Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

#163. Ich bin nicht privilegiert, sondern normal!

| 35 Kommentare

In dieser Woche steigen wir mit neuen Entwicklungen im Fall Jan Kuciák ein. Und dann mit einer schönen Geschichte, die unser Hörer Paul zu erzählen hat – er hat seine CO2-Bilanz geändert, indem er ein komplett neues Leben angefangen hat – ein tolles neues Leben! Die Umfragen in Bayern vor der Wahl am 14. Oktober scheinen ein Debakel der CSU vorauszusagen. Man kann sich eben nicht beliebig daneben benehmen. Außerdem gibt es ein neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz und eine Einigung um Diesel-Streit – beides trägt deutliche GroKo-Handschrift, beides wirkt ein wenig wie von gestern. Der Schaible von t-Online hat schon wieder…! Und wir besprechen zwei Meinungsstücke aus verschiedenen Medien – das eine meint die gute Seite des Brexit entdeckt zu haben und das andere die gute Seite des „Citizen Scorings“ in China. Am Ende kurz ein paar Sätze zum Fall Kavanaugh und dann dürft ihr endlich ins sonnige Wochenende!

Kapitelmarken
0:00.000 Intro und Begrüßung
0:23.326 Neues zum Mord an Jan Kuciák
1:52.874 Pauls gutes Leben mit weniger CO2
20:53.716 Deutschlandtrend vor der Bayernwahl
24:24.334 Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz
29:50.714 Beilegung des Diesel-Streits
36:09.350 Schon wieder der Schaible von t-online!
43:03.488 Meinungsstück: Der Brexit wird doch super!
49:14.948 Service für die Hörschaft! (regarding Bahn)
49:50.947 In China brauchen sie Big Data, um zu vertrauen
53:05.245 Der Fall Kavanaugh – kurz und knapp
57:31.115 Dank und Abschied

Links und Hintergründe

Die Wochendämmerung ist ein hörerfinanziertes Angebot – eine Spende über steady hält das Angebot am Leben.

35 thoughts on “#163. Ich bin nicht privilegiert, sondern normal!

  1. Jochen sagt:

    Zum Thema CO2 Ausstoß.

    Hier der CO2 Rechner des Umweltbundesamtes:
    http://uba.co2-rechner.de/de_DE/

    Laut dem Pariser Abkommen stehen Deutschland pro Jahr 217 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu. Das geteilt durch 83 Millionen Einwohnern entspricht ca. 2,6 Tonnen pro Person.
    Nur mal so zur Einordnung, wie weit (ich auch) wir alle davon weg sind.
    https://www.tagesschau.de/inland/kohlendioxid-budget-klimaschutz-101.html

    1. Katrin sagt:

      danke für die Einordnung, ja. Ein Durchschnittsdeutscher hat glaube ich um die 11 Tonnen… sigh

  2. Tuffi sagt:

    Wer ist Tobi?

    1. Katrin sagt:

      oh, sorry!
      gemeint ist Toby Baier, der macht mit Holgi den wrint Realitätsabgleich und ist sonst für den Einschlafen-Podcast berühmt.
      Grüße

  3. Faiid sagt:

    Ich fand die Sendung irgendwie kurzweiliger und abwechslungsreicher als die bisher 🙂

    Zum Hausboot:
    * CO2 sparen, weil man aufm Boot weniger Fläche beheizt klingt wie eine Milchmädchenrechnung, weil eine gleichgroße Wohnung sich vermutlich viel besser isolieren lässt bzw. weniger Außenwände hat. Natürlich ist die Frage ob man freiwillig in eine kleinere Wohnung zieht, aber das wäre wahrscheinlich die ökologischste Variante. Konsumverzicht und Bahnfahren (oder gar Segeln) geht auch ohne, dass man dauerhaft auf dem Boot wohnt.

    * Ein Segelboot als Altersvorsorge kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich kenne Leute, die haben sich ihr Bad umbauen lassen, weil sie im Alter nicht mehr über den Rand der Badewanne wollten. In so einem Zustand auf einem Segelboot zu leben stelle ich mir extrem schwer vor. Spätestens wenn man anfängt pflegebedürftig zu werden, wird das ganze extrem schwer. In so einer Situation ist Körperpflege schon in einem normalen Bad schwierig.

    Zu Kavanaugh zwei Sachen zur Differenzierung:

    * Die Unschuldsvermutung gilt hier nicht, weil er nicht angeklagt ist. Ich muss als Bewerber auf eine Stelle ja auch erstmal darstellen und Argumente vorlegen, weshalb man mich einstellen sollte. Der Arbeitgeber ist nicht in der Pflicht mir nachzuweisen, dass ich ungeeignet für den Job bin. Es ist an so einer wichtigen Stelle völlig legitim, jemand abzulehnen, weil man sich nicht sicher ist ob er geeignet ist oder nicht. Es genügt für mich auch, dass ich mir nicht sicher bin ob ein Flugzeig sicher ist, dass ich nicht einsteige…

    * Glaubwürdigkeit (eines Menschen) != Glauben (an Gott). Einem Menschen zu Misstrauen, der wiederholt gelogen hat und einem anderem Menschen zu Vertrauen, weil er bisher immer die Wahrheit gesagt hat und seine Aussagen konsistent sind, ist etwas ganz anderes als religiöser Glaube. Mein Vertrauen in einen Chirurg, seine Ausbildung und sein Team vor einer OP sind etwas ganz anderes als Vertrauen in Gott und die Kirche. Warum Kavanaugh weniger glaubwürdig ist/sein soll, kann man hier schön aufgedröselt lesen: https://www.currentaffairs.org/2018/09/how-we-know-kavanaugh-is-lying

    Ich weiß, dass ihr nicht 180° gegen meine Aussagen argumentiert habt, aber ich wollte es der Vollständigkeit halber einfach erwähnt haben.

    Wie gesagt – trotzdem fand ich es eine tolle Sendung und sie hat mich gedanklich bereichert – ich schreibe nur immer die „negativen“ Sachen hier hin, weil es zusätzliche Infos enthält. Ein „Sehe ich genauso!!!!“ bringt inhaltlich ja niemand weiter.

    1. Faiid sagt:

      Oh Gott ist das eine Textwand geworden 🙁

      Kann man hier in den Kommentaren eigentlich Formatierung benutzen?

