Die Wochendämmerung

Politik, Gesellschaft, Quatsch. Der Podcast mit Katrin Rönicke & Holger Klein

#135. Seehofer, Duterte, Trump, die Pisspolen, Putin und das generische Maskulinum

| 42 Kommentare

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42 thoughts on “#135. Seehofer, Duterte, Trump, die Pisspolen, Putin und das generische Maskulinum

  1. Titus von Unhold sagt:

    Unterhalten sich zwei Schwule: „Die denken jetzt bestimmt wieder wir seien Männer!“

  2. manka sagt:

    Zum Seehofer: Nein lieber Heimatmuseums-Minister. Jeder Mensch der hier in Deutschland lebt, gehört zu Deutschland. Welche Religion er für sich als die „Beste“ ansieht, ist ihm gemäß unserer Verfassung freigestellt und garantiert. Der Islam gehört also genauso wenig zu Deutschland wie das Christentum oder sonst eine verschwurbelte Geisteshaltung. Die religiöse Orientierung gehört zum Menschen, nicht zum Staat. Wann lernen das diese Underperformer endlich!?

    1. Katrin sagt:

      was in meinem Kopf die Frage aufwirft, warum wir dann eine Kirchensteuer haben? *grübel*

      1. manka sagt:

        Ja, diese Frage sollte öfter öffentlich gestellt werden um zu zeigen, an welcher Stelle unser Land noch nicht ganz säkularisiert ist. Und wenn man es beibehalten will, dass der Staat den Geldeintreiber für eine Glaubensgemeinschaft macht, sollte dieser Service konsequenterweise allen Glaubensgemeinschaften angeboten werden.

        1. Eule sagt:

          Der Service wird allen Glaubensgemeinschaften angeboten, jedenfalls soweit es sich bei ihnen um Körperschaften des öffentlichen Rechts handelt.

          Gegenwärtig machen sechs Glaubensgemeinschaften davon Gebrauch. Vier weitere erheben ebenfalls Steuern, ziehen sie aber selbst ein. Und 18 weitere Gemeinschaften (neben christlichen Gruppen auch Humanisten, Aleviten, Muslime, Mormonen und Zeugen Jehovas) könnten Steuern erheben, verzichten aber darauf.

          1. manka sagt:

            Sehr interessant liebe Eule! Ich dachte bisher immer, dass nur Katholiken und Evangelen dieses Privileg genießen. Dann haben wir ja bereits Gleichberechtigung der Körperschaften öffentlichen Rechts.
            Weißt du zufällig auch warum unser Staat diesen Service anbietet?

          2. mithrandir sagt:

            Man sollte erwähnen, dass diese Glaubensgemeinschaft für diesen Service auch Gebühren an den Staat entrichten. Es ist kein Privileg sondern eine bezahlte Dienstleistung.
            –> Verwaltungskostenbeitrag (zum googeln)

          3. mithrandir sagt:

            Man sollte auch erwähnen, dass der Staat für diese Dienstleistung (kein Privileg) den Verwaltungskostenbeitrag erhebt und das Ganze nicht umsonst macht.

          4. Eule sagt:

            @ manka:
            Was meinst Du genau, die Einziehung der Kirchensteuern durch die Finanzämter? Das ist wie mithrandir schon schrieb eine reine Dienstleistung, an der der Staat verdient (er behält einen Teil ein, der die anfallenden Verwaltungskosten übersteigt).

            Oder die Möglichkeit der Steuererhebung überhaupt? Das ist eine (Spät-)Folge der Enteignungen durch die Säkularisation („Verweltlichtung“) von Kirchenbesitz am Ende des Heiligen Römischen Reiches 1803 sowie der zunehmenden Trennung von Kirche und Staat nach 1848. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts haben zahlreiche deutsche Staaten den Kirchen nach und nach dieses Recht zugestanden; als letztes Preußen und Bayern am Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit der Weimarer Republik hat die allgemeine Kirchensteuermöglichkeit für alle Körperschaften des öffentlichen Rechts dann schließlich Verfassungsrang erhalten, und die entsprechenden Artikel der Reichsverfassung sind durch Artikel 140 des Grundgesetzes unverändert in die aktuelle deutschen Verfassung übernommen worden.

            Zweck der Kirchensteuer ist übrigens, die Trennung von Staat und Kirche gerade zu befördern, indem den Religionsgemeinschaften so eine selbstverantwortete Finanzierung garantiert wird.

          5. manka sagt:

            Dank an die Eule und Gandalf für die erhellenden Erklärungen.

            Wobei ich denke, dass das Ziel durch die Kirchensteuer die Trennung von Staat und Kirche zu befördern nicht wirklich funktioniert. Nur aus diesem Grund gibt es ein Feld auf diversen Formularen bei Arbeitgebern, wo die Konfession an sich überhaupt nichts zu suchen hat, für das steuerliche Prozedere jedoch notwendig ist.

            Diverse Freikirchen (z.B. Methodisten) machen es vor, wie eine Finanzierung auch ohne das Finanzamt ganz klappt. Zumal das Geld was diese „eintreiben“ tatsächlich von Herzen kommt und nicht nur deshalb fliesst, weil jemand z.B. zu faul ist aus der Kirche auszutreten.

