Zu Paragraph 219a hatte Holger letzte Sendung ein bisschen Mist erzählt, zum Glück gibt es aber eine ausführliche Sendung des Lila Podcasts zum Thema. Wir bleiben dran bei Venezuela, wo es ein bisschen nach Putsch riechen könnte. Und an China, wo diese Woche auf extreme Art die Weichen den politischen Systems gestellt wurden und man sich fragt, in welche Zukunft das Land nun blickt. Ein DIW-Report gibt Auskunft über die sozial-ökonomische Lage der AfD-Wähler in Ost und West. Holger hat außerdem viel über die Entscheidung der Essener Tafel nachgedacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass es so nicht geht – woraus sich ein Streitgespräch über den generellen Umgang mit armen Menschen und Obdachlosen in Deutschland entspinnt, das leider auch nicht die finale Antwort auf alle Probleme, dafür aber ein paar neue Fragen aufwirft. Am Ende empfiehlt die Kadda einen Podcast, der nicht politisch nicht korrekt ist, das ihrer Meinung nach aber darf.
Habt ein schönes Wochenende!
Links und Hintergründe
Ich finde es schade, dass ihr bei der Tafel-Geschichte (die natürlich rassistisch ist) auch auf den Rassismus-Diskurs „reingefallen“ seid. Ich glaube nämlich es ist genau andersrum mit den Strohmännern: Die Rassismusdebatte ist genau der Strohmann, der ablenken soll von dem eigentlichen Problem des maroden Sozialsystems.
Anstatt die neoliberale Ordnung abzuschaffen konzentrieren sich jetzt alle darauf die neoliberale Ordnung rassismusfrei zu bekommen. Danach wird die neoliberale Ordnung gegendert, danach ökologisch gestaltet, danach …
P.S.: Sorry, wenn ich immer nur kritisiere – ich könnte natürlich alles aufschreiben was ich gut fand, aber das ist mir zu mühsam weil es einfach viel zu viel ist 🙂
Daran anschliessend:
Vielleicht war das in der Diskussion nur der auf die Spitze getriebene Gegenstandpunkt einer solidarischen Haltung, aber dass staatlich organisierte Unterstuetzung von Schwaecheren (Nationalitaet egal) Menschenfeinde zu Gewalttaten motivieren koennte und dass man davon deshalb besser absehen sollte halte ich ebenso fuer ein Nicht-Argument. Dann hat man die Menschenfeindlichkeit doch selbst schon gekauft.
wenn man sich anschaut, wie ein Kulturkampf seitens der AfD über die Geschichte der Essener Tafel im Netz angefacht wird, dann denke ich nicht, dass man auf den Rassismus_Diskurs „reingefallen“ ist, sondern dass es heute nötiger denn je geworden ist, denn Leuten zu erklären, was eigentlich Rassismus ist. Und was die Konsequenzen ihres Handels.
Es ist kein Strohmann, man kann nämlich die Politik des „sowohl als auch“ fahren: Ich benenne Rassismus (auch wenn es offenbar eine Art Tabu geworden ist, das zu tun) UND ich setze mich gegen die neoliberale Ordnung ein. Das geht. Stell dir vor 😉
Dass „sowohl als auch“ prinzipiell geht war mir klar und nichts anderes hätte ich von dir erwartet 🙂
Allerdings kann man jeden Minute nur über eine Sache sprechen und jede Minute, die ich als Hörer euch über Rassismus reden höre, höre ich eben nicht eure Kritik über den Neoliberalismus. Gefühlt habt ihr deutlich länger über den Rassismus geredet als über den Sozialstaat. Auch in den anderen Medien habe ich das Gefühl, dass die Sozialstaatskritik untergeht im Lärm der (natürlich völlig berechtigten) Rassismuskritik
Dass die Rechten das Ausschlachten… naja, das tun sie so oder so mit allem. Und wenn es nichts zum Ausschlachten gibt, dann erfinden sie halt was. Es gab letztens auch einen Artikel in der FAZ in der die Rassismuskritik ausgeschlachtet wurde…
Dass der Hinweis auf Rassismus solche Wellen schlägt wundert mich aber auch sehr….