      [quote]test[/quote]
      1. test1
      2. test2

  4. Fabi sagt:

    Hallo Ihr Beiden,

    Bezüglich dem „die Welt wird progressiver“-Thema:
    Mir ist in den letzten paar Wochen aufgefallen, dass die beiden Chefinen der beiden größten Koalitionsparteien Frauen sind. Ganz selbstverständlich gab es die Gespräche über Maaßen zwischen Merkel, Nahles und Seehofer.
    Gab es sowas im 20. Jahrhundert, war das überhaupt vorstellbar? Und heute erwähnt es niemand irgendwo mehr (oder es wurde jedenfalls nirgendwo in meiner Bubble erwähnt).

    Nur so ein kleiner Fakt. Stellt euch vor, die beiden förmlich mächtigsten Menschen im Parlament sind Frauen und keiner geht hin.

    lg, Fabi

  5. Dominik sagt:

    Es ist falsch, den Fall Kavanaugh als Gerichtsverhandlung zu framen. Kavanaugh steht nicht vor Gericht sondern bewirbt sich für eines der höchsten Ämter des Staates. Dafür müssen andere Maßstäbe gelten. Eine Institution wie der Supreme Court lebt von seiner Reputation und das Durchboxen eines Kandidaten trotz unzureichend untersuchter Vorwürfe fügt dieser massiven Schaden zu.

    1. Katrin sagt:

      Am geht es um die Frage eines Urteils – ob gesellschaftlicht, oder rechtlich. Und die Frage: nimmt man in Kauf, dass, wann immer ein politischer Gegner für ein Amt kandidiert, eine Frau in der Lage sein kann, das zu verhindern, indem sie eine Anschuldigung erhebt?
      Insofern: Wenn ich sage, die Unschuldsvermutung muss gelten, dann geht das für mich über eine Gerichtsverhandlung hinaus.
      Man kann ja sagen: Kavanaugh hat sich unprofessionell und kindisch verhalten – DESHALB ist er ungeeignet.
      Aber das Framing, das bis in die NYT hinein stattfindet, ist ein anderes. Ein ganz anderes. Und das finde ich schlichtweg besorgniserregend

      1. Andy sagt:

        Nein, die Unschuldsvermutung muss vor Gericht gfelten. Die Anhörungen sind kein Prozess, sondern drehen sich um die Frage ob die Person charakterlich geeignet ist.

        Mit seiner Reaktion hat Kavanaugh eine sehr laute, negative Antwort gegeben. Das Verhalten war eines Richters unwürdig, speziell für jemander der so ein mächtiges Amt bekleiden wird.

        Die bloße Befürchtung oder auch nur die Vermutung das er mit dieser Geschichte irgendwie von irgendwem erpressbar sein könnte alleine disqualifiziert ihn schon. Es gibt drei Frauen die Vorwürfe erheben und niemanden der ihn konkret entlastet oder die Frauen ernsthaft der Lüge bezichtigt.

  6. Sven sagt:

    Ich möchte zur Fachkräfteeinwanderung noch ergänzen, dass von den Philippinen schon viele Pflegekräfte nach Deutschland kommen. Es gab dazu mal eine interessante Dokumentation im TV. Die habe ich jetzt nicht gefunden, aber hier auf Youtube gibt es ein Video, wo die Leute begleitet werden –> https://www.youtube.com/watch?v=fPk5fmAshOs

    Das Problem einer solchen Einwanderung ist aber, dass die Fachkräfte dann in den Ländern fehlen, in denen sie ausgebildet wurden. Deutschland externalisiert damit dann auch die Ausbildungskosten ins Ausland, was auch eine Art von Ausbeutung ist. Sinnvoller wäre es tatsächlich, wenn wir die Menschen hier ausbilden. Das können ja durchaus auch Menschen aus dem Ausland sein, aber die Ausbildungskosten für diese Menschen sollten wir schon selbst tragen. Abgesehen von den Kosten, gehen den Herkunftsländern auch Möglichkeiten zur eigenen wirtschaftlichen Weiterentwicklung verloren.

    Und ja, wenn ich schon das Negative für die Herkunftsländer aufzähle, sollte ich auch den positiven Aspekt erwähnen, dass viele dieser Fachkräfte Geld in ihre Heimat schicken, um die eigene Familie zu unterstützen, was dort natürlich gut für die Wirtschaft ist.

  7. Dominik sagt:

    Es geht nicht um „jede Anschuldigung verhindert, dass man ins Amt kommt“ sondern darum, dass den Anschuldigungen nur alibihaft nachgegangen wurde.

  8. Thorsten sagt:

    Liebe Katrin, lieber ‚Gunter Gabriel des deutschen Talkradios‘, liebe Fans der Wochendämmerung,

    im Qualitätspodcast Wochendämmerung hat dankenswerterweise das neue Dauerthema Nachhaltigkeit Einzug gehalten! Schwerpunkt liegt bei der Dekarbonisierung, getrieben durch den Klimawandel und was man selbst dagegen beitragen kann. Das Thema ist traditionell mit Verzicht und Öko-Effizienz und Schuldmanagement verknüpft, was die Bequemen gerne zu Leugnern werden lässt. Der Fokus müsste jedoch erstmal beim konsequenten Wechsel zur CO2-freien Technologie liegen, bevor man über Effizienz redet.

    Das Thema CO2-freie Energiegewinnung (Strom, Wärme, Mobilität) ist rein technisch in den Griff zu bekommen, da die Sonne deutlich mehr Energie zur Erde schickt als wir brauchen! Es sind die politischen Graben-, und Lobbykämpfe die die Wende-Themen (Strom, Wärme, Mobilität, Transport, Energie in Kombination = Sektorenkopplung) hemmen – Deutschland hat keine runde Energiewendestrategie z.B. Hambacher Wald lässt grüßen.

    Um mal zwei informative Quellen herauszugreifen, die über erneuerbaren Energien informieren:
    • Die Sonnenseite von TV-Urgestein Franz Alt http://www.sonnenseite.com/de/
    • Prof. Volker Quaschning http://www.volker-quaschning.de, der via Filmclips unterhaltsam informiert. Er ist auch via Podcast bei Tim Pritlove zu hören https://forschergeist.de/podcast/fg053-energiewende/

    Neben Energie gibt es den materiellen Aspekt der Nachhaltigkeit. Aktuell läuft die Wirtschaft im linearen Modus; bedeutet Rohstoffabbau, Produktherstellung, Benutzung am Ende bleibt Müll übrig. Take-Make-Waste.
    Kunststoffe in den Ozeanen sind zum großen Thema geworden, aber was passiert mit anderen Produkten (Elektronische Geräte, Autos, Gebäuden etc.) wen sie abgelegt werden?