  3. kraeuterzucker sagt:

    Lieber Holger, natürlich gibt es reale Verschwörungstheorien und Verschwörungen.
    Verschwörungen, die dem offiziellen Narrativ entsprechen wie: 19 Terroristen haben sich geheim zusammengeschlossen und gemeinsam einen Terroranschlag zu planen und haben diesen am 11.09.2001 auch durchgeführt.

    Verschwörungen, die dem offiziellen Narrativ widersprechen: Die USA plante eine Invasion des Iraks und benutzte als Vorwand angebliche Beweise von Massenvernichtungswaffen, wobei sie wussten, dass sie sie nicht finden würden. Diese Version hat die USA nie offiziell zugegeben, auch wenn die Beteiligten (Powell…) es mittlerweile öffentlich eingestanden haben.

    Historische Verschwörungstheorien, die sich als wahr heraus gestellt haben:
    Die Existenz der Mafia in den USA.
    Das Wissen des „normalen“ Deutschen vom Holocaust.
    Die Inkubatoren zum 1. Golfkrieg.
    Iran-Contra-Affäre.
    usw.

    Daraus lässt sich natürlich nicht schließen, dass irgendwelche Verschwörungen auch wahr sind, man ohne Grundlage hinter ALLEM eine Verschwörung konstruieren kann, vor allem hinterher.

    1. Holger Klein sagt:

      Was Du aufzählst, sind Verschwörungen, die irgendwann öffentlich gewörden sind. Zu diesen Verschwörungen gab es vorher aber keine entsprechenden Theorien nach dem Schema „Menschengruppe X agiert im Geheimen zur Durchsetzung eines Plans Y wider die Interessen der Mehrheit“.

      1. Boogie sagt:

        Ahem, Massenüberwachung? Vor Snowden war das eine Aluhut-Geschichte. Die Existenz der NSA selbst war mal eine Verschwörungstheorie.

        Und gilt es nicht als ziemlich sicher, das JFK nicht allein von Oswald ermordet wurde? Das sind nur die ersten Dinge die mir einfallen, aber ich bin mir relativ sicher das es da noch mehr Beispiele gibt.

        1. mithrandir sagt:

          Ersteres (Snowden) stimme ich zu. Wäre auch meine Antwort gewesen.
          Zweiteres (JFK/Oswald) Nein. Leider haben viele Menschen noch nicht kapiert, das u. a. Oliver Stones Film keine Dokumentation war.

      2. Wilhelm Treffer sagt:

        Hallo Holger,

        zu argumentieren, dass es noch nie eine Verschwörungstheorie bewiesen wurde und deshalb eine Verschwörungstheorie falsch sein muss, ist nicht korrekt argumentiert. Erinnere Dich bitte, dass Du sagtest, dass das eine Verschwörungstheorie sei und es noch nie eine gab die bewiesen wurde. Das erzeugte den Eindruck beim Hörer, dass es deshalb ja falsch sein muss! Und diese Schlussfolgerung an sich ist natürlich nicht korrekt. Selbst wenn es war wäre dass noch nie eine Verschwörungstheorie bewiesen wurde, ist dies ein Umkehrschluß der so nicht gezogen werden darf. Ansonsten machen auch Spülmaschinen dumm. Da gibt es nämlich auch eine netten Pseudoschlussfolgerung. 🙂 Recherchiere das mal. Wenn Du nicht fündig wirst, kram ich auf meinem Rechner. Ich habe mir das mal gespeichert…

        Davon abgesehen wurden die Menschen die sich über ausufernde Überwachung beschwerten lange auch als Verschwörungstheoretiker abgetan.
        Da dagegen stehen aber heutzutage die Erkenntnisse über Echolon, Prism und den Snowden-Dokumenten.

        Nichtsdestotrotz bin ich bei dem eigentlich angesprochenem Thema nicht wirklich sicher wer oder was da dahinter steckt. Viele Indizien zeigen in die eine Richtung. Andere sprechen aber dagegen. Auf jeden Fall sehr mysteriös.

        Viele Grüße
        Willy

        1. Holger Klein sagt:

          Wenigstens einer hat’s gemerkt 😉 Andersherum argumentiere ich gerne mit der Unfehlbarkeit des Papstes. Worauf ich mit diesem Pseudoargument hinauswill ist, dass Verschwörungstheoretiker gerne so tun, als gäbe es VTen, die sich bewahrheitet hätten (weshalb ausgerechnet ihre VT auch wahr sein muss) – dabei stimmt nichtmal die Prämisse. Ich brauche den Papst also gar nicht erst auszupacken. Außer, ich brauche noch ein Argument.

          „Geheimdienste überwachen, was sie überwachen können und nutzen dafür jede technische Möglichkeit“ halte ich allerdings nicht für eine Verschwörungstheorie (dass das passiert, ist eine historische Binsenweisheit). Der Vorwurf „Verschwörungstheorie“ scheint mir eher darauf zurückzugehen, dass der größte Teil der Menschen technisch hinterher hinkt, sich also gar nicht vorstellen kann, was technisch möglich ist. Wenn Du es ihnen dann erklärst, verschwindet der Vorwurf sehr schnell – und weicht einer irgendwie fahrigen Abwehrhaltung (konnte ich jahrelang in der Redaktion beobachen), weil man ja sein Verhalten nicht wirklich ändern mag.

