere Gruppierungen tun.
Also was ist denn mit Holgi los diese Woche? Seine Einstellung zu Gefährdern, neuen Gesetzen und Sondergefängnissen schockt mich etwas.
Jemand der Gefährder ist hat ja noch keine Straftat begangen, jemand wie Amri ist also gar kein Gefährder sondern hat bereits Straftaten begangen. Unter anderem Dokumentenfälschung/Identitätsdiebstahl.
Daher braucht es auch keine neuen Gesetze. Wenn die Behörden richtig arbeiten würden (und da gehört auch die Größe des Personals dazu), dann könnte man solche Probleme auch mit bestehenden Gesetzen so gut wie möglich lösen. Mehr Befugnisse sind weder nötig, noch kann das vorhandene Personal damit ausreichend umgehen.
Jemanden nur als Gefährder zu deklarieren ohne eine Straftat (im übrigen gibt es bereits “Vorbereitung einer Straftat”) begangen oder geplant zu haben widerspricht jeder Vorstellung eines Rechtsstaates.
Mit den Sondergefängnissen muss ich gar nicht erst anfangen, oder? Sowas hatten wir ja schon mal.
Came here to say this ^.
Vielleicht noch als Ergänzung: auch jemand der mehrfach vorbestraft ist (und seine Strafen verbüßt hat) hat ein Recht, in Freiheit zu leben.
Wenn das schwerste Straftaten waren und die Gefahr von Wiederholungstaten als hoch eingeschätzt wird, gibt es längst Rechtsmittel wie Sicherheitsverwahrung. Von Überwachungsmaßnahmen ganz zu schweigen.
Das eigentliche Problem ist aber, dass dieser Gefährder-Begriff für Menschen die noch nichts getan haben und auch nicht einer Tatvorbereitung verdächtigt werden in unserem (medial geführten) gesellschaftlichen Diskurs, nicht genügend problematisiert wird.
Jau, da hätte ich länger nachdenken müssen, dann wär das auch weniger unsinnig gewesen – wobei ich auch mit längerem Denken zu ähnlichen Schlüssen komme (bei denen dann aber auch wieder rechtsstaatliche Prinzipien zur Anwendung kämen ?)
Huhu ihr zwei,
„Tina“ war beim 35C3 anwesend, Bibi aka Ines leider nicht, aber sie lässt herzlich grüßen 😉
Empfehlen kann ich noch diesen Beitrag, der zeigt, wie einzelne Ereignisse Auswirkungen auf die Berichterstattung haben:
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-489659.html