    In Deutschland verbrennt man gerne unseren häuslichen Müll (Thermische Verwertung / Deponierung der Aschen/ CO2-Deponierung in der Atmosphäre). Das viel gerühmte Recycling ist beim genaueren Hinsehen in den meisten Fällen oft Downcycling, d.h. es geht mit qualitativen Einbußen einher.
    Was soll die Abfallwirtschaft auch mit Produkten machen, bei dessen Design kein hochwertiges Recycling bedacht wurde? Reparabel scheint wohl auch kein Designkonzept zu sein?

    Konzepte gegen die stoffliche Ressourcenverschwendungen sind Design4Recycling und Circular Economy (Zirkuläre Wertschöpfung), Dinge welche in der EU und in Ansätzen der Industrie diskutiert werden.

    Der ökologische Fußabdruck eines Produkts wird nach dem Cradle-to-Grave-Ansatz berechnet: Vom Rohstoff bis zum Produkttod, d.h. es wird ein Produktende als Müll eingeräumt. “Minimiere deinen Fußabdruck!“ arbeitet auch wieder mit Schuldgefühlen.

    Ich persönlich mache mich für den Cradle-to-Cradle (C2C) Ansatz stark, der Müll eben komplett streicht. Beim Produktdesign wird konsequent auf gesunde, recyclefähige Materialen geachtet. Die C2C-Denkweise arbeitet mit der Frage: Wie schaffen wir Menschen positive Fußabdrücke? Herstellung und Upcycling von Produkten und Materialien müssen im Ideal natürlich über erneuerbarere Energien stattfinden.

    Freut mich, wenn Ihr die Kategorie Nachhaltigkeit weiterhin beibehaltet.

    Danke für die Dämmerung
    Thorsten

    1. Thorsten sagt:

      Ehrenamtliche des Cradle to Cradle Vereins in Freiberg haben folgendes Video produziert und den Ansatz knackig zu beschreiben: https://www.youtube.com/watch?v=g1tIGLy3PHw

  9. Andy sagt:

    Thema Fachkräfteeinwanderungsgesetz.

    Da wird wieder mal mit Nebelkerzen geworfen und der grosse Wurf herbeigeredet. Vieles was dort jetzt drinsteht WAR bereits schon lange gesetzlich geregelt. Und zwar so gut wie identisch. Es gab dazu mal bei den Kollegen der Lage einen Kommemtar von jemanden der sich damit auskennt. Ich hänge den mal an den Beitrag dran.

    Man muss sich das Gesetz eigentlich sehr genau ansehen, da die CSU ja auch dafür war und keinen Alarm gemacht hat vermute ich sogar das einige der Regeln jetzt im Detail restriktiver sind als vorher.

    Quelle: https://www.kuechenstud.io/lagedernation/2017/10/06/ldn069-steinmeier-rede-einwanderungsgesetz-katalonien-fake-news-usa/

    9. Oktober 2017 um 17:30 Uhr
    Tom
    Liebe Lageristen,

    danke für die tolle Folge wie immer! Bei eurer Disskussion zum Thema Einwanderungsgesetz konnte für Zuhörer der Eindruck entstehen, als sei es derzeit für gutausgebildete Leute nicht möglich nach Deutschland einzuwandern und als ob so ein Gesetz so eine Möglichkeit erst neu schaffen würde (Ulf zum Beispiel zum Einwanderungsgesetz: “Für die Fachkräfte, also ich sag jetzt mal den gutausgebildeten Inder, ist es natürlich sehr attraktiv, und das wird sicherlich auch für die deutsche Wirtschaft große Vorteile haben wenn dann eben gut ausgebildete Leute ins Land kommen können.”)

    Ich engagiere mich in einem Online-Hilfeforum für Leute die nach Deutschland immigrieren wollen und berate da regelmäßig Leute über die Möglichkeiten und helfe über bürokratische Hürden entlang des Weges. Der Möglichkeiten gibt es viele, die Hürden sind gering und die meisten Leute in meinem Umfeld sind überrascht, wenn ich erzähle, wie einfach es ist, nach Deutschland zu immigrieren. Innerhalb der EU kann natürlich jeder komment, die Regeln betreffen alle Ausländer von Nicht-EU-Staaten. Eins vorweg: Deutschkenntnisse werden von niemandem verlangt.

    1) Mit Vorrangprüfung

    Wer ein beliebiges Jobangebot hat kann nach Deutschland immigrieren, wenn die Bundesagentur für Arbeit zustimmt. Diese prüft dazu, wie der Arbeitsmarkt in dem Bereich aussieht und ob es nicht auch genug qualifizierte Bewerber in Deutschland gibt, die diese Stelle annehmen können. Besonders leicht ist das etwa für alle Jobs für die ein englischer Muttersprachler gesucht wird (z.B. auch Au-Pair-Jobs oder Kindergartenbetreuung).

    2.) Ohne Vorrangprüfung

    Für viele Bereiche ist die individuelle Vorrangprüfung abgeschafft und Zuwanderer können direkt immigrieren sobald sie ein Jobangebot haben.

    2.1) Fertig ausgebildete Fachkräfte

    Es gibt eine seitenlange Liste mit Ausbildungsberufen die von der Vorrangprüfung ausgenommen sind. Wer hier einen Jobangebot hat, darf rein. Darunter etwa Altenpfleger, Krankenpfleger, Hebammen, Softwareentwickler, Kfz-Mechaniker, Maurer, Klempner, Schweißer, Elektrotechniker, Zimmerer: https://www3.arbeitsagentur.de/web/wcm/idc/groups/public/documents/webdatei/mdaw/mta4/~edisp/l6019022dstbai447048.pdf

    2.2) Möchtegern-Fachkräfte

    Wer keine Berufsausbildung hat, kann nach Deutschland immigrieren, sobald ein Ausbildungsplatzangebot für einen der oben genannten Mangelberufe vorliegt https://www.gesetze-im-internet.de/aufenthg_2004/__17.html

    2.3) Gutbezahlte Jobs (“Blue Card”)

    Akademiker können einwandern wenn sie 50.800 Euro brutto im Jahr verdienen. Eine niedrigere Schwelle gilt für Berufe in der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie Ärztinnen und Ärzte, dort reicht ein Einkommen von 39.624 Euro. http://www.make-it-in-germany.com/de/fuer-fachkraefte/visum/arten-von-visa#visum-zum-arbeiten

    2.4) Freiberufler

    Wer als Freiberufler immigrieren will, braucht 2-3 Empfehlungsschreiben von potentiellen Auftraggebern, in denen diese die Absicht kundtun, den Freiberufler in Zukunft mit Aufträgen versorgen zu wollen. In Berlin ist das eine überdurchschnittlich populäre Visa-Kategorie.

