Im Interview berichtet Krautreporter-Chefredakteur Rico Grimm, was er vergangenen Samstag in Chemnitz erlebte. Hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle? Weitere Themen: Vor drei Jahren ging das Bild des toten Alan Kurdi, der tot am Strand in der Türkei lag, um die Welt. Was ist von der Erschütterung geblieben und wie ist die Lage auf dem Mittelmeer – das UNHCR hat dazu einen neuen Bericht.
Außerdem: Der Jakobsmuschelkrieg, Homosexualität in Indien und #aufstehen.
Kapitelmarken
0:00.013 Intro und Begrüßung
0:23.598 Der Iran fliegt kein Geld und Autozölle
1:35.664 Der Deutschlandtrend: Ost vs. West
17:50.347 Von politischer Bildung zu Chemnitz
23:00.263 Bericht aus Chemnitz; Interview mit Rico Grimm
39:17.481 Wir sind bei der nächsten WM dabei!
41:50.990 Holger erzählt vom Jacobsmuschelkrieg
44:30.846 3 Jahre nachdem das Bild von Alan Kurdi um die Welt ging
56:47.125 Holger sagt seine Meinung: zu #aufstehen
59:10.710 Eine gute Nachricht zum Schluss: aus Indien
Links und Hintergründe
- Handelsblatt: Iran verzichtet wohl auf umstrittenen Bargeldtransport von 300 Millionen Euro
- tagesschau: ARD-DeutschlandTrend: Mehrheit für Beobachtung der AfD
- pwc: Studie: Vertrauen in die Medien
- tagesspiegel: Anti-Rassismus-Konzert in Chemnitz: „Nehmt die Power mit – und vergesst nicht, wir sind viele“
- Krautreporter: Rico Grimm
- Sportschau: Frauen-Fußballnationalmannschaft: DFB-Frauen lösen WM-Ticket
- tagesschau: Entspannung im Jakobsmuschel-Streit
- Wikipedia: Alan Kurdi (gestorben am 2. September 2015)
- UNHCR: Drei Jahre nach dem Tod von Alan Kurdi: Mittelmeerüberquerungen tödlicher denn je
- Video von Raphael Thelen auf twitter: rechter Demonstrant schlägt Polizist
- ZEIT: Menschenrechte: Für ein Recht der Gastfreundschaft
- tagesschau: Sammlungsbewegung „Aufstehen“ gestartet
- DLF: Indien: Oberstes Gericht dekriminalisiert Homosexualität
- CNN: India the most dangerous country to be a woman, US ranks 10th in survey
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Zu Palmer: Er hatte es tatsächlich schonmal in den Landespolitik geschafft, er war nämlich von 2001-2007 Landtagsabgeordneter. Auch sonst finde ich prinzipiell die Erfahrungen und Einschätzungen von Bürgermeistern interessant, weil sie näher an der Basis sind als z.B. Bundesminister. In den Städten wird schlieslich das jeden Tag umgesetzt und gelebt was in Berlin entschieden wird. Insofern finde ich es prinzipiell schon gut, dass sich Bürgermeister zu solchen Themen äußern.
Das ändert natürlich nichts daran, dass einzelne Äußerungen von Palmer völlig Banane bis ganz klar rassistisch sind. Und es ändert auch nichts daran, dass seine Meinung nicht wichtiger/interessanter als die von irgendeinem anderen Bürgermeister ist.
Aber letzteres, nämlich die Einordnung und Bewertung müsste doch eine klassische Aufgabe des Journalismus sein. Da kann man also Palmer wenig Vorwurf machen. Er macht das was jeder Politiker tun würde: Er nutzt die Platform, die andere ihm geben.
Randnotiz: Da ich persönlich aus dem „linksgrün-versifften“ Tübingen komme und meine Heimatstadt liebe, aber auch ihre Macken kenne, ist Palmer für mich der Batman-Bürgermeister. Nicht der Bürgermeister, den Tübingen bräuchte, aber der den Tübingen verdient hat: Einen grünen Nazi. Das passt sooooo auf Tübingen. So. Was. Von! Aber auch mir wäre es lieber, wenn das ganze eine Lokalposse bliebe…
Bei 56:47 grätscht Holger irgendwie mitten in einen Gedanken von Kathrin rein. Zumindest klingt das so oder ist das nur komisch geschnitten?