Wie auch immer, ich vermute inhaltlich sind wir gar nicht so weit voneinander entfernt, sondern setzen nur unterschiedliche Schwerpunkte 🙂
das vermute ich allerdings auch 🙂
Kabuff neee -> Zelle….;-)
Streiks in China: 465 kollektive Arbeitskämpfe im ersten Halbjahr 2017
https://perspektive-online.net/2017/08/streiks-in-china-465-kollektive-arbeitskaempfe-im-ersten-halbjahr-2017/
Amt für Soziales – Koordinationsstelle zur Vermeidung und Behebung von Wohnungsverlust
…bei einer Räumungsklage wird man auch vom Sozialamt angeschrieben…
https://service.berlin.de/dienstleistung/324485/
…im Bundestag wird bestimmt noch das Internet ausgedruckt… !!! 😉
Dann bin ich jetzt eben auch Rassist. Ich denke nämlich auch, dass wir uns zuerst um unsere eigegen Leute kümmern sollten.
Ich bin überzeugt – wenn wir das täten, gäbe es weniger von dem was man heutzutage Rassismus nennt um vom Thema abzulenken.
ich habe eine Frage: Was tun wir denn mit den anderen Leuten? Verhungern lassen?
Holgi stellt die richtigen Fragen. Danke.
Zum Thema Sozialsysteme in der EU: Dazu gab es irgendwo (DLF/SWR2/WDR5) ein Feature warum die Ost-EU-Staaten sich so gegen die Vorschläge von Macron zum Umbau der EU wehren: Weil deren niedrigen Sozialstandards und die günstigen Löhne deren einzige Chance sind Unternehmen aus den wirtschaftsstarken Ländern anzulocken. Und genau das ist gewollt. Ein Angleichung der Lebensstandards bedeutet eben nicht dass für alle die Lebensstandards steigen.
75 % Ausländeranteil bei der Essener Tafel und ihr nennt ihn einen Rassisten und ein Arschgesicht…..Prima…..mit eurem linken Gerede stärkt ihr die Rechten und das ist gut…wir sind viel zu weit links…..und werden daran kaputt gehen wenn nicht gegengesteuert wird….denkt an meine Worte ?
Ihr Rechten stärkt euch mit eurem rechten Gerede schon selbst gut, das müsst ihr nicht auch noch den Linken in die Schuhe schieben. Wir werden nicht daran kaputt gehen, dass wir die Menschenrechte auch für nicht-weiße Menschen verteidigen. Wir werden kaputt gehen, wenn wir sie aufgeben.
Kleiner Hinweis anlässlich Eurer „Sprachverwirrung“:
Der rechtstechnische Begriff nach § 2 AsylG lautet „Asylberechtigter“.
Im Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (ugs. Genfer Flüchtlingskonvention) ist von „Flüchtlingen“ die Rede.
Im Übrigen glaube ich, dass man von Geflüchteten oder Schutzsuchenden sprechen sollte.
Viele der anderen Worte, die im Umlauf sind, halte ich vom Framing her für sehr ungeeignet –
Platz 1: Asylant.
merci
Nehmt’s mir bitte nicht übel, aber Eure Ausprache von Xi Jinping klingt einfach furchtbar 🙂 Ersetzt das X in Xi einfach gegen ein CH wie in „ich“, und es geht gleich viel flüssiger über die Lippen:
https://youtu.be/nTjjjIC3la8?t=22s
https://youtu.be/coTlaHzLWXc
tut mir leid, ich werde üben
Danke, ist gleich viel Ohrenfreundlicher 🙂
ICH habe zu danken! 🙂
Es wäre definitiv besser gewesen, die Wochendämmerung hätte sich nicht zu der Essener Tafel zu verhalten.
Dort arbeiten ehrenamtlich Menschen, die reden nicht, sondern die packen an. Das sind erst recht sie keine Rassisten, nur weil sie den weltfremden Ratschlägen der Großkopferten bar jeder Ahnung nicht folgen.
Wenn diese Menschen ein Problem sehen, dann nehmen sie halt die praktischste Lösung. Andere Tafeln haben halt spezielle Tage für unterschiedliche Gruppen, dies entspricht allerdings genauso einer Kontingentierung nach Herkunft.
Unanstängig ist eher eure Einlassung, insbesondere die Abschaffung der Tafeln, aber das ist nur meine bescheidene Meinung.