  4. Dirk sagt:

    Bzgl. der Auslieferung bzw. nicht Auslieferung von Irland an Polen: Darüber konnte man auch in der deutschen Presse lesen, zumindest in der taz vom 15.03.2018 gab es einen Artikel darüber.

  5. Dirk sagt:

    Ich muss zugeben, ich verstehe Katrins Bemerkung zur Wahl von Trump nicht. Bist du der Meinung, dass die Wahl nicht rechtmäßig war? Dass also eine Fälschung stattgefunden hat, also etwa falsche Stimmzettel oder so etwas in der Art?

    Ich selbst habe schon ein Problem mit der „russischen Einmischung“. Ich habe den Verdacht, dass hier ein Problem viel größer dargestellt wird als es ist. Schon das Menschenbild dahinter ist doch schon problematisch. Nach dem Motto, „der Amerikaner“ ist so dumm und ohne eigenen Willen, dass er sich von einer Online-Kampagne so sehr beeinflussen lässt. Und was müssen „die Russen“ für PR-Genies sein.

    Ich habe eher den Verdacht, (1) Trump wäre auch ohne diese Einmischung gewählt worden und wir das einfach nicht wahrhaben wollen. Und (2) die Demokraten dies gern aufnehmen und forcieren, um von ihren eigenen Fehlern im Wshlksmpf abzulenken. Angefangen bei der Art wie Clinton nominiert wurde bis hin zur verfehlten Wahlkampfstrategie, die die weite Ablehnung Clinton’s vor allem unter den Wechselwählern ignorierte. Da ist es einfacher, wenn „Der Russe“ daran Schuld hat.

    1. Katrin sagt:

      Hallo,
      die Wahl selbst war rechtmäßig, etwas anderes habe ich nicht behauptet. Wir reden doch hier auch nicht von der Wahl sondern vom Wahlkampf! Und da verweise ich auf Sendung Nr. 132, wo ich über die Mueller-Anklage spreche, auch der Verlinkte twitter-Thread in den Shownotes sei empfohlen, da er sehr gut aufgreift, welches Ausmaß die Einmischung offenbar hatte.
      Hör dir gern die Sendung dazu an. Es wird nicht viel Größer dargestellt, als es ist. Sondern gerade bei einer so knappen Wahl stellt sich schon die Frage: Wäre sie ohne die gezielte Einmischung auch so ausgegangen. Und darüber möchte niemand im Weißen Haus sprechen – that’s my point.
      Hinzu kommt aber etwas, das du auch unterschlägst: Es IST nachgewiesen, dass Manafort (Link führt zu NPR) und Trump Jr. (Link führt zum Independent) mit den Russen Mails ausgetauscht und sich getroffen haben, um genau Schmutzkampagnen gegen Hillary zu ermöglichen. Das genaue Ausmaß kennen wir noch nicht, Mueller ist dran. Ob auch Kushner (Link führt zu MotherJones) oder andere aus dem damaligen Wahlkampf-Team mit drin hängen – Papadopulus (Link führt zur New York Times“) ist wohl auch ziemlich gesichert inzwischen – werden wir alles noch sehen. Aber bei der momentanen Beweislage zu behaupten, dass sei alles nur Wunschdenken von mir, oder uns oder etwas, was die Demokraten halt versuchen auszuschlachten, empfinde wiederum ich als etwas naiv, sorry.

  6. Max sagt:

    Hey ihr beiden, ich höre eure Sendung wirklich gerne und freue mich jede Woche wenn ich sie in meinem Feed sehe.
    Leider stören mich in den letzten Folgen immer wieder argumentative Schwächen mit denen Ihr eure Meinung verbreitet (dass Ihr keine gegenteiligen Ansprüche erhebt ist mir bewusst). So finde ich Holgis Beispiel gegen inklusive maskuline Formulierungen „Unterhalten sich zwei Fußballer…“ völlig ungeeignet für die Diskussion, da es ein traditionell männlich geladenes Bild erzeugt. Genau wie es z.B. „Unterhalten sich zwei Hebammen…“ andersherum tun würde. Mit solcher Argumentation nehmt ihr euch selbst die Grundlage für eigentlich gute Einstellungen und Sichtweisen, das finde ich sehr schade.
    Ebenso war es letztens mit der Thematik der Essener Tafel. Dass dort eine sehr zweifelhafte Entscheidung getroffen wurde und zudem noch sehr zweifelhaft kommuniziert ist keine Frage, aber unreflektiert mit der Rassismus-Keule auf das Thema los zu gehen schadet der Debatte mehr als dass es ihr nützt. Trotz allem ist die Tafel immerhin eine private Organisation, die entscheiden kann welches Klientel sie bedienen möchte. Die Kriterien für Rassismus sind hier für mich noch nicht erfüllt (zumindest nicht ohne weitere Erläuterung/Klarstellung), da dieser vor allem die Abwertung von und Gutheißung der Unterdrückung einer anderen ‚Rasse‘ umfasst. Wäre demnach auch eine privat organisierte dedizierte Förderung von Einwanderern auch in ihren Grundzügen rassistisch, weil ich sie als Deutscher nicht in Anspruch nehmen kann?
    In solchen Fällen fände ich es wichtig, dass ihr euch nicht nur gegenseitig in euren Meinungen bestärkt sondern auch ab und zu kritisch hinterfragt auch wenn ihr einer Meinung seid. Ihr schreckt vor kritischen Rückfragen ja auch sonst keineswegs zurück.