Zumindest konnte ich dem minutenlangen Monolog nur so halb folgen, weil ich eigentlich wissen wollte, wie der Gedanke von Kathrin weiter ging…
zu Robert Habeck und dass ihn keiner kennt:
Ich schaue wirklich mehrfach täglich auf die Tagesschau-Startseite. Ich habe diesen Namen (gefühlt) noch nicht gehört/gelesen. Jetzt, wo ich ihn gegoogelt habe, kommt mir sein Gesicht etwas bekannt vor.
Ich musste die Stelle nochmal hören, um seinen Namen überhaupt wieder zusammen zu kriegen.
Zum Deutschlandtrend, konkret zur Einschätzung, ob der Rechtsstaat in Deutschland alles in allem funktioniert. Vorweg, ich hätte auf die Frage „vertrauen Sie den Gerichten“ völlig überzeugt mit „ja sehr gut“ geantwortet, und auf die Fragen „funktioniert der Rechtsstaat“ mit „gut, aber nicht sehr gut“.
Ich glaube, Holger verwechselt da Rechtsstaat und Judikative. (oder ich fantasiere gerade einen Unterschied zwischen zwei Synonymen herbei). Rechtsstaat ist für mich Judikative plus Durchsetzung. Es ist schön, dass bei Heiligendamm im Nachhinein offiziell festgestellt wurde, was illegal war. Ein sehr gut funktionierender Rechtsstaat müsste mir aber die Aussicht geben, dass es das nächste Mal nicht zu denselben illegalen Aktionen kommt (zumindest von Staatsseite).
Ein Beispiel zum Veranschaulichen: Nehmen wir das fiktive Land Banania, das ist von der Verfassungsordnung und den Institutionen her wie Deutschland aufgebaut. Die Gerichte funktionieren super tipptopp. Das Staatsoberhaupt von Banania hat die Macht, beliebigen Straftätern Amnestie zu gewähren. Nun ist aber bekannt, dass das Staatsoberhaupt bekennender Nazi ist und rechte Mörder prinzipiell nicht ins Gefängnis müssen. Als Folge werden rechte Mörder dreister und die Mordrate an Ausländern nimmt drastisch zu. Sie werden wiederholt und wiederholt verurteilt, kommen aber immer wieder frei. Würdest du sagen, dass Banania ein sehr gut funktionierender Rechtsstaat ist?
In Deutschland gab es ja zuletzt diverse Fälle, wo Gerichtsurteile keinen Effekt hatten – abseits von Heiligendamm. Die Exekutive missachtet gelegentlich Gerichtsurteile. Parkräumung im Vorfeld des G20-Gipfels, Stadthalle Wetzlar für eine AfD-Veranstaltung, Abschiebung von Sami A., Luftqualität in Großstädten. Alle Beteiligten wissen, dass der Fall gerichtlich entschieden ist und dass Gerichte unsere höchste Instanz für Einzelfallentscheidungen sind, handeln aber anders und es gibt keine Konsequenzen. Nein, dafür kriegt Deutschland von mir kein „sehr gut“.
Rechtsstaat und Judikative sind keine Synonyme. Rechtsstaat ist ein Prinzip, nämlich dass *alle* Staatsgewalt an Recht gebunden ist, also an festgeschriebene Regeln. Die Judikative ist der Teil der Staatsgewalt, die tätig wird wenn sich jemand nicht an die Regeln hält um deren Geltung zu bekräftigen, wobei dies gleichermaßen für Zuwiderhandlungen durch Bürger/innen als auch durch Staatsorgane gilt. Idealerweise sollte Rechtsstaatlichkeit auch nicht „durchgesetzt“ werden müssen; wenn das erforderlich ist ist etwas schiefgelaufen.
„Rechtsstaatlichkeit bedeutet, daß die Ausübung staatlicher Macht nur auf der Grundlage der Verfassung und von formell und materiell verfassungsmäßig erlassenen Gesetzen mit dem Ziel der Gewährleistung von Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit und Rechtssicherheit zulässig ist.“ (Prof. Klaus Stern)
In Deinem Banania ist das Staatsoberhaupt auch an Menschenwürde, Grundrechte und allgemeine Rechtsprinzipien gebunden („Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. […] Die vollziehende Gewalt [ist] an Gesetz und Recht gebunden“), innerhalb derer es seine Amnestiegewalt ausübt. Es kann bei Mißbrauch dieser Gewalt angeklagt und vom obersten Gericht aus dem Amt entfernt werden. Wenn das passiert, ist das ein Nachweis dafür dass der Rechtsstaat Banania funktioniert.