    Erfahrungsbericht von einem Stand-Up-Comedian: https://www.youtube.com/watch?v=cWHtkAUTAcc

    Social-Media-Beraterin: http://blog.cloudpeeps.com/how-to-get-the-berlin-freelance-visa/

    Designerin: https://medium.com/@imcatnoone/how-to-get-your-german-freelance-visa-without-losing-your-sanity-8fa68b39431a

    Klappt auch mit Auftragebern außerhalb Deutschlands: https://www.bemytravelmuse.com/how-to-get-german-freelance-visa/

    2.5) Forscher

    Arbeitsplatzangebot für die Forschung an einer Universität oder Forschungseinrichtung; https://www.gesetze-im-internet.de/aufenthg_2004/__20.html

    2.6) Visum zur Arbeitsplatzsuche

    Wer einen ausländischen Hochschulabschluss hat kann zur Arbeitssuche für 6 Monate nach Deutschland kommen – der Job selbst muss dann in eine der vorgenannten Kategorien fallen: http://www.make-it-in-germany.com/de/fuer-fachkraefte/visum/arten-von-visa#visum-zur-arbeitsplatzsuche

    3) Studium

    Die andere große Einwanderungsmöglichkeit ist das Studium. Wer einen beliebigen Studienplatz an irgendeiner deutschen Uni hat, egal für welches Fach, darf einwandern. Verlangt für ein Visum wird der Nachweis, das erste Jahr in Deutschland finanzieren zu können (8820 Euro auf einem Konto oder Elternbürgschaft etc). Jobben neben dem Studium ist erlaubt. http://www.make-it-in-germany.com/de/fuer-fachkraefte/visum/arten-von-visa#visum-zum-studieren

    Nach dem Abschluss (Bachelor reicht) steht der deutsche Arbeitsmarkt offen. Absolventen haben 18 Monate Zeit, einen Job zu finden. Bedingungen: Der Job muss den Lebensunterhalt sichern (Teilzeit ist auch ok, so lange kein Hartz-IV-Anspruch entsteht) und der Qualifikation entsprechen. http://www.make-it-in-germany.com/de/fuer-fachkraefte/ausbildung-lernen/studium/studium-in-deutschland-und-dann/aufenthaltstitel

    Und wie geht es weiter?

    Nach 5 Jahren mit Job kann man die Niederlassungserlaubnis beantragen. Das heißt man kann auch in Deutschland bleiben wenn man den Job verliert und man kann jeden Job annehmen, alle bisherigen Kriterien entfallen. Voraussetzung ist, dass man Deutsch spricht. Dies ist das erste Mal, dass der Immigrant dieser Voraussetzung begegnet. Level B1 reicht aus, zur Verdeutlichung hier die Sprachfähigkeit einer Amerikanerin, die gerade B1 bestanden hat: https://www.youtube.com/watch?v=kjwXakOCkg0&feature=youtu.be&t=2m43s

    Bei einem Blue-Card-Job geht es schneller: Niederlassungserlaubnis gibt es nach 1 Jahr und 9 Monaten mit Deutschkenntnissen, nach 2 Jahren und 9 Monaten ohne Deutschkenntnisse.

    Einbürgerung nach 8 Jahren mit Job, wer einen Integrationskurs macht darf schon nach 7 Jahren. http://www.bamf.de/DE/Willkommen/Einbuergerung/InDeutschland/indeutschland-node.html

  10. Andy sagt:

    Holger, der Naturschutzbund und der VDA haben recht ähnliche Zahlen zur Beschäftigung im Automobilsektor… 800 bis 825k hört man da.

    https://www.bund-naturschutz.de/wirtschaft-umwelt/anspruch-und-wirklichkeit/arbeitsplaetze-in-der-autoindustrie.html

    https://www.vda.de/de/services/zahlen-und-daten/zahlen-und-daten-uebersicht.html

    Uneinig ist man sich wohl primär bei der Frage wieviel indirekte Jobs man dazu rechnen muss. Wenn man Wolfsburg, Ingolstadt usw runterfährt macht da sicher auch einiges an Infrastruktur dicht… Bäckereien, Friseure, usw. Ob und wie man das vernünftig beziffern kann/soll wüsste ich allerdings auch nicht.

  11. Die Idee mit dem Schiff begeistert mich, aktuell wird gerade mein Haus Zwangsversteigert.
    Ich hoffe es bleibt genug Geld über um mir ein kleines Schiff zu kaufen.
    Damit wäre ich dann nicht ganz obdachlos.

  12. marcel sagt:

    Ich mache mal den zynischen (und subjektiven) Freie-Wähler Erklärbär:

    An der Spitze der Freien Wähler in Bayern sitzen hauptsächlich Leute die es in der CSU zu nix gebracht haben (weil die Partei zur Spitze hin hart filtert), oder halt CSU-Abtrünnige sind. Deshalb sind die auch so verhasst bei den Schwarzen, vermutlich auch zu recht. Inhaltlich grob Vereinfacht: CSU verhält sich zu den Freien Wählern wie die SPD zu der Linkspartei.

    Das sind allerdings relativ wenige Leute, die Frage ist wie man das jetzt hin über die 5% skaliert bekommt – und die Antwort darauf liegt im bayerischen Wahlsystem: Erst- und Zweitstimmen werden zusammengezählt und werden danach auf die Sitzverteilung angerechnet (im Gegensatz zur Bundestagswahl, wo nur die Zweitstimme angerechnet wird).