Wir können froh sein, dass es noch ziviles Engagement gibt; denn wer sich heutzutage ehrenamtlich betätigen will, braucht wirklich ein dickes Fell, um nicht vom Anspruchsdenken der zu helfenden Klientel auf der einen und den harten Urteilen der Schwätzer aus Politik und Medien zerrieben zu werden. Oft genug sogar unter Einsatz der körperlichen Unversehrtheit. Dieses Engagement kann ein Staat ersetzen und schon gar nicht der Deutsche.
Hi,
wie soll man Leute denn dann nennen, die sagen, Araber hätten ein Nehmer-Gen und die Leute als „Rudel“ bezeichnet? Das ist rassistisch. Und seltsam: Die Kritik kommt vor allem von anderen Tafeln – in Bremen, in Berlin – die machen genau wie Holgers Vater jeden Tag diese Arbeit, was hat das mit weltfremd zu tun? Weltfremd ist es doch, zu glauben, solche Sprüche hätten mit Rassismus nix zu tun – gerade in heutigen Zeiten! Hast du mal gesehen, wie die AfD und Co. das Thema AUSSCHLACHTEN? DARUNTER leiden jetzt andere Tafeln:
(Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/tafeln-in-deutschland-die-ellenbogen-gehen-von-allen-aus-1.3890119)
und hier noch ein Link mit Kritik anderer Tafeln und den Zitaten von Sartor (ich freue mich über Vorschläge, wie man das denn korrekt nennen soll, wenn „rassistisch“ nicht erlaubt ist): http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/essen-essener-tafel-aufnahmestopp-migranten-deutschland
Zur Tafel muss ich mich jetzt aber auch melden. Das mag eine rassistische Kackreaktion sein was die da machen aber man kann nicht an einen Verein die gleichen Maßstäbe anlegen wie an den Rechtsstaat. Wo sind denn da unsere Ordnungsbehörden. Da existiert ein Raum in dem Menschen um ihre Sicherheit bangen. Wieso taucht da nicht Ordnungsamt und Polizei auf? Wieso müssen da die Tafelbetreiber nach Lösungen suchen? Wenn unser Staat die Arbeit der Tafeln schon nicht leistet wieso unterstützt er nicht dabei? Bei Fußballspielen geht das doch auch. Die Forderung von holgi dass da der Tafelchef den Leuten zeigen soll wie man sich benimmt ist völlig daneben. Der einzige Weg wie die Privatwirtschaft darauf reagiert wäre Sicherheitskräfte einstellen. Sehe ich hier vor Ort in Supermärkten in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften. Da stellt man dann die Obernazis direkt den Flüchtlingen gegenüber. Super Sache da bekommen dann beide Seiten ihre Vorurteile ordentlich bestätigt.
Bei sowas für Ordnung zu sorgen gehört in staatliche Hand.
Naja, ich frage mich schon, welche Kommunikation es vor dem großen Schnitt zwischen der Essener Tafel und deren Kundschaft gegeben hat. Wurde das Gespräch gesucht, sowohl mit den Oma-Schubsern als auch mit den geschubsten deutschen Omas? Oder war diese „Lösung“ der Essener Tafel schlicht die erste Reaktion überhaupt auf gewisse Missstände?
Bei allem Respekt, die aktuelle Ausgabe war… schwierig (für mich).
Die Probleme und teilweise grenzwertigen Verhaltensweisen osteuropäischer EU-Länder bzw. deren Regierungen gegenüber Minderheiten durch die vorbehaltlose Gewährung von Sozialleistungen in Deutschland angehen zu wollen, ist nicht nur blauäugig sondern auch kontraproduktiv. Nicht nur das stramme Nationalisten buchstäblich Munition bekommen und sich die Despoten in Ungarn oder Bulgarien locker zurücklehnen könnten, auch die Oma von nebenan wird fragen was das soll (und im Zweifel die Partei mit den einfachen Antworten wählen). Auch wenn Deutschland das reichste Land der EU ist, sollte vor lauter Empathie auch die Ratio nicht zu kurz kommen.
Das vom hohem Ross gefällte Rassismusurteil über den Chef der Essener Tafelrunde wurde schon ausreichend kommentiert…
bei allem Respekt:
„Die Probleme und teilweise grenzwertigen Verhaltensweisen osteuropäischer EU-Länder bzw. deren Regierungen gegenüber Minderheiten durch die vorbehaltlose Gewährung von Sozialleistungen in Deutschland angehen zu wollen“
das habe ich so nicht gesagt!