Hey,
meine Gedanken zum Recht zur Gastfreundschaft. Die Lösung der Probleme der Welt kann nicht sein, dass alle Leute ihre Heimat verlassen müssen. Afrika als Kontinent wird bis 2050 vermutlich fast 2 MRD Menschen beheimaten. Nirgendwo klafft die Bevölkerungsentwicklung und die der Wirtschaft so weit auseinander. Die Lösung kann nur sein, sich endlich solidarisch zu zeigen und aufzuhören, irgendwelche Diktatoren zu unterstützen, Rohstoffe auszubeuten und Lebensgrundlagen vor Ort zu zerstören. Stichwort Überfischung, Überflutung afrikanischer Märkte mit Schlachtabfällen und so weiter. Eine Ächtung solcher Praktiken wäre eine aufrichtige Bekämpfung der Fluchtursachen von denen so gern gesprochen wird. Es braucht eine Reform der Entwicklungshilfe, die wirklich für nachhaltige Entwicklung sorgt und nicht pures Elend verwaltet.
ja, da hast du Recht.
aber es werden sich nicht alle Fluchtursachen beseitigen lassen und es werden vermutlich auf lange sicht auch nicht weniger, Stichwort Klimaflüchtlinge.
Es bleibt also unsere Herausforderung, uns dieser Verantwortung irgendwie zu stellen. Oder nicht.
Hey Katrin,
da hast du wiederum recht. Die Frage ist nur: Was will man eigentlich? Betrachtet man sich unser Wirtschaftssystem und die Grundlage des Wohlstands hier, basierend auf unendlichem Wachstum bei begrenzten Ressourcen, sollte man sich fragen was das Ziel ist. Unsere Lebensweise auf Pump, der Raubbau am Planeten, ist ja kein Status, den man auf Dauer halten kann, egal wie viele Menschen ihn nun leben und wo. Sollte da also kein grundsätzliches Umdenken stattfinden und kein postkapitalistischer Denkansatz für einen gerechten, globalen, nachhaltigen Umgang mit der Welt heranreifen (ich glaube nicht daran) ist Migration wohl eines der kleinsten Probleme die kommende Generationen zu bewältigen haben. Insofern, bei all dem Leid, finde ich das herumdoktorn an Sympthomen nicht zielführend. Letztlich sitzen wir nämlich alle im selben Raumschiff und das heißt Erde und wenn das kaputt ist, spielt es gar keine Rolle mehr wer wo lebt. Man macht es sich hier in seiner bequemen Mittelstandsblase eben oft recht einfach und blendet diese Dinge aus. Man hat ja schon was gutes getan, wenn man hier und da spendet und diesen oder jenen Standpunkt vertritt. Das reicht aber leider nicht.
Etwas ratlose Grüße
Peter
Eure Position zu wenig Vertrauen in den Rechtsstaat so vehement zu bringen halte ich für etwas abgehoben.
Wenn man bedenkt wie folgenlos viele Wirtschaftsskandale (Abgase, Cum-Ex usw.) abgelaufen sind, ohne nennenswerte Strafen. Vor allem noch wie viele Fälle sich vor Gerichten, vor allem vor Sozialgerichten sammeln.
Wie überarbeitet unser Justizsystem ist, oder auch sehr viele andere Behörden. Da das Vertrauen zu verlieren empfinde ich als nicht so abwegig, gerade wenn man selbst betroffen ist, oder wen kennt.
Eigentlich vertraue ich hier auf vieles, jedes Mal wenn ich mit einer öffentlichen Behörde (vor allem Finanzamt) zu tun habe beginne ich stark zu zweifeln. Als Student mit Kleingewerbe stets weit unter 10000 Gewinn, musste ich bisher jeder Steuererklärung mindestens 3 mal hinterhertelefonieren, erst mehr zahlen blablabla.
Ich hätte auch geantwortet „Im Prinzip ja, aber…“, denn genau an den beiden Beispielen und die Nicht-Ahndung hier in Deutschland zeigt doch, wie es nicht funktioniert. Und dann kommt es sofort zum Stammtisch „Die da oben machen doch eh was sie wollen“. Warum müssen die VW-Vorstände die USA-Justiz mehr fürchten als den Staat, in dem sie eigentlich leben?
Welche Staatsform hat Deutschland eigentlich? Demokratie nur im Namen nach, ich würde eher aktuell von Plutokratie ausgehen.