    Wie gesagt, ich finde das Format super und bin froh dass es euch und das Format in dieser Form gibt; an vielen Stellen konnte ich Sichtweisen erleben, auf die ich sonst alleine gar nicht gekommen wäre, danke dafür!

    1. Holger Klein sagt:

      Das war keine „Rassismuskeule“, sondern die einfache Benennung dessen, was dort passiert ist. Was der Typ erzählt hat („Nehmer-Gen“), ist Rassismus. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen™️. Dabei ist es auch egal, ob es sich um ein privatwirtschaftliches oder öffentliches Unternehmen handelt, in dem der Mann arbeitet (nebenbei: die Essener Tafel ist ein eingetragener Verein, also alles andere als ein privatwirtschaftliches Unternehmen).

      Eine „privat organisierte dedizierte Förderung von Einwanderern“ ist kein Rassismus, weil sie Einheimischen und Einwanderern keine spezifischen, unveränderlichen (weil biologischen) Eigenschaften zuweist.

    2. Katrin sagt:

      Hallo,
      ganz grundsätzlich: Wir reden, wie wir reden und jeder von uns bereitet sich auf seine Weise intensiv auf die Sendung vor. Jetzt irgendeine inszenierte Unterschiedlichkeit zu erzeugen fände ich quatsch, wir sind schon oft genug sehr verschiedener Meinung und wem das nicht reicht, dem empfehle ich die Talkshows im Öffentlich-Rechtlichen. Dort kann man beobachten, wie zielführend das ist, wenn man Leute absichtlich so besetzt, dass größtmögliche Uneinigkeit erzeugt wird. Ich kann deinem Wunsch leider nur entgegnen mit: Hör halt einfach nicht nur diesen Podcast. Es gibt ja auch noch viele andere Quellen, um sich zu informieren. Unser Gespräch ist subjektiv und vor allem persönlich – da ist mir meine eigene Authentizität als Host wichtiger, als so zu tun, als wäre ich anderer Meinung.

      „da es ein traditionell männlich geladenes Bild erzeugt“ – ist ja genau der Grund, warum es wichtig ist. Wenn du mal überlegst, wieviele Berufe traditionell „männlich geladen“ sind, wo Frauen dann „mitgemeint“ sein sollen, aber wenn von „die Ärzte“ die Rede ist, doch wieder jeder ne Horde Männer im Kopf hat..
      auch die Rassismus-Keule – sorry, aber das ist ja bloß die „Keule-Keule“, wie ich sie nenne. Das „Nehmer-Gen“ sollte doch Grund genug sein, und exakt darauf bezog sich ja mein Kommentar in der Sendung. Ich sehe immer häufiger Leute, die sich über die „Rassismus-Keule“ beschweren, dabei kommt es mir so vor, als bräuchten wir viel mehr Aufklärung, was Rassismus ist, wo er beginnt und was in der Charta der Menschenrechte so alles drin steht. Denn das Unwissen darüber führt meiner Meinung nach immer häufiger zur „Keule-Keule“. Ein kurzer Blick in die Wikipedia hätte gereicht, dort steht ja sehr gut, was Rassismus bedeutet.
      Und dann wünsche ich mir auch die Fähigkeit zu unterscheiden: Wenn ich sage, der Typ hat eine rassistische Argumentation benutzt und verhält sich rassistisch, sage ich nicht sofort mit: Der Mann ist ein Schwein! Oder ein schlechter Mensch! In meinen Augen ist jeder Mensch bildsam und wenn man Leute nicht mehr darauf hinweisen darf, dass sie auf eine bestimmte Art argumentieren oder andere diskriminieren – wie sollen sie dann lernen?
      dein Vergleich mit der Förderung der Einwanderer ist auch ein Vergleich auf wackeligen Krücken. Gerechtigkeit ist, jeden nach seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten zu fördern. Man muss nicht gleich mit Rawls kommen, aber doch verstehen, dass Gerechtigkeit in einer Gesellschaft (wenn wir das mal als Gegen-Ansatz zu rassistischen Strukturen ansetzen) versuchen muss, die Gesellschaft so zu gestalten, dass auch die schwächsten und kränksten Mitglieder dieser Gesellschaft gut leben können und mindestens gleiche Chancen bekommen. Deine Frage ist somit obsolet, weil Förderung für Einwanderung nur dazu dient, gleiche Chancen und Level herzustellen. Es sei denn du möchtest fragen, ob es generell rassistisch gegenüber Deutschen sei, dass Leute hier einwandern dürfen. Aber das ist hoffentlich nicht deine Absicht.