Hallo Katrin, auch wenn du das nicht wortwörtlich so gesagt hast, du hast jedoch schon argumentiert, dass jeder der aus sozialen Gründen aus dem EU-Ausland nach Deutschland kommt, eine Unterkunft und Essen von staatlicher Stelle bekommen sollte. Zumindest so lange bis im Ursprungsland die Ursachen der Flucht (?) nicht beseitigt sind. Abgesehen von dem dann fehlenden Druck auf die Regierungen der Urspungsländer etwas zu ändern, fällt mir wirklich kein Argument ein, das ich gegenüber einer Oma oder einer wohnungssuchenden Alleinerziehenden bringen könnte.
Ich schätze, das kam nicht nur bei mir so an, auch Holger hatte wohl in eurer Diskussion diesen Eindruck.
ich habe gesagt, dass ich es erwarte, dass ein Staat sich um Obdachlose kümmert, ja.
und dass sich daran gleich die Debatte anschließt, ob nur um die Deutschen oder um alle, ist ja logisch.
was mein Hirn zermatert – und ich habe in der Sendung nix vorgeschlagen oder festgeschrieben, sondern vor allem ein Problem aufgemacht, das ich sehe: WER ist denn verantwortlich für die Leute aus zB Rumänien und Bulgariern, die hier auf den Straßen schlafen und betteln müssen und denen teilweise die Gliedmaßen abfallen.
Eure Argumentation, Holgis und deine und Sloterdijks und überhaupt: Deutsche Omas und Alleinerziehende sind okay, alle anderen müssen halt im Zweifel erfrieren, verhungern und ihre Gliedmaßen verlieren. Ist das korrekt?
denn ich höre da nie auch nur einen Funken von Idee, was man sonst machen könnte.
Weil wenn man was machen würde, dann würde das ja einer Einladung gleichkommen: Kommt alle nach Deutschland! Hey! Hier ist Schlaraffenland! Alle – alle kriegen hier alles – nur die Oma und die Alleinerziehende halt dann nicht mehr.
Ja, ich überspitze.
ich habe in der Sendung selbst gesagt: Es muss eine Lösung her. Und ob die dann ist, dass man Rumänien/Bulgarien in den Arsch tritt, ihre Sozialsysteme in den Griff zu kriegen (EU-weite Sozialpolitik zB) oder indem man sie rausschmeißt (habe ich so auch in der Sendung gesagt, aber das überhören dann wieder alle) – ich bin weit entfernt von einer LÖSUNG, ich beschreibe vor allem ein Problem. Und ich finde es irre interessant, wie alle darauf abgehen. Es erinnert mich doch sehr an diesen Spruch von Hélder Câmara: „When I give food to the poor, they call me a saint. When I ask why they are poor, they call me a communist.“
ich finds eeeeecht seltsam, wie man hier angegangen wird, wenn man solche Fragen stellt.
Ja, du hast Recht. Auch ich habe hier keine Lösung und fühle mich hilflos. Mir jedoch zu unterstellen, dass mir erfriernde Obdachlose egal seien, weil ich auf offene Fragen in diesem Zusammnhang hinweise, finde ich unfair. Und auch wenn du es vermutlich nicht glaubst, ich bin auf deiner Seite. Deinen Ansatz zu einer Lösung finde ich nur aus den o.g. Gründen zu kurz gedacht und denke das hierdurch eher die wirklich Gehässigen und Ignoranten Aufwind bekommen.
Fall du dich durch meine Kommentare „angegangen“ gefühlt hast, tut es mir leid. Es war nicht meine Absicht dich persönlich anzugreifen.
Btw. was ist daran so schlecht, Kommunist genannt zu werden?
lieber Henry,
dann habe ich dich auch falsch verstanden.
lauter Missverständnisse.
ich hab nicht Den EINEN Ansatz in der Sendung präsentiert. Das war mir wichtig, auch wenn Holger mich immer wieder in diese Richtung geschoben hat. ich habe auch nicht vorher ellenlang recherchiert, das Gespräch war spontan entstanden (aus der Sache mit der Tafel heraus und Holgers Meinung, dass die abgeschafft gehörten).
anscheinend haben wir momentan sowas wie die beste aller Lösungen: Dass Privatpersonen und gemeinnützige Vereine wie die Tafeln, die Kältehilfe usw… alles auffangen, wofür wir politisch noch keine Lösung finden konnten. Aber dann wirds eben mit der Abschaffung der Tafeln (die im Übrigen Holgers Forderung war) nichts.