Hallo Holger,
du nennst Telepolis eine nicht seriöse Quelle. Ich nehme an, du meinst das Online-Magazin aus dem Heise-Verlag? Mich würde interessieren, wie du zu dieser Einschätzung kommst. Ich hatte bisher einen eher positiven Eindruck von Telepolis und würde sie auf keinen Fall in einer Reihe mit Focus Online nennen.
Viele Grüße
Alex
Hi, ich antworte mal aus meiner Sicht.
Ich empfinde Telepolis auch nicht als seriöse Quelle für Informationen, da die Qualität der Artikel sehr unterschiedlich ist. Manche sind mit Quellen versehen und haben eher Nachrichtencharakter, andere sind eher reißerisch und emotional. Hin und wieder erlauben sie sich auch Totalausfälle, gerne im Bereich Wissenschaft (sieh z.B. hier: http://scienceblogs.de/?s=Telepolis ).
Die Artikel sind alle personalisiert (mit Autor versehen), das macht es schwierig zwischen Bericht und Kommentar zu unterscheiden. Dazu kommt, dass viele der Autoren im Bereich Politik aus einer sehr linken Brille schreiben, was ich persönlich nicht schlecht finde. Gerne schreiben sie auch über sogenannte „Verschwörungstheorien“ was sie angreifbar macht, besonders wenn es um 9/11 geht, dass man heute immer noch nicht hinterfragen kann ohne sofort als unseriös zu gelten.
Nicht seriös bedeutet ja nicht, dass es grundsätzlich schlecht ist was da geschrieben wird. Aber man muss halt bei vielen Artikeln weiter recherchieren um rauszufinden was daran Bericht und was daran Meinung ist. Das finde ich aber nicht schlimm, denn ich denke man darf sich eh nicht auf eine Zeitung oder ein Medium verlassen. Das sieht man heute immer wieder deutlich – darum mag ich politische Podcasts so gerne, dort werden tagesaktuelle Themen von den Podcastmachern (die sich in der Regel mehr mit den Themen beschäftigen als ich) unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und dargestellt. Das hilft bei der Einsortierung.
Ich lese telepolis dennoch gerne und lasse mich anregen weiter zu schauen. Und es gibt immer wieder interessante Artikel zu Themen, die in anderen Medien zum Teil garnicht erwähnt werden.
Ich möchte hier einmal kurz ein wenig Frust in Kommentarform ablassen und hoffe, dass es mir nicht als böses gepöbele ausgelegt wird. Aber es ist mir in den letzten Folgen der Wochendämmerung und WRINT-Formaten immer wieder aufgefallen – die aktuelle Folge habe ich noch nicht komplett gehört.
Holger kommt immer wieder auf die Argumentation zurück, dass es „uns“ in Deutschland doch so gut geht wie nie zuvor, die Wirtschaft boomt, es sind so wenig Menschen arbeitslos wie lange nicht mehr, was regen diese Menschen sich auf? Ich nehme auch wahr, dass er das an unterschiedlichen Punkten immer wieder relativiert, aber diese reflexhafte Wiederholung dieser Zahlen und Statistiken macht mich wirklich frustriert. Um das einmal einzuordnen:
Ich bin studierter Sozialarbeiter, der zu der Gruppe von Menschen gehört die nicht den sofortigen Übertritt geschafft haben und jetzt seit vielen Jahren versuchen in dem Bereich einen Job zu finden. Ich habe mich zur Spezialisierung für einen Masterstudiengang eingeschrieben, was in jedem Bewerbungsgespräch nur zu massiver Skepsis führt weil die potenziellen Arbeitgeber Angst haben mir am Ende auch ein entsprechendes Gehalt zahlen zu müssen. Und so halte ich mich seit Jahren mit einem Job bei Subway über Wasser, Stundenlohn um die 9,30. Inklusive aller Versuche, einem Überstunden und so weiter zu verwehren.
Was mich also frustriert: Ja, die Statistiken weisen alle darauf hinaus, dass es immer besser wird – Weil die Parameter entsprechend gewählt werden. Die Beschäftigung steigt. Der liebste Begriff dabei sind die „sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse“ – das ist jeder Job der mindestens 451€ im Monat einbringt. Bis 450€ zahlt man keine Beiträge in die Kranken-, Renten- oder sonstige Versicherungen. Gleichzeitig zeigt am Ende jede Erhebung, dass jeder Anstieg in der Anzahl Beschäftigter durch den Anteil an Teilzeitbeschäftigten aufgefressen wird – die Deutschen arbeiten nicht mehr Stunden, sondern die Stunden werden durch mehr Personen geteilt. In einem Monat in dem ich viele Sonntage und Nachtschichten arbeite, komme ich mit 90 Stunden im Monat auf 800 Euro Lohn.