      Beste Grüße

  7. Philipp sagt:

    Lieber Holger,
    Deutschland konstituiert sich nicht aus dem Christentum. Im Gegenteil. Die meisten Merkmale der modernen Demokratie mussten gegen den Widerstand der Kirchen diesen abgerungen werden. Und der Prozess ist ja noch lange nicht abgeschlossen.

    1. Holger Klein sagt:

      Joa, war krumm formuliert. Ich meinte das eher kulturhistorisch und nicht bezogen auf unsere Verfassung.

      1. HolgerFM sagt:

        Ich vermisse bei der Diskussion, ob ein Glaube zu Deutschland gehört, dass man auch das Nichtglauben in diese Liste aufnimmt.
        Ist der Arheismus so selbstverständlich, dass er nicht erwähnt werden muss? Dieses Gefühl habe ich nicht unbedingt , da bei Diskussionen kirchliche Interessen explizit formuliert und aufgenommen werden. Manchmal höre ich raus, dass nur über Glaube ethische Fragen diskutiert werden können.

        1. Katrin sagt:

          „Manchmal höre ich raus, dass nur über Glaube ethische Fragen diskutiert werden können.“

          ja, furchtbar. Das ist so eine bescheuerte Einstellung! Ich bin ganz bei dir. Aber in der Tat fühlt es sich doch komisch an, wenn man betont, nicht zu glauben gehöre zu Deutschland. Da denke ich: Ähm, klar, wieso muss das jetzt betont werden?
          Der Punkt ist ja, dass man nur betont, was nicht selbstverständlich ist und dass Christentum und Judentum dazu gehören wird ja nur genannt, weil man den Punkt betonen möchte, dass der ISLAM es auch tut. oder?

          wobei: beim Judentum, wie wir leider in letzter Zeit häufiger sehen müssen, ist es wohl auch nicht so selbstverständlich.
          Also worum es doch bei all dem – glaube ich – geht: Wird jemand aufgrund seiner Religion hier diskriminiert, oder nicht? Und wenn ein Präsident betont, dass eine Religion hier dazugehöre, dann doch wohl in der Absicht, „sein Volk“ dazu aufzurufen, diese Religion nicht zu verachten, diskrimineren usw…, er tut das also angesichts einer Islamophobie und der daraus resultierenden Notwendigkeit, Stellung und Haltung zu beziehen.
          Wenn dann ein Heimatminister das Gegenteil behauptet, bedeutet es im Zweifel eben auch, dass er die Diskriminierung wie auch die Islamophobie in Kauf zu nehmen bereit ist.
          UND: Da muss ich dir dann doch sehr widersprechen. Denn eine derart hasserfüllte und ausgeprägte Atheistophobie, oder wie auch immer man das dann nennen will, haben wir nun sicher nicht. Deswegen braucht man darüber auch nicht sprechen.

          Beste Grüße

          1. Norbert sagt:

            Naja, wenn jemand den Islam dem „Christlich Jüdischen Abendland“ gegenüberstellt, dann findet sich der Atheist da nicht unbedingt wieder. Christ ist er nicht. Jude ist er nicht. Abendland: Ja, OK. Aber 30% Trefferquote ist nicht gerade überzeugend, oder? Und wenn schon der seit 1200 Jahren in Europa präsente Islam nicht dazu gehört, was denken dann die Verfechter des „Christlich Jüdischen Abendlandes“ über das relativ junge Phänomen des Atheismus? Und was bedeutet das, sobald sie das „Problem“ Islam gelöst zu haben glauben?

        2. Holger Klein sagt:

          Es geht da ja gar nicht wirklich um Religion. „Der Islam“ ist letztlich nur ein Code für „Nichtweiße Ausländer“ und dergleichen. Darum wird an dieser Stelle auch nie eine echte Religions- oder Glaubensdebatte geführt.

          1. Norbert sagt:

            Deswegen auch der Dreiklang Christlich + Jüdisch + Abendland. „Abendland“ schließt zusätzlich die meisten orthodoxen und altorientalischen Christen aus (einer meiner Kollegen ist Thomaschrist – und damit natürlich draußen).

  8. Pascal sagt:

    Oh! Ich habe mich so gefreut, dass Gasan Gusejnov erwähnt wurde. Ich habe bei ihm vor einiger Zeit studiert. Es wäre so toll ihn mal für Erscheinungsraum Ost zu interviewen. Ein wahnsinnig tiefsinniger, humorvoller Beobachter!

    Und zur gendergerechten Sprache:
    Im Schweizer Arbeitsgesetz stand zum Thema Schwangerschaft: „… der schwangere Arbeitnehmer hat…“ !?!?
    Beim Lesen hörte ich den Klang einer abrupt von der Platte gerissenen Plattennadel.