    Der Trick geht dann so: Die Freien Wähler rennen ein dreiviertel Jahr vor der Wahl rum und stellen jeden Horst und seinen Depp im lokalen Wahlbezirk für die unteren Listenplätze und für das Direktmandat auf, mit dem Kalkül dass die Leute halt für ihren Nachbarn etc stimmen. Direktmandate kriegen in der Regel nur die in der Parteistruktur der FW etablierten Fernsehbekannten. Zack, 5%-Hürde geschafft.

    Hoffe das hilft 😉
    Grüße aus München!

  13. morrrk sagt:

    Der Text über das „Sozialkreditsystem“ in China ist, naja, interessant. Ich glaube, hier wird schlicht die offizielle Verlautbarung von 2014 (https://chinacopyrightandmedia.wordpress.com/2014/06/14/planning-outline-for-the-construction-of-a-social-credit-system-2014-2020/) mit ihren Hauptpunkten der Wiederherstellung von Aufrichtigkeit und gegenseitigem Vertrauen als Zielen für bare Münze genommen. Wird schon stimmen, wenn die Partei™ das so sagt. Das Volk dort ist Überwachung ja eh schon gewohnt. Der Text ist lang, und ich vereinfache ganz böse – aber letztendlich kommt genau das bei mir an.

    „China ist nicht die Schweiz oder Deutschland. Sorge würde es mir bereiten, wenn wir Mitteleuropäer ein ähnliches System einführten.
    […]
    Daher sollten wir solche Kontrollexperimente gar nicht erst beginnen – und gelassen zusehen, wie es in China weitergeht.“

    Gelassen dabei zusehen, wenn es für immerhin 1/5 der Weltbevölkerung eingeführt wird?

  14. Frank sagt:

    Unser Skipper Paul redet sich das Leben aber auch nach dem Pipi Lagstrumpf Rezept ideal. Mit dem Argument, dass er als Selbstständiger keine Rente bekommt damit zu spekulieren, dass einen die Allgemeinheit mit Hartz 4 unterstützt ist schon sehr dreist. Kein Mensch verbietet selbstständigen, für ihr Alter vorzusorgen.

    Ich finde es schon sehr bedenklich und einseitigt, dass ihr das Lebensmodell nicht hinterfragt. Wie selbstverständlich redet er davon, dass er seine Dusche einspart, da er das ja in der Marina machen kann. Er spart damit nicht wirklich, sondern betreibt eine Kostenabwälzung auf andere.

    So funktioniert eine Gesellschaft einfach nicht. Ich erlaube mir daher, dieses Verhalten in die Kategorie „nicht sozial orientiertes Verhalten“ einzugruppieren.

    ich bin zudem davon überzeugt, dass die Isolierung eines Schiffskörpers deutlich aufwändiger ist als eines modernen Baukörpers.

    1. Mithrandir sagt:

      Hallo,
      Frank hat meine Gedanken zu Paul recht gut rübergebracht. Allerdings gehe ich davon aus, dass er für die Dusche auf der Marina bezahlen muss.
      Aber auch ich finde die Freude über dieses „tolle“ Lebensmodell äußerst naiv.
      Außer den Hinweisen von Holger, war auch mein erster Gedanke: „Was macht der, wenn er wirklich alt ist und ggf. die körperlichen „Kneiperlein“ anfangen?“ Dann ist es mit der Bequemlichkeit auf dem Boot schnell vorbei.
      Ich bin auch selbständig. Und das erste, was ich gelernt habe war: „Kümmere dich darum, dass du am Ende des Jahres die Steuer bedienen kannst und um deine Altersvorsorge.“
      Grundsätzlich wäre ich dafür, dass alle Bürger mit Einkommen verpflichtet werden, jährlich nachzuweisen, dass sie eine stabile Altersvorsorge am Start haben.
      Bitte nicht falsch verstehen. Das Lebensmodell von Paul ist an und für sich in Ordnung und interessant, aber es wäre interessant ihn alle zwei Jahre zu besuchen und zu schauen, wie er im Laufe der Zeit denkt.
      Immerhin ist er nicht ganz so naiv wie die Typen, die in sonnige Länder auswandern um dann festzustellen, dass sich Arbeiten anders anfühlt als die Urlaube die man bisher so in dem Land gemacht hat. Und plötzlich merkt man dann, dass diese Länder auch Bürokratie haben. Schlimmstenfalls merkt man mit dem ersten Zipperlein, dass man sich vielleicht doch besser um eine Krankenversicherung und Altersvorsorge gekümmert hätte. Aber das ist ja sooo „deutsch“ und „langweilig“
      Gruß

      M

      1. Paul sagt:

        Ok, das mit dem HartzV ist nicht ganz so herübergekommen, wie es gedacht war.
        Ich sagte, dass ich NICHT von HartzV abhängig sein möchte. Darum das Schiff, weil das Leben auf dem Wasser günstiger ist, als an Land.
        Da reicht dann das Geld das wir zur Verfügung haben, durchaus für ein angenehmes Leben, in einer schönen Umgebung.
        Ferner ist das mit der Dusche kein abwälzen auf die Allgemeinheit, weil wir dafür bezahlen, wenn wir duschen und eingespart haben wir die auch nicht, wir hatten niemals eine. Hätten wir eine Dusche, würden wir sie auch nutzen.
        Ein Leben im Alter auf dem Schiff, oder überhaupt auf einem Segelschiff, das geht sehr gut. Auch wenn einige Abläufe anders sein werden, als in einem Haus, oder einer Wohnung.
        Selbst wenn wir gepflegt werden müssen, ist das kein Problem. Weil Pflegekräfte auch auf das Schiff kommen und die Hygiene weiter hin, gegen sein wird. Denn auch ohne Dusche kann Mensch sich hervorragen pflegen.
        Es gibt hier einige Menschen die genau so leben.
        Ich behaupte mal, dass es für einen alten Menschen sogar leichter ist auf einem Schiff zu bleiben, als in einem Haus zu leben. Vor allem in einem Mietshaus. Hier wird ja wohl mal eher seltener daran gedacht, diese Wohnungen und Häuser Altersgerecht einzurichten.
        Dann ist die Isolierung eines Stahlschiff eben nicht aufwändiger als bei einem Haus, ein weit verbreiteter Irrtum. Schon gar nicht was die Menge an Isoliematerial angeht.
        Solange keine Kältebrücken vorhanden sind gibt es schlicht kein Problem. Das Schiff der Frau, von der Holger sprach, hätte ich mir gerne näher angesehen.
        Ihr habt euch vorbildlich verhalten und sorgt für die Rente vor; ich habe das halt nicht getan und nun muss ich sehen, wie ich das schaffe, zu leben ohne HartzV, da bleibt das Schiff eine Möglichkeit, die ich halt ausgewählt habe.
        Das Gespräch war ja auch sehr kurz und da bleiben immer Fragen offen. Ich hoffe ich konnte ein paar beantworten. A
        Das muss ja nicht für jeden passen. Ein Tiny House ist ja auch toll.