Entsprechend fände ich es wirklich gut wenn zumindest dieses lapidare „uns geht es so gut wie nie zuvor“ aus dem Duktus verschwinden würde, weil es eben nicht so ist. Meinem Chef geht es gut. Und dem Konzern, dem er Lizenzgebühren überweist, geht es noch viel viel besser. Aber einem Großteil der Bevölkerung geht es eben nicht so gut, all die Subunternehmer, Zeitarbeitsfirmen und so einmal ausgenommen. Bitte bitte zeig da ein wenig mehr Empathie mit all den Menschen, die aus den Statistiken bewusst herausgerechnet werden.
Zum Thema Indien hat mich das
https://www.br.de/mediathek/podcast/eins-zu-eins-der-talk/tara-stella-deetjen-entwicklungshelferin/1149224
kürzlich extrem beeindruckt.
Danke, sehr interessantes Gespräch!
Zu Etienne Balibars Beitrag in der ZEIT vom 6.9.18 und eurer Reflexion: Hannah Arendt, hier Kommentar aus EuUtH
Wichtig „für totalitäre Herrschaft war, praktisch,
am Modell einer unerhörten Not für unschuldige Menschen, darzulegen, dass solche Dinge wie unveräußerbare Menschenrechte bloßes Geschwätz und dass die Proteste der Demokratien nur Heuchelei seien.“ Hannah Arendt 1951 in Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft, 426 und weiter 461: „Mit anderen Worten, das Recht auf Leben wird erst in Frage gestellt, wenn die absolute Rechtlosigkeit – und das heißt, dass niemand sich bereit findet, Rechte für diese bestimmte Kategorie von Menschen zu garantieren – eine vollendete Tatsache ist.“ Und auf 470: Es ist, als ob eine globale, durchgängig verwebte [sic] zivilisatorische Welt Barbaren aus sich selbst heraus produzierte, indem sie in einem inneren Zersetzungsprozess ungezählte Millionen von Menschen in Lebensumstände stößt, die essentiell die gleichen sind wie die wilder Volksstämme oder außerhalb aller Zivilisation lebender Barbaren“.
Guten Tag, Ihr Beiden! Sehr interessanter und unterhaltsamer Podcast. Danke dafür!
Aber nun zur Sache:
1. Das geringe Vertrauen der Ostdeutschen in „die Medien“. Wie Katrin schon richtig bemerkte, kommt es auch darauf an, was die meisten unter diesem Begriff verstehen. Die „BILD“ oder die „Tagesthemen“.
Für uns Ostdeutsche kommt dann wohl auch noch hinzu, dass fast immer, wenn in den großen deutschen Medien von unserem Leben und dem Leben unserer Eltern berichtet wird, den Zuschauern das ganze immer wie in einer Auslandsreportage erklärt wird: So war das bei denen, so ist das bei denen. Man berichtet stets für die westdeutschen Konsumenten.
Und um es seinen Lesern, Hörern, Zuschauern bei der geographischen Einordnung von Nachrichten aus dem Osten leicht zu machen, liegt jede Stadt in Brandenburg und darüber hinaus eben nur irgendwo bei Berlin. Bei Meldungen über jede Kleinstadt im Westen wird entweder vorausgesetzt, dass sie jeder kennt und weiß, wo sie sich befindet. Oder es wird das jeweilige Bundesland benannt. Es wird aber nie gemeldet: „Im westdeutschen Tübingen südlich von Stuttgart“.
Ich glaube, das Vertrauen in die eigenen regionalen Medien ist diesbezüglich höher.
PS: Ich als Ossi in Brandenburg (http://www.taz.de/Buergermeisterwahl-in-Frankfurt/Oder/!5489864/) möchte genauso wenig mit der rechtspopulistischen Politik in Sachsen gleichgesetzt werden, wie der Wessi in NRW mit der in Bayern!
PS2: Ich persönlich habe übrigens Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien. Auch wegen Leuten wie Holgi.