    1. Katrin sagt:

      Der schwangere Arbeitnehmer – also ein Transmann, oder?

      ja, Gasan war super, ich hatte das Glück, sowohl davor, als auch danach noch gemütlich bei Kaffee und Kuchen mit ihm schnacken zu dürfen und ein Glück für dich, dass du bei ihm studieren konntest! 🙂

  9. David sagt:

    Ein kurzer Blick noch auf die designierte Nachfolgerin von Pompeo, sollte das alles durch den Senat gehen: Die erste CIA Präsidentin der Geschichte wäre direkt in das Folterprogramm verwickelt. Oder wie das politische Amerika es nennt: „Advanced Interrogation Practices“ – Details dazu im letzten Intercepted Podcast

  10. David Steinkopff sagt:

    Lieber Holgi,
    Wo hast du diese Zahlen zu Landtagswahl in Bayern her?
    Weil es gab 2013 kein AfD bei der Landtagswahl, weder im Wahllreis West noch Ost in Bayern. http://www.landtagswahl2013.bayern.de/taba2127.html
    http://www.landtagswahl2013.bayern.de/taba2126.html
    80% ist auch viel zu hoch.
    Nehmen wir also die Bundestagswahl 2017, da war die AfD zweitstärkste Kraft mit 11,8% vor der SPD mit 9,4%. https://www.rosenheim24.de/rosenheim/rosenheim-land/landkreis-rosenheim-ort51031/bundestagswahl2017-alle-ergebnisse-wahlkreis-rosenheim-8639488.html Das ist ärgerlich.

    Ich kann mir den AfD Zuspruch nur mit der besonderen Situation als erste Stadt vom Süden her mit internationalen Bahnhof erklären. Wenn man hier als Pendler mit dem Zug nach München fährt sah man früher wie aus den Nachtzügen aus Italien illegale Immigranten aus den Zügen gezogen wurden. Als aus Ungarn die Flüchtinge kamen, war der erste Stop auch Rosenheim. Nun ist der Immobilienmarkt hier zusätzlich durch München aufgeheizt, Sozialwohnungsbau passierte auch nicht mehr und plötzlich wurden dann einfachste Häuser für den Flüchtling gebaut. Rosenheim ist nüchtern betrachtet einer der wohlhabensten Regionen in Bayern und könnte es sich durchaus leisten mehr für die Bürger zu tun, aber die Politik geht hier vorbei.

    Wovor Seehofer bzw. die CSU wirklich Angst hat ist der garantierte Machtverlust wenn neben SPD, Grüne, FDP und FW noch die AfD ins Parlament einzieht, dann muss zum zweiten Mal in der jüngsten Vergangenheit ein Partner gefunden werden.

    1. Holger Klein sagt:

      Ehrlich gesagt: Hörensagen von einem Typ aus Rosenheim, mit dem ich gesoffen hatte und der sich schlimm aufgeregt hatte /o\

  11. Holger Klein sagt:

    Ich habe gestern dann noch ein aufschlussreiches Feature vom BR gehört. Darin wird klar, warum die Russen Putin so sehr die Stange halten und ich habe eine Antwort auf meine Frage gefunden, warum dieser Giftanschlag gerade jetzt sinnvoll sein könnte: Um die Wahlbeteiligung zu erhöhen und dadurch besser legitimiert zu sein.

    https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiofeature/warum-russland-wieder-putin-waehlt-100.html

    1. In diversen russischen Foren (und auf Quora) kursiert folgende Meinung: innerhalb der Putin Administration gibt es unterschiedliche Lager, die sich (und manchmal auch Putin) bekämpfen. Siehe Nemtsov Mord zum Beispiel – von dem Putin absolut keinerlei Nutzen aber viel Ärger hatte und Kritik erntete.
      Es wird geglaubt, dass dieser Anschlag möglicherweise eine ähnliche Operation gewesen sein könnte.

      Worin sich aber die meisten Putin-Kenner und Kritiker einig zu sein scheinen: dieser Anschlag passierte nicht auf sein Kommando hin. Er ist ein alter KGB Mann. Und ein recht kluger. So offensichtlich zu handeln ist nicht die Art des KGB und widerspricht der Philosophie von gut ausgebildeten Agenten wie Putin. Es hätte jede Menge Methoden gegeben, diesen Mann zu töten, ohne dass Russland als einziger Verdächtiger daraus hervorgeht.
      Genauso, wie es damals ungefähr 50000000 bessere Plätze gegeben hätte, um Nemtsov zu ermorden, als in Sichtweite des Kreml.

      Mir erscheint diese Theorie ebenfalls recht schlüssig. Auch wenn ich sicherlich alles andere als ein Putin Experte bin. Also ist meine Meinung mit mindestens einer Priese Salz zu nehmen.

  12. Björnebork sagt:

    Hallo Hallo, ich habe eure Sendung gestern Abend das erste Mal gehört und es hat mir gefallen. Ungewöhnlich war die Geschwindigkeit, mit der ihr die Themen bearbeitet habt. Einen Punkt hab ich aber: Holger meinte die Regierung hätte weiterhin Waffen an die Türkei verkauft. Stimmt auf jeden Fall, hat man ja auch in verschieden Situationen zugegeben ….ABER…euer Thema ging um den derzeitigen Einmarsch, oder täusche ich mich? Da hat man doch tatsächlich keine Waffen verkauft….Minenschutzausrüstung sind keine Waffensysteme. Die Unterscheidung ist wichtig. Sie ermöglichen selbstverständlich die Durchführung eines Einsatzes. Aber den Begriff Waffe passt hier nicht, da muss schon differenziert werden. Ich mich aber auch irren und etwas nicht mitbekommen haben.