Und für den Rest brauchen wir wohl einen ganz anderen langen Atem.
right?
LG
Hallo Katrin, right!
Schon verständlich, dass bei so einem Thema die Emotionen hochkochen. Und warum auch nicht, denn schließlich geht es hier um Menschen. Beim „Nachhören“ habe ich auch deine Position besser verstanden. Ist leider ein Dilemma (von so vielen) mit keinen einfachen Antworten.
Einen langen und ausdauernden Atem wünscht
Henry
Danke Katrin, für die tolle Diskussionskultur, die du in den Kommentaren so oft ermöglichst 🙂
Ich glaube, dass wir uns bezüglich des Tafel- und Obdachlosenproblems etwas vormachen, wenn wir meinen, wir könnten eine umfassende Lösung haben. Ihr habt zu Recht die Entscheidung der Essener Tafel als rassistisch bezeichnet. Holgi hat die Idee, allen Obdachlosen durch staatliche Initiative zu helfen, zu Recht als möglichen Grund für weitere Probleme bezeichnet. Aber es ist eben so, dass die Alternative ist, dass Leute verhungern und erfrieren, dass Kinder nicht zur Schule gehen und dass die Rassisten trotzdem ihr Futter bekommen, „weil ja die bösen Osteuropäer auf der Straße rumlungern und uns ein schlechtes Gewissen zu machen, anstatt arbeiten zu gehen“.
Wenn wir was auf unser Grundgesetz geben, müssen wir als Gesellschaft auch nach den darin enthaltenen Grundwerten handeln – auch wenn das vielleicht andere Probleme mit sich bringt. Über die Probleme kann man ja gern diskutieren, denn es stimmt natürlich, dass wir dafür Lösungen brauchen (falls es denn welche gibt). Aber ich sehe nicht, dass diese Probleme ein ernsthaftes Argument dagegen sind, Menschen beim Überleben zu helfen.
danke, du hast glaube ich viel kompakter und klarer aufgeschrieben, was ich eigentlich sagen wollte 😀
Hallo ihr zwei,
Ihr macht einen großartigen Podcast, den ich gerne über Steady unterstützen möchte.
Aaaber, ich hasse Werbung. Und ich will einfach aus Prinzip kein Geld für einen Podcast ausgeben, der sich (auch) durch Werbung finanziert. Das man einen werbefreien Feed haben kann macht mich auch nicht glücklich, das schmeckt mir ganz persönlich zu sehr nach „zwei Klassen Feed“. Ich hätte dann nicht das Gefühl euer tolles Projekt zu unterstützen, sondern mir nur die Werbefreiheit zu erkaufen.
Jetzt steht ihr auf Steady ja relativ gut da, kann ich davon ausgehen, dass es „keine Werbung gibt, solange ihr über dem Funding Ziel seit“? Oder ist das voneinander entkoppelt? Wie sind weitere Pläne bezüglich Werbung in der Wochendämmerung?
Schöne Grüße
Mal ehrlich, was du da machst ist doch den beiden (bzw. Katrin, Holgi betont ja immer, dass er nur angestellt ist) deine Weltsicht aufzudrängen bzw. das ist ja schon fast Erpressung.
„Wenn Ihr Werbung macht, bekommt ihr kein Geld mehr. Auch wenn ich die Werbung nicht hören muss.“
Meine Weltsicht jemandem aufzudrängen ist nich das was ich wollte, sie darzustellen aber schon.
Ich möchte mich in erster Linie Informieren, ob ein Projekt was ich unterstütze, auch meinen Vorstellungen von unterstützenswert entspricht. Das ist bei Podcasts nun mal die Werbefreiheit. Auch bei allen anderen Organisationen oder Aktionen würde ich das auch machen.
Die Ausführungen sollen mein Handeln und Denken erklären, und keine Erpressung darstellen, zumal ich ja in keiner Position bin, hier irgendjemanden ernsthaft zu erpressen.
Zugegeben, der letzte Absatz liest sich ein kleines bisschen wie eine Forderung, wenn man die Anführungszeichen überliest, soll aber keine sein sondern nur die Frage, ob es eine Beziehung zwischen dem Fundingziel und der Werbung gibt.