        1. Faiid sagt:

          Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Bei der Isolierung wäre meine Sorge gewesen, dass man auf einem Boot prinzipiell ja weniger Platz hat und man deshalb auch weniger Isolierung anbringen kann. Aber schön zu hören, dass es trotzdem funktioniert.

      2. Martino sagt:

        „Grundsätzlich wäre ich dafür, dass alle Bürger mit Einkommen verpflichtet werden, jährlich nachzuweisen, dass sie eine stabile Altersvorsorge am Start haben.“
        Zählen meine Beiträge zur Rentenkasse als stabile Altersvorsorge?

        1. Mithrandir sagt:

          „Zählen meine Beiträge zur Rentenkasse als stabile Altersvorsorge?“

          Jetzt kommen wir in die Details 😉
          Der Begriff „stabile Altersvorsorge“ muss natürlich definiert werden.
          Eigentlich gibt es so was Ähnliches.
          Ich bin Freiberufler, da gibt es natürlich immer wieder das Thema Scheinselbständigkeit.
          Vor Jahren (Ende der Neunziger) wurden wir verpflichtet Rentenversicherungen nachzuweisen, die einen Mindestauszahlungsbetrag mit frühestens 60 haben.
          Das dass letztendlich wahrscheinlich nur fürs notwendigste reicht ist klar. Aber du musst halt nicht aufs Amt um Hartz IV zu beantragen.
          In Holgis Wrintheit kommt mit Alexandra auch ab und zu die Altersvorsorge aufs Tapet. Die sagt dann immer „damit will ich mich nicht beschäftigen“. Unabhängig davon, ob sie das ernst oder ironisch meint.
          Es sind einfach zu viele Menschen zu bequem und zu faul sich darum zu kümmern. Sind die Menschen echt so doof, dass man sie einmal im Jahr zu einem Beratungstermin bei einem unabhängigen Berater zwingen muss? Der dann bei schlampiger Altersvorsorge gleich mal einen Teil vom Konto pfändet?
          Ich erinnere mich an meine Anfangszeit: Weg vom Studium  kaum Kohle  erst mal keinen Job, dann Praktikum für 1200 Mark. Das war damals OK.
          Dann die Chance als Freiberufler in die IT zu gehen. Aussicht auf 5000 – 7000 Mark im Monat.
          *Blingbling*
          Und da sagte eine meiner Auftraggeberinnen: „Wenn du jetzt selbständig bist, kümmere dich gleich um die Altersvorsorge und behalte die immer im Kopf“ „Und vergiss nicht, dass am Ende des Jahres das Finanzamt kommt und die Hälfte will, weil du noch keine Vorauszahlungen gemacht hast.“
          Es tat dann zwar trotzdem weh, als ich am Jahresende erst mal 33 Kilo an den Staat überweisen musste. Auf einen Schwung. Das war der größte Batzen Geld, den ich bis dahin auf einen Schlag überwiesen habe bzw. eingezogen wurde.
          Aber ich war vorbereitet. Manch anderer musste seinen neuen Porsche in der Garage mit Verlust verkaufen.
          Und auch für den Tipp mit der Altersvorsorge bin ich sehr dankbar. Eine Rentenversicherung gibt einem zwar oft das Gefühl einen schlechten Deal zu machen, wenn man sich manchmal die Aktienrenditen anschaut, aber es ist immer noch besser als das Geld unter dem Kopfkissen, auf das man ggf. doch mal zugreift und dann ist es weg.
          Und wichtig: Bei der Rentenversicherung darf man nur mit dem garantierten Auszahlungsbetrag kalkulieren. Alles andere ist Glücksspiel.

          Um auf die Frage zurückzukommen. „Zählen meine Beiträge zur Rentenkasse als stabile Altersvorsorge?“
          Ja, weil du immerhin was bekommst. Ob es reicht, hängt natürlich auch von deinem Umfeld ab. Aber ein bisschen EIgenverantwortung muss man den Menschen doch zumuten können.

  15. Faisal sagt:

    Hallo, gibt es eine Quelle für das Olli Schulz-Zitat? Danke.

  16. Jabba sagt:

    Moin, ich bin männlich, 52 und habe das Gefühl zunehmend von Irren umgeben zu sein. Also eigentlich von Irrinnen; 90% davon sind nämlich Frauen. Es geht um „Access Bars“. Offensichtlich mal wieder so eine Geldmachmasche, in diesem Fall aus Amerika. Oder eben doch nicht? Vieleicht könnte Die Wochendämmerung einmal etwas genaueres dazu sagen. Ach ja. Sehr schöner podcast. Ciao

    1. Katrin sagt:

      Hallo,
      wir beschäftigen uns nicht mit Hokus Pokus, sonst kommen wir zu nix anderem mehr 😉
      sorry!
      Katrin

  17. Robert sagt:

    Ich fand das Interview mit Paul hat nix in der Wochendämmerung verloren. Politisch ist derzeit wahrlich genug los, das kommentiert und eingeordnet werden sollte Dafür höre und unterstützte ich Euch gerne.

    1. Katrin sagt:

      Lieber Robert,
      in dem Interview waren sehr viele Themen drin, die auch immer wieder Themen in dieser Sendung sind: Klimawandel (aktuelles Thema, siehe Hambacher Forst), autofrei leben (siehe Diesel-Fahrverbote), Rente. Wenn es dir trotzdem nicht zusagt, kannst du es gern überspringen – du findest zur Sendung inzwischen Kapitelmarken. Die anderen Themen sind ja drin – die Sendung ist deswegen auch länger, als sonst. Dass bestimmte Darlings gekillt werden, ist jede Woche so, da kann Paul rein gar nichts dafür.
      Liebe Grüße,
      Katrin

      1. sternburg sagt:

        Ich fand das Interview interessant. Wobei die weiterführende Diskussion hier in den Kommentaren (danke Paul für die Antwort) dem nochmal einen Mehrwert gegeben hat.