    1. Björnebork sagt:

      Noch zu Waffen oder nicht: Ich biete den Kunstbegriff „Einsatz-ermöglichende-Systeme“ an. Stiefel, Socken und Essbesteck gehören dazu:)

  13. Zum Thema russische Filme… Lieber Holger… Gegen 90% der aktuellen russischen Filme und Serien ist der deutsche Tatort ein wöchentliches Feuerwerk der höchsten künstlerischen und intellektuellen Ebenen.
    Ich versichere dir – der russische Film ist tot und zuckt nur noch. Was sehr schade ist. Denn früher war das anders. Heute gibt es nur ganz wenige, aber dennoch großartige Filme. Die man auch mit deutschen oder englischen Untertiteln findet und genießen kann.

    Meine liebsten beiden in den letzten paar Jahren:
    „Leviathan“ vom großartigen Serebrenyakov
    https://www.imdb.com/title/tt2802154/?ref_=nv_sr_1

    Loveless (Original-Titel kann man als „Nichtliebe“ übersetzen)
    https://www.imdb.com/title/tt6304162/?ref_=fn_al_tt_1

    Diese beiden Filme sind Meisterwerke und spiegeln hervorragend die russische Lebensrealität wider, wie es kaum ein anderer zeitgenössischer Film kann.

    Und das Traurigste an der ganzen Sache ist, dass einige der alten Meister von damals immer noch am Leben sind und immer noch arbeiten. Und sich voll und ganz dem Putin-Regime verschrieben haben und nur noch regimekonformen Müll produzieren.

  14. Jan sagt:

    Ich möchte mich einigen bereits gefallenen Äußerungen anschließen und diese noch ausweiten. Ebenfalls schätze ich eure Arbeit und bin dankbar für die Gedanken und Inspirationen, die beim Zuhören derartiger Gespräche ausgelöst werden. Es fällt mir allerdings immer schwerer eurer Sprach-Ideologie zu folgen. Bei allem Verständnis für die Motivation fehlen mir sachliche Argumente und eine erkennbare Falsifizierbarkeit. Es macht eher den Eindruck als gehe es darum eine Attitüde aufrecht zu erhalten und sich aufgrund eines moralischen Anspruchs abzugrenzen, natürlich nach unten hin.

    Was ich grundsätzlich hilfreich finde ist, andere gängige Ismen heranzuziehen (Feminismus, Rassismus, Veganismus etc.) und diese in den eigenen Aussagen, sowohl Pro als auch Kontra, beliebig auszutauschen. So lässt sich oft recht gut enttarnen, ob die eigenen Maßstäbe eher objektiv und offen sind oder nur die bestehenden Meinung verstärken sollen.

    Es wird eine geschlechterneutrale Sprache angestrebt, aber das Gegenteil gefördert und gefordert. Die Sprache ist ziemlich frei von Geschlecht im Sinne von Gender. Leider sprechen wir bei den drei Genera ebenfalls von Geschlecht und haben dadurch Probleme mit der Differenzierung. Es ist somit nicht Quatsch, dass ein Wort mit maskulinem Artikel aus sprachwissenschaftlicher Sicht auch …Wesen bezeichnen kann, deren biologisches oder soziales oder sonstiges vom Verstand definiertes Geschlecht nicht männlich ist. Kann man ganz einfach überprüfen, um in Holgers Logik zu bleiben:
    – Letztes Wochenende habe ich einen scharfen Zahn kennengelernt. (Nein, ich bin weder schwul noch Zahnarzt!) Sie ist ein ganz schön heißer Feger!
    – Nach der Tat rannte die vermummte Person davon. Es handelt sich also um eine Frau, weil die Person ja weiblich ist.
    – Oder auch immer wieder schön: Sitzen zwei Homosexuelle im Flugzeug nebeneinander. Sagt die eine der beiden zur andere: „Wer wohl jetzt dachte wir wären Männer?“ Daraufhin antwortet ihre Copilotin: „Und wer wohl dachte wir seien Passagiere?“

    Kann sich jeder selber beantworten, welche Informationen in den Wörtern stecken und welche der eigene Verstand aus Erfahrungen und Erlebnissen hinein steckt.

    Oder mal aus einem anderen Blickwinkel: Warum soll es die Sparkasse interessieren, welches Geschlecht ein Kunde hat? Es geht ihr um das Geschäftsverhältnis und das drückt sie mit dem Wort Kunde aus. Wenn der Anspruch bestünde, dass jeder mit einem Wort anzureden ist, das seinem wahrgenommenen (sozialen?) Geschlecht entspricht, führt das nicht nur dazu, dass wir einfach nur einen neuen generischen Begriff erfinden oder eine Liste diverser Wörter und Zeichen, sondern auch dazu, dass die Sparkasse plötzlich von ihren Kunden Aussagen über deren Geschlechtsempfinden einholt, um allen gerecht zu werden. Was ist damit gewonnen?