Schöne Grüße
Lieber Jonathan,
ich habe deinen Kommentar gesehen und empfinde deine Frage als legitim. ich glaube, es ist Zeit, noch einmal das genaue Konstrukt Wochendämmerung – hauseins zu erklären und da wir ja ein sehr transparentes Unternehmen sind, bereiten wir da gerade einen ausführlicheren Blogpost vor.
sobald er online ist, verlinke ich ihn dir hier.
beste Grüße,
Katrin
Vielen Dank!
Ich bin gespannt und kann nur noch einmal die gute Arbeit loben!
Schöne Grüße
Lieber Jonathan,
ich habe eine längere Antwort verfasst, die du hier lesen kannst: https://hauseins.fm/wie-werbung…
Lieber Jonathan,
danke für deine Zeilen! Weil vielleicht nicht nur dich diese Fragen umtreiben, antworte ich dir hier:
Die Wochendämmerung ist ein Podcast unter dem Dach des Podcastlabels „hauseins“. Das Ziel von „hauseins“ ist es, Podcasts zu produzieren und zu vermarkten – vor allem aber zu professionalisieren und den Hosts, Produzent_innen, Sound Designern, der Buchhaltung und dem Orga-Team etwas zu bezahlen. Im Moment ist die Wochendämmerung der einzige Podcast, der Einnahmen in einer Höhe hat, die man als „okayes Honorar“ bezeichnen kann.
Ich will dir mal transparent machen, was an Arbeit in so einer Sendung steckt:
– Holger und ich bereiten die Sendung intensiv vor, dazu gehören auch zunehmend Interviews mit Expertinnen und Experten, die euch Hörerinnen und Hören Ereignisse noch mal gut einordnen; letztes Mal habe ich zum Beispiel um die 4 Stunden für die Vorbereitung gebraucht
– Wir zeichnen knapp 2 Stunden auf.
– Anschließend brauche ich drei Stunden zum Schneiden des Materials; der Sendung würde aber sogar noch ein kleines bisschen mehr Editing gut tun…
– Dazu kommen ein bis zwei Stunden für die Shownotes und um die Sendung in Social Media zu verbreiten.
– Eigentlich wollen wir immer ein Audiogramm mit Untertiteln online stellen, das habe ich aber dieses Mal gar nicht geschafft.
– Und eigentlich soll es jede Woche einen Newsletter zur Sendung geben; der aber ich zum Beispiel zeitlich einfach nicht drin.
– Bitte nicht vergessen: Equipment, Server, Software und Postproduction, Buchhaltung.
Vielleicht macht dir dieser schnelle Überblick ein bisschen klarer, dass eine Sendung wie die Wochendämmerung kein Hobby ist – schlicht nicht sein kann. Wir lesen die ganze Woche über Artikel und Bücher zur Vorbereitung, sehr viel anderes, auch andere (bezahlte) Jobs kommen wegen der Wochendämmerung zu kurz. Und wir lassen sie auf eine Art auch gern zu kurz kommen, denn wir lieben die Sendung sehr. Aber unser Anfangsziel von 2.500 Euro pro Monat war nur die Schmerzgrenze, bei deren Finanzierung wir überhaupt weitermachen. Das eigentliche Fundingziel siehst du im Moment auf unserer Steady-Seite: 4.000 Euro. Die wären ein vernünftiges Honorar für Holgers und meine Arbeit, die wir in diese Sendung stecken, um aus ihr ein hochqualitatives Angebot zu machen.
Das Ziel von hauseins ist es darüber hinaus, allen Podcasts und Beteiligten des Labels mindestens okaye – perspektivisch aber wirklich gute – Honorare zahlen zu können. Die freiwilligen Spenden der Hörerinnen und Hörer decken hier einen Teil der Kosten ab, aber eben bei den meisten Sendungen nur einen Teil. Einen anderen Teil wird bei fast allen unserer Shows die Werbung übernehmen.
Den Nutzen von Werbeeinnahmen solltest du nicht unterschätzen – auch wenn du schreibst, dass du sie “hasst”: Zum einen ist es von unseren Hosts eine Art Solidaritätserklärung den finanziell schwächeren Sendungen gegenüber; überschüssige Einnahmen aus der einen Sendung sollen auch die andere Sendung finanzieren, die vielleicht nicht so ein zahlungskräftiges Publikum hat, aber einfach eine tolle Sendung ist. Und zum anderen erlauben uns Werbeeinnahmen, auch einfach mal richtig “schöne” Dinge zu machen, die wir uns sonst nicht leisten könnten – zum Beispiel der Wochendämmerung ein neues Cover zu schenken. Ist das nicht toll geworden? Hat aber natürlich auch einiges an Geld gekostet. Und das soll es auch. Kreative Arbeit muss gut bezahlt werden.