  18. Flyingtoaster sagt:

    Wenn man den T-Online-Artikel von Jonas Schaible mit dem aktuellen Kommentar von Gauland in der FAZ gegenüberstellt, sieht man, dass die Realitäten der beiden von den Artikeln angesprochenen Gesellschaftsgruppen so gut wie keine Schnittmenge haben.
    Ich fühlte mich sofort an die Eloi und Morlocks aus H.G. Wells Zeitmaschine erinnert.

    Tatsächlich spielen sich doch die von Jonas Schaible beschriebenen Veränderungen im Wesentlich in gewissen oberen sozialen Milieus ab, während untere Schichten vor allem mit neuen Problemen fertig werden müssen.
    Da entsteht der Bruch, der die westlichen Gesellschaften immer weiter erfasst. Ich finde schon, dass man beobachten kann, dass die Diversität, die auf der einen Seite bei Geschlecht, Ethnizität usw. herzustellen versucht wird, auf der anderen Seite mit einer immer stärkeren Homogenisierung der sozialen Milieus einhergeht.

    Die größte Gefahr sehe ich durch unerwartete Allianzen, die teilweise jetzt schon offenbar werden. Wenn wir nicht vornehmlich etwas gegen die soziale Spaltung unternehmen, dann wird irgendwann die reaktionäre Rechte mit fundamentalistischen Muslime und Erdogan-treuen Deutsch-Türken ihre Gemeinsamkeiten entdecken. Dann ist die Demokratie wirklich in Gefahr.

    1. Katrin sagt:

      Hallo,
      ich bin grundsätzlich immer bei dir: Die soziale Spaltung muss weg – Umverteilung muss her. Aber es wurde kürzlich in einer Studie gezeigt, dass die soziale Situation eines Menschen nichts über seine Affinität zur AfD und zu den Rechten aussagt. Der einzige Nachweisbare Zusammenhang ist: Migration, Flucht, Ausländerhass, Islamophobie. Die Studie findest du in Folge #157 – ein Link dazu ist in den Shownotes.
      Und auch lasse ich das soziale Argument nicht gelten, wenn ich sehe, dass im Umfeld meiner sachsen-anhaltinischen Arbeiterfamilie die Leute anständig bleiben, obwohl sie nach dieser Erzählung fast schon verpflichtet wären, sich der AfD anzuhängen und Geflüchtete zu hassen (tun sie aber nicht), während die beiden reichsten Menschen, die ich je persönlich kennen lernte beide dem Rechtspopulismus anhängen. Ja: Das ist nur anekdotische evidenz. Aber der Kitt ist der Fremdenhass, nicht die soziale Ungleichheit – und ich bin mittlerweile der Meinung, dass wir aufhören müssen, diese Erzählung mit zu spinnen. Das ist nur ein Legitimieren von Hass im Nachhinein – wie Mely Kiyak sagte: „Die armen Ostler, die gemeine Biografie“? – es ist langsam mal gut.
      Das Eintreten für soziale Gerechtigkeit muss sich aus den Menschenrechten speisen, aus einem generellen Anerkennen der Menschenwürde und nicht als Reflex auf die Rechten.
      Insofern: Bitte nicht auf Gauland reinfallen. Ginge es irgendwem um soziale Gerechtigkeit, wäre er ja bei den Linken oder sogar bei den Grünen – da ist mehr soziale Gerechtigkeit drin, als bei der AfD, man darf sich da vom Wählermilieu nicht abschrecken lassen (ja, Grünenwähler_innen sind gebildeter und besser situiert), sondern sollte auf die Inhalte schauen (Bürger_innen-Versicherung, Familienbudget, Garantierente uvm.)

      LG
      Katrin

  19. sternburg sagt:

    [ist jetzt bitte nicht so böse gemeint, wie es klingt. Ich kritisiere nach vielen Ausgaben 1 Detail, dass mir negativ aufgefallen ist. Wie der Berliner sagt: „Wenn ich nichts sage, dann schmeckt’s“]

    Ihr beiden Lieben, ich bin entsetzt, dass Ihr die „Aussage gegen Aussage“-Lüge verbreitet. Ihr hattet dabei Eure Darstellung zumindest in meinen Ohren vom Fall Kavanaugh entkoppelt und pauschal a) deutsche und b) Strafverfahren mitgemeint. Also tue ich das auch.

    Die – leider weit verbreitete – Annahme, in (deutschen) Strafverfahren sei bei einer „Aussage gegen Aussage“-Situation nichts zu erreichen, weil mangels Beweisen der Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ gilt, ist schlichtweg falsch. Tatsächlich gilt das genaue Gegenteil:

    Das Opfer einer Straftat ist Zeuge des Geschehens und somit Beweismittel. Ihre (m/w) Aussage wird vom Gericht – im Zusammenspiel mit allen anderen Beweismitteln und der Vernehmung des Angeklagten – nach (naja) objektiven Kriterien danach bewertet, ob diese glaubwürdig ist und die Zeugin glaubhaft. Erst wenn sich danach noch vernünftige Zweifel ergeben, gilt der Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“.

    Klar, Opfer als Zeugen sind wie alle Zeugen (es ist ein Elend, ganz ehrlich) so ziemlich das schwächste aller möglichen Beweismittel. Aber Beweismittel bleibt Beweismittel.

    Ich reite deswegen so unsympathisch auf dieser kleinen Klugscheißerei herum, weil ich im Alltag immer wieder erlebe, dass sich Menschen wegen genau dieses Irrtums nicht trauen, gegenüber Übergriffen die Hilfe des staatlichen Gewaltmonopols in Anspruch zu nehmen. Was halt einfach einer falschen Grundannahme entspringt.

    Und btw: Gerade für Euch Berliner ist dies besonders blödsinnig. Unter Strafjuristen gibt es das geflügelte Wort vom „Moabiter Landrecht“. Da wird die StPO nicht immer so genau genommen und die von jahrelanger richterlicher Erfahrung gestützte Annahme „Das mag ja alles gut klingen, aber _Dir_ glaube ich das nicht“ wird gegenüber Angeklagten zur (schriftlich nur leicht anders formulierten) Urteilsbegründung gerne herangezogen.