2. Zur Frage nach der politischen Bildung.
Wenn ich in den Kommentarspalten von Online-Massenmedien lese, dass man wegen der „GEZ“ bei der Bundestagswahl AfD wählen soll, merke ich immer wieder, dass viele Menschen überhaupt nicht wissen, wie unser Staat aufgebaut ist. Es ist Schade, dass der Begriff Staatsbürgerkunde so verbrannt ist, er trifft es eigentlich genau, was den Bürgern in Deutschland gut täte.
3. Zur Rentenversicherung:
Vor der deutschen Vereinigung haben Söhne und Enkel ihre Mütter und Omas in beiden deutschen Staaten mit ihren Lohnabgaben finanziert. Seit der Einheit zahle ich für die Oma aus dem Westen die Rente und der West-Arbeiter für die Oma im Osten. Das Ganze nennt sich Umlagefinanzierung.
Liebe Katrin,
Lieber Holger!
Einen kleinen Denkanstoß in Sachen „Vertrauen in Rechtsstaat und Medien“ möchte ich gerne nachreichen.
Ich finde es durchaus nachvollziehbar, dass Menschen, die fast 60 Jahre in totalitären Regimen gelebt haben nicht sonderlich viel Vertrauen in diese Institutionen haben.
Was die seriöse Presse und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk angeht empfehle ich zwei sehr interessante Bücher, die gut erklären, was das Problem mit Medien ist:
1) „Mainstream: Warum wir den Medien nicht mehr trauen“ von Uwe Krüger (ein Ostdeutscher 😉
2) „Lückenpresse: Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten“ von Ulrich Teusch
Liebe Grüße und Danke für Euren Podcast!
Vielen Dank erstmal für eure wöchentliche Mühe!
Manches finde ich toll, manches nicht, so ist das. Insgesamt freue ich mich immer wieder über andere Ansichten und Argumentation, weshalb ich euch gerne zuhöre.
Auf eins möchte ich doch noch genauer eingehen: Die armen Flüchtenden, die armen Asylsuchenden, die armen Kinder, die armen Griechen usw. Und dann, ganz selten, fast zwischen den Zeilen angedeutet der Tierkonsum, nur dieses Mal ganz klar, nämlich Jakobsmuscheln sind ja eigentlich ganz lecker…
1. Ich finde es erstaunlich, wie abrupt, wie plötzlich da jedes Gefühl endet.
2. Erfreulich, dass ihr nun endlich anfangt oder zumindest wird es jetzt hörbar, auch auf euren Fußabdruck zu schauen und darüber sprecht, dass auch ihr etwas tun könnt UND müsst und kein Anrecht auf Fliegen habt Kraft eurer Journalistensuppe. Erstaunlich aber, dass das Thema Klima/Umweltschutz tatsächlich wieder bei den Tieren bzw. der Ernährung aufhört. Da wabert ihr schon eine Weile um den heißen Porridge rum 😉
Also, ich finde nicht, dass da bei mir plötzlich jedes Umweltgefühl endet. Woran machst Du das fest?
Gefühl, nicht nur _Umwelt_gefühl.
Bei Tieren heißt es nicht mehr, „das arme Wesen“, sondern „lecker“. Außerdem thematisiert ihr in euren jüngsten Äußerungen über euer Verhalten (Fliegen usw.) die Ernährung im Zusammenhang mit der Umwelt eher gar nicht.
Die Nummer mit den Jakobsmuscheln hab ich jetzt aufgegriffen, weil es mir da wieder aufgefallen ist und da ihr gerade so schön euer eigenes Verhalten thematisiert, wollte ich endlich einen Kommentar dazu hinterlassen.
Dass Tieren lecker und nicht „arm“ sind, war wie gesagt sehr selten und eher subtil schon einige Male vorher wahrnehmbar, aber frag mich bitte nach so vielen Folgen nicht, wann wer was dazu gesagt hat.
Ich würde mir einfach wünschen, dass eure Auseinandersetzungen zum Thema Umweltschutz, resp. eigenes Verhalten nicht bei der Ernährung aufhören, dass euer (Mit-) Gefühl nicht bei den Tieren aufhört UND wo ich schon beim wünschen bin, dass ihr darüber sprecht.
Und danke noch an alle Mithörer und -kommentierer: Es ist interessant, hier die Themen weiterzuverfolgen und schön, wie dabei das Niveau gehalten wird. In anderen Journalistenspalten wird einem ja eher schlecht.