Im Prinzip war das einer der beiden Grundimpulse, dieses Label hauseins zu gründen: Podcastmachern die Finanzierung ihrer kreativen Arbeit zu ermöglichen! Daran glauben wir ganz fest, und wir hoffen auch werbekritische Hörer wie dich da mit ins Boot holen zu können. Ja, Holger macht immer seine Witzchen, dass er mit der Sendung reich werden wird. Aber das sind eben: Witzchen.
Zu deiner Frage also: Wer an die Wochendämmerung spendet, unterstützt direkt die Arbeit von Holger und mir. Je eher wir auf andere Jobs verzichten können, desto mehr Zeit können wir in die Sendung stecken und noch mehr Service drum herum anbieten. Wer spendet, bekommt Zugang zu einem eigenen werbefreien Feed. Und jeder Werbekunde, den wir gewinnen können, unterstützt wiederum das ganze Projekt hauseins und die Idee, Podcastmachern ihre Leidenschaft auch bezahlen zu können.
Ganz liebe Grüße!
Katrin
Vielen Dank Katrin für die ausführliche Antwort.
Das ihr eine Menge Zeit und Arbeit in den Podcast steckt, wollte ich gar nicht bezweifeln und ich würde es euch auch gönnen, unter Palmen in der Karibik zu Podcasten (ab 30k im Monat dann, oder? 😉 ).
Ich interpretiere den letzten Absatz der Antwort mal als: Ihr wollt auch in Zukunft zweigleisig fahren, und – jetzt mal sehr negativ ausgedrückt – die Werbung ist keine „Drohung“ das die Zuhörer mehr Spenden sollen oder fall-back Lösung, sondern ein fester Bestandteil der Finanzierung.
Dagegen ist natürlich auch nichts einzuwenden, ich persönlich fände es etwas schöner, wenn es anders geht.
Danke für die Transparenz, diese erhöht meine Spendenbereitschaft durchaus und ich hoffe das ihr das auch weiterhin gestemmt bekommt.
Liebe Grüße
Jonathan
Zum Thema Obdachlosigkeit habe ich einen Artikel gelesen: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-03/finnland-soziale-gerechtigkeit-grundwohnen-juha-kaakinen-interview
Sehr schön finde ich den Gedanken (darf ich so viel zitieren?): „Normalerweise müssen Obdachlose erst ihr Leben auf die Reihe kriegen, um wieder eine eigene Wohnung zu bekommen. Wir machen das andersherum.“ Und ich habe mir beim Lesen gedacht, dass das doch eine wunderbare Aufgabe für Herrn Seehofer und das Heimatministerium wäre. Ein Zuhause und Geborgenheit für alle – zumindest möchte ich das unter dem Begriff „Heimat“ verstehen.
Einen lieben Gruß
Hey Holgi,
ich habe dich so verstanden, dass du glaubst, dass die Gefahr bestünde, dass alle, denen es in diesem Land hier besser gehen würde als in ihrem eigenen, dann hier auch leben wollen würden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mensch bereit ist, so einfach woanders ein neues Leben zu beginnen, nur weil es dort vielleicht ein wenig oder sogar viel besser sein könnte. Die Heimat zu verlassen ist ein sehr großer Schritt, der nicht einfach so getan wird. Ich glaube, dass der Gedanke, die BRD könnte „überströmt“ werden, auch nur wieder auf einer Angst beruht, die unbegründet ist. Und mir scheint, dass die Vorstellung davon wie es ist die eigene Heimat zu verlassen, dieser komplexen und schwierigen Entscheidung nicht gerecht wird.
Liebe Grüße
Katha
Alle ganz sicher nicht, das ist bloß, was die Rechtsextremen fabulieren. Wir haben 2015 allerdings einen Eindruck davon bekommen, was an Zuzug möglich ist. Wenn wir eine solche Menge Menschen regelmäßig ordentlich versorgen wollten, müssten wir halt in ganz anderen Dimensionen denken als wir uns das bisher eingestehen. Ich wäre ja nicht dagegen, jedes Jahr ne Million aufzunehmen – ich möchte nur bitte, dass wir vorher geklärt haben, wie wir das anstellen.