    Die Sparkasse kann sich mithilfe des Wortes Kundin explizit an eine Frau wenden, aber es gibt kein entsprechendes Wort, das explizit ein anderes Geschlecht definiert. Frauen haben in unserer Sprache den Vorteil, dass es Suffixe gibt, die sie eindeutig benennen. Für alle anderen muss hingegen genauer beschrieben werden, wenn diese Information sichergestellt werden soll. Es ist ein Trugschluss, dass eine Konkretisierung dazu führt, dass das Unkonkrete auch konkret wird. Das Suffix -in schafft eine Teilmenge, keinen Gegensatz.

    Oder das schönste etymologische Beispiel: Der Ursprung des Wortes Mann hatte die Bedeutung
    Mensch. Da es irgendwann ein Wort dafür gab, das ausdrücklich einen weiblichen Menschen bezeichnete, neigten unsere Vorfahren dazu den Mann für männlich zu verwenden. Es entstand dann irgendwann das Wort Mensch, um wieder alle zusammenzufassen. Aber leider ist der Mensch ja auch immer ein Mann, oder?. Spätestens wenn sich Quatsch wie Gästin weiter ausbreitet. Nur weil manchen Personen Genus und Sexus nicht getrennt verarbeiten können, muss in der Sprache die Spaltung entlang des Geschlechts aufrecht erhalten werde?. Warum gerade am Geschlecht und nicht am Alter, Aussehen (Hautfarbe, Haarlänge usw.), Wohlstand, Religion, Gesundheit etc.?

    Umso unsinniger finde ich die Bemühungen der einen Vertreter dieser Sprach-Ideologie dafür sorgen zu wollen, dass auch unklare Bezeichnung (generisch maskulin) nun eindeutig männlich werden sollen – dadurch dass sie ständig als Gegensatz zum weiblichen Wort betont werden – und das Anstreben der anderen Vertreter, dass auch das Wort, das bislang eindeutig weibliche Personen bezeichnet, nun unklar und generisch werden soll. Weder in der einen noch in der anderen Richtung sehe ich einen Zugewinn.

    Wenn wir bei der Erwähnung von „Die Ärzte haben die Operation erfolgreich abgeschlossen“ nicht an Frauen denken, obwohl da ein Die steht, sondern an Männer, dann nicht weil das Wort Ärzte eine Information über das biologische Geschlecht einer Gruppe von Menschen enthält, die medizinisch tätig sind, sondern weil unserer Alltagserfahrung offenbar so ist, dass wir männliche Ärzte im gleichen Zuge gezeigt bekommen oder es sich auch um unsere Erfahrung handelt bzw. es tatsächlich nur um solche oder zumindest überwiegend Männer handelt.

    Die Fehlschlüsse des Verstandes und die Probleme mit fehlender Geschlechtergerechtigkeit in unserer Gesellschaft liegen aber nicht in der Sprache und sind somit auch nicht durch deren Manipulation zu beheben. Mir ist es in den meisten Fällen egal welches Geschlecht eine Person hat, aber was zähle ich schon. Deshalb stelle ich die Behauptung auf, dass es auch den meisten anderen egal ist oder zumindest egal sein sollte. Ich finde es störend und kontraproduktiv in der Sprache gesellschaftliche Probleme korrigieren zu wollen, weil einige meinen, dass diese darin enthalten wären oder sich aus ihr ergeben. Außerdem wird schnell klar, dass damit, wenn überhaupt, nur einer von vielen unterrepräsentierten Gruppen geholfen werden kann. Denn welcher Wortbestandteil sorgt dafür, dass wir bei „Die Ärztinnen und Ärzte reagierten sofort.“ an weiße, vermutlich europäisch aussehende, vermutlich heterosexuelle Menschen denken?

    Dass wir in unserer Grammatik von drei Geschlechtern sprechen und deren Funktionsweise unsere gesellschaftlichen Probleme was Geschlechtergerechtigkeit betrifft verstärkt, sehe ich ein, aber Ursache und Wirkung sehe ich anders.

    Ich finde das ansonsten oft gepriesene wissenschaftlich-kritische Denken kommt an der Stelle zu kurz. Es geht darum wie wir tatsächlich handeln und denken und nicht um die Worte, die wir verlieren. Ich finde es kleingeistig (nein, das ist kein Seitenhieb per Wortspiel) und überheblich mir eine gewisse Haltung zu unterstellen, weil ich nicht einer bestimmten Attitüde folge. Und ich nehme auch öffentlich keinen Bewusstseinswandel wahr, sondern angstgetriebene Konditionierung: „Pack bloß überall -in(nen), Leerzeichen, *, Unterstriche etc. dran, damit du dem nächsten Shitstorm entgehst.“

    Ist ein bisschen länger geworden, Verzeihung. Ich weiß, Zeit ist eng bemessen. Aber wenn eben mit Vehemenz ein Bild von einer besseren Welt vor sich hergeprügelt wird, dem sich bitte möglichst alle zu fügen haben, dann bitte ich um mehr Substanz. Ich hoffe ich konnte klar machen, warum ich eurem Verlangen anders zu sprechen und zu schreiben nicht folgen möchte, was ich aber zumindest nach meiner Selbstwahrnehmung durch entsprechendes Handeln und Interagieren ausgleiche.

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