    Ich will an dieser Stelle natürlich nicht verharmlosen, dass dies alles für ein Opfer trotzdem fürchterlich nach hinten los gehen kann. Ich glaube, ich muss das nicht näher ausführen, die Befürchtungen sind bekannt und berechtigt (sonst gerne nachfragen). Und überhaupt sollte sich jeder, der sich – egal in welcher Rolle – in den Apparat Strafjustiz begibt, immer (und zwar wirklich immer) in die Hände eines erfahrenen Fachanwalts für Strafrecht begeben.

    Aber das sind alles Details, alles Fragen des „wie“. Ständig lassen sich Menschen allein wegen der „Aussage gegen Aussage“-Lüge ohne jede professionelle Überprüfung Ihrer Situation das „ob“ aus der Hand schlagen. Das ist eine Tragödie.

    Also bitte verbreitet das nicht. Seid Ihr Opfer eines Übergriffs und sonst kein Zeuge vor Ort, dann macht Euch allein dieser Umstand nicht rechtlos. Und das Vorhaben, dies der Strafjustiz zu überantworten, zumindest nicht allein deswegen von vornherein aussichtslos.

    Und wenn ich mich hier schon ungefragt in Rage schreibe, noch kurz eine zwei themennahe Ergänzungen:

    Erstens: Habt Ihr kein Geld für einen ordentlichen Anwalt, dann geht zu einem und schildert dort Euer Anliegen und sagt direkt an, dass Ihr kein Geld habt. Es gibt nur zwei legale Möglichkeiten, wie diese Situation ausgeht: a) Euch wird aufgezeigt, wie Euch trotzdem geholfen werden kann. b) Euch wird nicht geholfen und ihr geht wieder nach Hause (eventuell müsst Ihr eine Gebühr in Höhe von 10 Euro bezahlen).

    Zweitens: Nein, wenn ein Strafverfahren für den Angeklagten in einer billigen oder sogar zunächst komplett folgenlosen Einstellung endet, dann war es nicht zwingend umsonst. Es gehört zu den beklopptesten Aspekten unseres Justizsystems, dass man als Opfer von dem, was dem daraufhin folgt, in aller Regel nichts mehr hört. Aber es ist vor deutschen Strafgerichten absoluter Alltag, dass jemand in erster Linie deswegen verknackt wird, weil er in seinem Register bereits mehrere einschlägige Einstellungen stehen hat. Der Grundsatz „wo viel Rauch ist, wird schon irgendwo ein Feuer sein“ mag nicht in der StPO stehen. Befolgt wird er trotzdem. Jeden Tag.

    Also bitte, bitte liebe Mit-Hörer, wenn Ihr jemals Opfer einer Straftat in einer „Aussage gegen Aussage“-Situation werden solltet, dann lasst Euch nicht allein von dieser Situation davon abhalten, damit die Justiz zu beschäftigen. Redet gerne vorher mit einem Fachanwalt für Strafrecht, klug ist das. Und vielleicht kommt Ihr dann auch zu dem Schluss, dass ein gerichtliches Vorgehen unklug wäre, so Fälle existieren. Aber trefft diese Entscheidung nicht alleine.

    ps: Wenn ich dann nach dieser Buchstabenwüste noch einen Bogen zum Fall Kavanaugh schlagen darf: Ich finde, als Verfassungsorgans, dessen Aufgabe es ist, über die Eignung einer Person zu Bekleidung eines anderen Verfassungsorgans zu entscheiden ist es legitim, angemessen und geboten, dem Vorwurf eines Dritten (m/w), diese Person habe eine Straftat begangen, welche ihre Eignung von vornherein ausschließt, nachzugehen. Und dazu z.B. diese Person und diesen Dritten zu verhören. Und dabei die Aussagen beider in Bezug auf ihre Glaubwürdigkeit objektiv zu gewichten.

    Den Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ anzuwenden finde ich in diesem Fall geradezu grotesk abwegig. Denn der Kandidat für die Besetzung des anderen Verfassungsorgan ist in der Bringschuld, nachzuweisen, dass er für diese Besetzung geeignet ist. Und eine Ablehnung seiner Bewerbung bedeutet (in einer von Vernunft geleiteten Welt, ich weiß) keine Aussage über seine strafrechtliche Schuld oder die Anerkennung der Aussage des
    Dritten.

    Natürlich darf dies nicht dazu führen, dass ein Kandidat plötzlich nachweisen muss, dass ein Vorwurf nicht wahr ist. Nachweis der Nichtwahrheit einer von einem anderen geäußerten Behauptung kann niemandem auferlegt werden. Der richtige Maßstab sollte in diesem Fall also lauten: Wenn das zur Entscheidung berufene Organ nach sorgfältiger Prüfung (also _u.a,_ nach vernünftiger Abwägung der Zeugenaussagen) zu dem Schluss kommt, dass erheblich berechtigte Zweifel daran bestehen, dass die Vorwürfe nicht wahr sind, dann ist er nicht geeignet.

    Ich bin zu weit weg vom Fall Kavanaugh, um diese Anforderungen am konkreten Fall zu messen. Mein persönlicher Verdacht ist, solche erheblichen Zweifel bestehen. Sicher bin ich aber: Dieser Maßstab wurde dort nicht angewandt. Und dies ist aus meiner Sicht durchaus ein Skandal.

    Ach, und natürlich hat Holgi recht, wenn er sagt: Bei einer solchen Untersuchung kann sich jeder Kandidat allein mit seinem dort an den Tag gelegten Verhalten unmöglich machen. Und das hat er.

    pps: Holgi, nachdem ich Dir über die letzten Monate in diversen Podcasts dabei zuhören durfte, wie Du Dir öffentlich Sorgen darüber gemacht hast, ob man Deine Quotation Marks auch gehört habe – darf ich die Unverschämtheit besitzen, Dir eine eine einfache Handreichung anzudienen?

    -> Immer wenn Du Dich fragst, ob wir die Quotation Marks gehört haben, dann haben wir sie gehört.

    Bitteschön, keine Ursache, stehts der Ihre.

    1. Katrin sagt:

      Ich danke für die Buchstabenwüste, ich habe etwas gelernt und es war sogar unterhaltsam!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.